Die Kalksandziegel und der Kalksand Pistebau. — Kunststeine als Ersatz für Ziegel.
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oͤhne daß es irgendwelche nennenswerthe Verbreitung gefunden
hat, legt Zeugniß für vorbesagte Behauptungen ab.
(Wie später noch näher beleuchtet wird, hat Olschewsky
Berlin dieses Patent im Miai d. Is. von Pfeifer gekauft.)
Alle in dieser Schrift besprochenen sowie alle sonst irgendwie
»ckaunte Verfahren haben wohl eine, wenn auch noch so geringe
weseutliche Ausdehnung nicht gefunden und sind zum großen
Theil der Vergessenheit anheimgefallen. Taß trotzdem immer
ind immer wieder auf neue Verfahren hingearbeit wurde und
bedeutende Rapitalien zur prattischen Turchführung derselben ge—
opfert wurden, zeigt, welch reges Interesse man dieser Sache
ezutgegenbringt, und wie man seit 50 Jahren bestrebt ist, auf
diesent Gebiete sowohl in Bezug aus Qualität als auch in Bezug
auf Billigkeit das Vollkommenste zu erreichen.
Wernn man in Betracht zieht, daß entgegen aller Versuche
und entgegen aller bisherigen Verfahren ein thatsächlich brauch—
»arer Stein der allen Anforderungen, die man an einen guten
Stein, zu stellen gewohnt ist, entspricht, bisher nicht erzielt werden
könnte, so kann es nur mit Genugthuung begrüßt werden, daß
dieses Problem nun endlich mit voller Sicherheit gelöst ist. Mit
boller Sicherheit kann man deswegen sagen, weil der Stein,
von dem hier gesprochen wird, die Feuerprobe bereits hinlänglich
destanden und bei Behörden und Privaten bestens eingeführt und
eine günstige Aufnahme gesunden hat, wovon eine Reihe von
VBanten und Fabriken Zeugniß ablegen.
Dieser Stein, der mit vollem Recht als der Zukunftsstein, als
die Krone der Baumaterialien bezeichnet werden kann, und der
derufen ist, sür jetzt und alle Zeiten eine große hochbedeutende
solle zu spielen, wurde zuerst im Jahre 1896 von mir in
St. Johann a. d'e Saar hergestellt, und zwar auf höchst einfache
Weise. Ralkhydrat und Sand u s. w. wurde zu Steinen ge—
tormt und die Formlinge sodann, ohne augetrocknet zu werden,
irekt in Truckkesseln unter hochgespanntem überhitzten Dampf
u wenigen Stunden so erhärtet, daß Druckfestigkeiten bis zu
IB per 4 erzielt werden koöonnten. Nach dieser Be—
jandlung waren die Steine sofort zum Versandt und zum Ver—
nauern fertig. Alles Nähere besagen Atteste ꝛc, die auf Ver—
angen zur Verfügnng stehen. Im llebrigen ist in letzter Zeit
o viel über Kalksandsteine gesprochen worden, daß es unnöthiag
st. hochmals naher auf dieselben zurückzukommen.
Die erste Anlage in St. Johann, die, wie schon früher be—
nerkt, erstmals nach Patent Neffgen eingerichtet werden sollte,
var naturgemäß nicht das, was es sein sollte. Es mußten dort
uust viele und kostspielige Versuche nnternommen werden, die ein
nmormes Kapital verschlangen.
Judem war die Pressenfrage eine brennende geworden. Die
Dorstener Presse, die heute allerdings eigens für die Kalksand—
teinfabrikation ausprobirt worden ist, hatte damals den Fehler,
daß sie nur Steine mit Luftschichten (sog. Platteu) hervor—
»rachte, und daß die Stempel öfters klebten. (Diese
Mängel find jedoch inzwischen behoben) Die Bernhardische Presse
Filenburg, die nunmehr cufgestellt wurde, war sehr empfindlich,
»s kamen permanent Brüche in solchem Maaße vor, daß durch—
chnitilich nicht au Z200 Steine pro Tag gefertigt wurden. Die
Presse wurde außer Betrieb gesetzt und ist dorten heute noch ab⸗—
zugeben.
Später erst wurde eine Presse zur Aufstellung gebracht, die
hren Zweck erfüllte.
Außer in St. Johann wurde die Fabrikation der Kalk—
andziegel nach meinem Verfahren von den Ostfriesischen Sand—
teinwerken in Leer i. O. und in den früher nach Neffgen
arbeitenden Fabriken Borkum und Norderney aufgenommen. Ob—
vohl die jetzt dorten erzickten Steine an Qualität Nichts zu
vünschen übrig lassen, so ist es doch naturgemäß, daß eine Anlage,
die erst nachträglich sür mein Verfahren umgewandelt werden
nußte, keine MRusteranlage sein kaun. Eine weitere Anlage im
Rheingebiet wurde in Budenheim b. Mainz im Maisd. Is. in Betrieb
genommen. Dortselbst sind bis heute eine große Anzahl Steine
zefertigt worden, die alle schlanken Absaß fanden Wenn man
»cdenkt, daß alle neuen Fabriken in den ersten zwei bis drei
VPdonalen mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, so muß es
mmerhin verwundern, daß trotz alledem das sehr große Quantum
Steine ohne Anstand bei Behörden und Privaten schlanken Ab—
atz gefunden hat. Nicht nur das, die Budenheimer Anlage
cicht lange nicht aus, die Nachfrage zu befriedigen, weshalb eine
sieihe neuer Anlagen im Rheingebiet alsbald erbaut werden
ollen. Auch zu Brandmanern sind die Steine Seitens des
ßroßh. Ministeriums zu Tarmstadt (wie in Preußen) erprobt,
ind als sehr gut und zu allen z3zwecken zulässig befunden worden.
vss unehenfsächlich kann uoch hemerkt mwerden daß die MPalier—
teine in Budenheim-Mainz mitunter mit 17 Mik. pro Mille ver—
auft werden, gewiß einer der niedrigsten Preise, die in Deutsch—
rand überhaupt gezahlt werden.
Es erübrigt nun noch, anzuführen, daß auch in Deutschland
ruf Grund der Budenheimer Anlage eine große Reihe von neuen
Aulagen im Bau und im Projekt sind, Die Auslandspatente
ind bereits größtentheils vergeben. Beispielsweise sind zwei
Lrojekte bezw. Anlagen vorgesehen, um täglich je 200 000, im
zdahre 60 Millionen Steine zu produziren. Eine derartige An—
age soll dem Voranschlag zu Folge an 300 000 Mek. kosten,
habei sich aber in den ersten zwei Jahren mindestens vollständig
»ezahlt gemacht haben.
Daß auf Grund dieser beispiellosen Erfolge der Neid sich
»reit machte und sogen. Nacherfinder zeitigte, ist daher nicht
Wunder zu nehmen. Ein Heer Berliner Interessenten, die den
Redakteur Olschewsky der vierzehrtäglich erscheinenden Zeitschrift
„Ziegel und Cement“ zu Berlin vorschoben, stellten es sich zur
ALufgabe, mein Patentverfahren zu Fall zu bringen und dann
ür sich zu beanspruchen. Um dem Fernstehenden ein möglichst
jetreues Spiegelbild vorzuführen, soll die ganze deutsche Patent—
ingelegenheit nunmehr auch hier der Wahrheit entsprechend be—
euchtet werden.
Ich meldete im Jannar 1897 ein Patent zur Herstellung
»on Kalksandsteinen beim Kaiserl. Patentamt an. Daraufhin
erfolgte ein Vorbescheid, den rechtzeitig zu beantworten ich durch
»inen dedauerlichen Umstand verhindert wurde. Es wurde des—
)alb unter Berücksichtigung des Anmeldedatums der ersten Patent—
jachsuchung unterm 12. Mai 1897 ein neues Patentgesuch ein—
ereicht. Auf Grund desselben uad zur Prüfung der von mir
seltend gemachten Angaben wurde sodann seitens des Kaiserl.
Zatentamts eine Expertise ernannt, die aus den Herren Reg.—
ath Dr. v. Dechend und Dr. Lehne gebildet war. Die Er—
ertise fiel güustig aus und bestätigte im Uebrigen, das, was ich
ehauptet hatte, weshalb alsbald die Auslegung, (also die An—
rkenuung der Patentfähigkeit des beanspruchten Verfahrens) be—
hylossen wurde.
Während der zwei Monate betragenden Auslage einer
zatentnachsuchung kann bekanntlich Jeder, sei er wer er will,
rinspruch erheben. Der Einspruch muß Seitens Kais. Pateut—
imtes verhandelt werden, ganz gleich, ob er für gerechtfertigt be—
unden wird, oder nicht. Selbstverständlich ist durch diese Be—
timmung denjenigen Leuten, die Interesse daran haben, Patent—
iachsuchungen hinauszuziehen, Thür und Thor geöffnet.
Auch in diesem Falle konnte es nicht ausbleiben, daß von
zewissen Seiten Opposition gemacht wurde.
Kunststeine als Ersah für Ziegel.“)
In einer großen Zahl technischer Zeitschriften wird neuer—
ings den aus Schlacke oder Sand mit einem entsprechenden
Zindemittel hergestellten Steinen eine Reihe günstiger Eigen—
chaften nachgerühmt, und sie werden als Ersatz für Ziegel auf
zas Wärmste empfohlen. Im Ziegel besitzen wir aber einen
anz vortrefflichen Baustoff, der bei vielseitiger Behaudlung den
erschiedenartigsten Anforderungen vollkommen gerecht zu werden
ermag; ein Ersatz für ihn sollte daher nur dort eintreten, wo
Hesentliche Ersparnisse gemacht werden können, ohne den je—
veiligen Zweck des betreffenden Baumerkes oder Bautheiles zu
chädigen.
Andererseits verdient jeder brauchbare Ersatz für den Ziegel
ver Würdiguung, da vielerorts die zur Backsteingewinnung voll—
ommen geeigneten Thonlager bereits stark im Schwinden be—
zriffen sind, oder für derartige Ländereien noch solche hohe Preise
Jezahlt werden müssen, daß nur die Herstellung von feineren
vrzeugnissen, wie Klinker, Dachziegel, Verblendsteine und dergl.,
roch als lohnend bezeichnet werden kann. Nimmt die Aus—
jutzung dieser Thonlager in der Weise zu, wie es während der
etzten Jahrzehnte in Deutschland der Fall gewesen ist, dann
dürfte in vielen Gegenden in absehbarer Zeit Mangel an geeig—
ijetem Rohstoff für die Ziegelerzeugung eintreten.
Bei richtiger Wahl der Bindemittel, sorgfältiger Bearbeitung
)er Rohstoffe und entsprechender Behandlung der fertigen Steine
assen sich sowohl aus reinen Schlacken aller Art, wie aus Sand
Frzeugnisse gewinnen, die nach vielen Richtungen Ersatz für
ziegel bieten, aber keineswegs alle Zwecke so vollkommen zu
rfüllen vermögen. wie diese. Wohl gelinat es Steine von der
itschris ie NArchiftektelr und Woonieneneien sntrniin