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Bautechnische Rotizen. Vermischtes.
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des Kaufvertrages nicht erklärt habe, er verzichle auf die Vildung
jenes Briefes nur der Kostenersparniß wegen, und hieraus könnte
nicht gefolgert werden, daß die Unabtretbarkeit der Kaufgeld—
forderung verabredet sei. Endlich kann Bekl. die Bildung des
Briefes auch nicht deshalb verweigern, weil er gegen die Ver—
käuferin Ansprüche auf Gewährleistung habe. Denn diese werden
ihm dadurch, daß er den oAbh., der die Hypothek selbst schon
durch die Cession erworben hatte (S 64 des Pr. E. E.G.), zu
der Umschreibung in den Stand setzt, nicht genommen. Hält
Bekl. einen besonderen Schutz für jene Ansprüche nöthig, so kann
er die Eintragung einer Vormerkung bewirken (vergl. 8 38
Abs. 2 das.), darf jedoch nicht durch Vorenthaltung des Hypo—
thekenbriefs die Hypothek selbst dem Verkehr entziehen. EIrtheil
des Reichsgerichts V. 269,97 v. 16. Februar 18938. Milgetheilt
in der Deutschen Juristen-Zeitung vom 1. 8. 98 von Rteichs—
gerichtsrath Planck, Leipzig)
Gebrauchsmusterschutz. Das Reichsgericht hat letzthin
eine für weitere Kreise bedeutsame Entscheidung gefällt, durch
welche in unzweideutiger Weise präzisint ist, welche Dinge unter
„Gebrauchsmusterschutz“ gestellt werden können. Eine Baufirma
hatte „eine feuersichere tragfähige Deckenkonstruktion,
welche ohne Anwendung einer Schalung durch Umhüllung eines
Eisengerippes mit Cement erhalten wird“, zum Gebrauchsmuster—
schutz angemeldet. Der hiergegen von dritter Seite erhobenen
Loͤschungsklage hat, nachdem die Vorinstanz zu Gunsten der be—
klagten Firma entschieden hatte, das Reichsgericht als letzke
Instanz nunmehr ohne weiteres stattgegeben. Iu der Urtheils—
begründung wird ausgeführt, daß die fragliche Deckenkonstruktion
weder als Arbeitsgeräth noch als Theil eines solchen, noch als
Gebrauchsgegenstand anzusehen sei, wie es das Gesetz vom
l. Juni 1891 fordere. Für unbewegliche Sachen und integrirende
Zubehörtheile solcher könne ein Gebrauchsmusterschutz nicht zu—
gebilligt werden, weil sich aus einer solchen Zubilligung einmal
Folzerungen ergeben, die mit dem Sprachgebrauch, insbesondere
dem Begriff „Gebrauchs“gegenstand in direktem Widerspruch
stehen würden, andererseits aber es auch über die wirthschaftlichen
Bedürfnisse, die die Einführung des Gebrauchsmusterschutzes noth—
wendig gemacht haben, weit hinausginge, Gegenstände, wie die
heregte Deckenkonstruktion in den Rahmen des Gesetzes hineinzu—
ziehen. Es würde dann auch das Gesetz sich auf jede Art von
Baukonstruktion usp. anwenden lassen, was aber doch wohl
niemals im Sinne des Gesetzgebers gelegen habe, da es sich bei
Gegenständen wie die Deckenkonstruktion doch zumeist um ein „Her—
stellungsverfahren“ handle, welches, soweit es neu, durch ein zu
erwerbendes Patent geschützt werden kaun, und wobei ein Muster—
schutz deshalb nicht in Frage fommt (Thonindnustrie-Zeitung)
desektes ein Pfeiler derartig ein, daß die Gewölbe sowohl, als auch die
daraufstehenden Stockwerkpfeiler theilweise in der Luft hingen. Die
Untersuchung ergab, daß der Grund um den einen Pfeiler herum, als auch
zum Theile unter dem andern unterwaschen und angeschüttet war; gewach—
sener Boden fand sich erst unter anderen Pfeilern vor. Um das Gebäude zu
erhalten, mußte der Druck des Pfeilers auf diese fundirungsfähigen Stellen
durch Traversen übertragen und ein Ausgleiten dieser neuen Fundaments;
tellen durch Ausbetonirung der ganzen Kellerfläche verhindert werden.
Die Last, welche der eine Pfeiler zu tragen hatte, stellte sich nach durch—
zeführter Aufnahme und Berechnung auf rund 709 ,. Nachdem ich durch
Auftrag des Herrnek. und k. Oberstlieutenant Rudolf Gall das Gutachten
und die statische Berechnung vorgelegt hatte und selbe von obengenanntem
Herrn Departement-Chef gebilligt waren, wurde ich mit der Inangriff
nahme dieser Rekonstruktionsarbeit unter Leitung des Herrnuk. und k
Hauptmanns Richard v. Schmidt betraut. Die Durchführung gestaltete
sich insofern schwierig, als die von Seite des Wiener Stadtbauamtes ein—
gebrachte und sehr sachlich angeordnete Pölzung nur successive durch die
Neuherstellung ersetzt werden konnte und sich hierbei einige recht kritische
Augenblicke ergaben. Von besonderem Interesse ist der Umstand, daßst
troß dieses Pfeilerbruches dder innere Ausbau nicht einstürzte; es ist dies
nur durch die Annahme erklärlich, daß das Mauerwerk sich wie eine
somogene Masse verhielt, somit wie ein Hebel wirkte.
Bau⸗Ingenieur Carl Stigler, Stadtbaumeister.
Vermischtes.
Am 13. November 1888 bestimmte die Stadtverordneten-Versammlung
von Mainz, das zwischen der projektirten Mainz-Wiesbadener Vahnlinie
und der Wallstraße gelegenen Gelände zur Erbanuung des Schlacht⸗
und Viehhoses. Für die Gesammtanlage wurde eine Fläche von ca.
10 00)4 für nöthig erachtet. Sofort trat die Stadt in die Erwerbung
des Terrains ein und kam mit einem Kostenanfwand von ca. 550 088Mkt.
in den Besitz des Geländes, eine Ausgabe, der alsbald eine weitere in
der Höhe von ca. !/4 Million für einige Im hohe Kiesanschüttung nebst
vorheriger Aushebung des sumpfigen Lehmbodens folgte. In Folge dessen
beanspruchten die Substruktionsarbeiten einen ebenso kostspieligen wie
langwierigen Aufenthalt und erst im Jahre 1896 erhielt das Unternehmen
eine raschere äußere Entwicklung und wurde auf Antrieb der Bauleitung
mit Unterstützung der Innung in den beiden letzten Jahren derart gefördert,
daß die gewaltige Schöpfung nach dem Projekte des verstorbenen Stadt—
baumeisters, Geh. Baurath Kreißig, nunmehr dem Betriebe übergeben
werden kann. Der denkwürdige Akt fand am 13. v. M. statt. Dazu
hjatten sich eine große Anzahl geladener Gäste, darunter Staatsminister
Rothe, eingefunden. Die sämmtlichen Gebäude des Etablissements waren
mit Guirlanden und Fahnen geschmückt und besonders der Vorhof, in
welchem die akademische Feier abgehalten wurde, durch die Stadtgärtnerei
prächtig hergerichtet. Der Leiter des Baues und Schüler von Meister
treißig. Bauinspektor Gelius, betrat zuerst die Tribüne und gab einen
Ueberblick über die Bestimmung der Anstalt und die Leisiungen der darin
beschäftigt gewesenen Mitarbeiter, welch Letzteren er seinen Dank aussprach.
Hierauf wurden die Schlüssel an den Oberbürgermeister Dr. Gaßner über—
geben, welcher in längerer Rede die Geschichte des Baues eines Schlacht—
und Viehhofes in all seinen verschiedenen Instanzen seit Anfang dieses
Jahrhunderts gab und daran einen Ueberblick über die Einrichtungen schloß.
Es folgte ein Rundgang durch die weiten Räume zur Anlage. Dieselbe
ist in zwei Flügeln, Viehhof und Schlachthof, um das sich die in der Mitte
defindliche Börse und Gasthofsgebäude, welches zugleich die Bestimmung
eines Hotels vertritt, gruppirt. An der rechten Seite erscheinen die aus—
Jedehnten Markthallen für Groß- und Kleinvieh angeordnet, während in
der linken Abtheilung die verschiedenen Schlachthallen und Kühlräume,
Wasserthurm, Maschinen- und Kesselhäuser, Fett- und Häutehallen nebst
der, aus sanitären Rücksichten, dahin verlegten Markthalle für Schweine
sich befinden. Im Viehhof sind die Ausladerampen für Großoich (aus—
chließend die direkte Bahnverbindung), die Stallungen (200 Stück Groß—
dieh), die Markthalle für Großvieh (da. 500 Standplätze) und die Markt—
halle für Kleinvieh (ca. 800 Plätze) angebracht. Der Schlachthof umfaßt
die Schlachthalle für Schweine, durch eine Straße getrennt von der Markt⸗
halle für Schweine (750 Stück), die Schlachträume für Groß- und Klein—
bieh (durch Transportgleise mit dem Kühlraum und darunter befindlichen
Pöckelkeller verbunden), Maschinenhaus mit zwei Dampfmaschinen von je
104) Pferdekräften für die Kühlanlage und die Lichterzeugung ꝛe., sowie
die Freibank. In geschlossenen Gebäuden sind Seuchenhof und Pferde—
schlachthaus untergebracht. Wohnungen für Beamte sind 15 vorhanden
Die ganze Anlage kostet ca. 3 Millionen Mark. Nach dieser Besichtigung
der mit dem Centralbahnhofe und dem Hafen durch einen Stchienenstrang
in unmittelbarer Verbindung stehenden Anlage, welche unbeschadet ihrer
heutigen praktisch einheitheitlichen Plandisposition jederzeit vergrößert und
nach den Bedürfnissen der Stadt erweitert werden kann, versammelten sich
die Eingeladenen, ca. 249 an der Zahl, im Wirthschaftsgebäude zu einem
von der Stadt gegebenen Frühstück.
Zukünftige Taktik bei Streiks und Lohnbewegungen
Das Bundeskomitee des schweizer Gewerkschaftsbundes hat beschlossen, dass
in Zukunft kein Streik mehr aus der Gewerkschaftskasse unterstützt werde
an welchem das Bundeskomitee als letzte Instanz nicht unterhandelt habe.
Es wurde in der Diskussion geltend gemacht daß in den letzten Jahren
viel Geld erspart worden wäre, wenn nicht viele Sektionen so leichtsinnic
in Streiks eingetreten wären
Lautechnische Uotizen.
Ueber die Berliner Parkettfabrikation sagt der Jahresbericht
der Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft pro 1837 Folgendes: War
schon nach jahrelangem Sinken der Preise im Bericht pro 1896 eine
kleine Aufbesserung zu verzeichnen, so kann vom Jahre 1897 erfreulicher—
weise gesagt werden, daß ein Rückschlag nicht eingetreten ist. Wenn die
Preise auch noch nicht in dem Maaße gestiegen sind, wie es der Parkett—
Industrie, welche eine Reihe von Jahren unter widrigen Verhältnissen zu
leiden hatte und nun der Erholung sehr bedürftig ist, zu wünschen wäre,
so kann man doch, dank der Beharrlichkeit und Energie der größeren
Fabriken, bezw. solcher Fabriken, die bessere Qualitäten liefern, von einer
in der Gefundung begriffenen Lage sprechen, obwohl der Konsum der Vor—
jahre — wenigstens in Berlin — kaum überstiegen wurde. Eine geringe
Zunahme des Bedarfs mag in den industriereichen Gegenden des west—
lichen Deutschlands zu verzeichnen sein, welcher Umstand auf die gesammte
Situation nicht ohne Einfluß geblieben ist. In der Hauptsache aber ist
die Wendung dem Steigen der Preise des Rohmaterials zuzuschreiben,
welches nicht allein zum Schluß des Jahres feste Tendenz hatte, sondern
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lang war die Einfuhr amerikanischer Hölzer, von welchen man sich mehr
versprach, als sie in Bezug auf Qualität bieten. Die Folge davon ist,
daß gute europäische (insbesondere deutsche und slavonische), Eichenhölzer
im Preise anziehen. Was speziell den Berliner Markt anbetrifft, so sind
die Verkaufspreise für fertige Boden im Verhältniß zu den Holzpreisen
immer noch als zu niedrig zu bezeichnen; diese niedrigen Preise werden
auch nicht eher weichen, als man in Berlin von der Verwendung minder—
werthiger Qualitäten ganz absieht. Es wurden je nach Qualität erzielt
5,25 bis 5,75 Mk. für eichene Stabböden, 8,00 bis 8,50 Mk. für eichent
fournirte Parkettböden. Es ist jedoch mit Sicherheit anzunehmen, daß
die Preise, welche sich von den vorjährigen nicht unterscheiden, in Zu—
kunft in die Höhe gehen müssen.
Pfeilerbruch im Gebäude des Kriegsministeriums. Im
August d. J. stürzte im Keller des Kriegsministeriums in Wien, an der
Ecke der Boaner- und Seitzergasse, als indirekte Folge eines Wasserleifungs