89 Jahresbericht pro 1897 des Vereins der Berliner Grundstücks- und Hypoihekenmakler. — Hausentwässerungs-Anlagen. 90
mehr an den Markt; Refleltanten schreckten aber zumeist vor den
vielen Miethsparteien zurück, fanden dort auch selten jene Aus—
stattung, wie bei Häusern in anderen Gegenden. Umsätze sind
hier vielfach auf Tausch gegen Villen, Rittergüter, Hypotheken
und sonstige Objekte zurückzuführen und solche Geschäfte sind auch
im letzten Jahre vielfach gemacht worden.
Jedenfalls ist mit Freuden zu verzeichnen, daß die rückgängige
Bewegung in den Miethen aufgehört hat, daß solche in den neuen
Straßenzügen des Westens sogar angezogen, daß die Anzahl der
leerstehenden Wohnungen geringer geworden und daß auch die
Subhastationen nachgelassen haben. Diese Umstände in Verbin—
dung mit den zahlreichen Straßen-Erweiterungen, welche die
Stadtbehörde plant, und den vielen neuen Verbindungsmitteln,
die in Aussicht stehen, lassen auf eine weitere günstige Entwicke—
lung des Grundbesitzes schließen.
Das Geschäft in erststelligen Hypotheken entwickelte sich im
Jahre 1897 in ausgedehntem Umfange. Das vorhandene Material
bestand zum größten Theil aus abgelaufenen Hypotheken, welche
zur Herabsetzung des früheren Zinsfußes, theilweise auch gleich—
zeitig zur Verschmelzung mehrerer Stellen zu einer einzigen, ersten
— an den Markt kamen. In vielen Fällen ist diese kombinirte
Operation, zum Vortheil der Hausbesitzer, gelungen. Die durch
Neu- und Umbauten entstandenen Neubeleihungen haben dagegen
die vorjährigen Beträge kaum crreicht. Nur im modernen Westen,
sowie bei den neuentstandenen Waaren-Geschäftshäusern und
Hoͤtels im Herzen der Stadt sind belangreiche Umsätze hierin zu
—EV
Quartal flott arbeiteten, ließen in Folge des schwachen Pfand—
brief-Absatzes im ferneren Verlauf des Jahres in ihrer Thätigkeit
erheblich nach und wirkten dadurch lähmend auf das Geschäft.
Eine allererste füddeutsche Hypothekenbank, welche durch die Her⸗
gabe großer Kapitalien imponirte, war sogar im letzten Quartal
gezwungen, ihren Geschäftsbetrieb hierselbst ganz einzustellen.
Ueber die Ursachen des geringen Absatzes der jetzt fast allerwärts
auf 31/3 pCt. konvertirten Pfandbriefe ist in letzter Zeit viel ge—
schrieben und meistentheils die Aversion des Publikums gegen den
dreieinhalbbrozentigen Typus ins Feld geführt worden. Wir
glauben jedoch, daß bei der außerordentlichen Solidität, mit
welcher die Deutschen Hypothekenbanken geleitet werden, sich die
unst des anlagesuchenden Kapitals baldigst diesen Papieren,
insbesondere bei dem jetzt ermäßigten Kours, wieder zuwen—
den wird.
Der Zinsfuß für erststellige Hypotheken bewegte sich zwischen
31/1 und 415 pEt. Gelder à B31/ pCt. waren nur in Posten bis
ꝛa. 300 000 Mk. und auch nur zu streng pupillarischen Grund—
sätzen auf Wohnhäuser und nicht über die Hälfte der amtsgericht—
lichen Taxe oder die Hälfte der städtischen Feuerkasse erhältlich.
Guͤte Stadtobjekte mit günstiger Lage, innerhalb der zehnfachen
Brutto⸗Miethe, sür Private, Stiftungen und Versicherungs-Ge—
sellschaften geeignet, bedangen 3/5 —81/4 pCt. Die Hypolheken—
banken forderten und erzielten im ersten Semester 37/324 pCt.,
im zweiten Semester 393—421 pCt. bei einer entsprechenden
Provisionsberechnung. Für Baugelder wurde durchschnittlich
5 pCt. Zinsen und 1pCt. Bankprovision bezahlt. Erste Vor—
ortẽ⸗Hypotheken, namentlich sofern sie die westlichen Vororte be—
trafen, notirten 4-42 pCt., Terrain-Hyporheken, aber nur bei
hevorzugter Lage des Objektes und zweifelloser Bonität des Be—
sitzers, A— 5 pCt.
In zweiten Hypotheken vollzog sich die im vorletzten und
letzten Jahre fortgesetzte Reduktion des Zinsfußes auch im jetzt
abgelaufenen Jahre; der früher übliche Zinssatz von 5 pCt. ließ
sich in den seltensten Fällen aufrecht erhalten und während vor—
dem nur die Besitzer besser gelegener Grundstücke hiervon profi—
tirten, kommt dies jetzt fast den gesammten Interessenten zu Gute,
insbesondere dort, wo die vorstehenden Hypotheken die '“, Grenze
des wirklichen Werthes nicht übersteigen. Hinter mäßigen
Sunmen und hinter städtischen Pfandbriefen — was jetzt aller—
dings nur selten vorkommt — war Geld von / pCt. an vor—
handen, während der sonst ganz allgemeine Satz von 43— 4*.PCt.
zu einem ziemlich lebhaften und schlanken Geschäft führte. Auch
den westlich angrenzenden Straßenzügen — aber nur soweit
solche zum Berliner Postbezirk gehören, — war gegenüber früheren
Vorurtheilen Kapital zu diesem Satze in ausgedehntem Maaße
zur Verfügung gestellt.
Nichtsdestoweniger tauchten von Zeit zu Zeit hoch auslaufende
zweite Hypotheken am Markte auf, die, wenn sie nicht für beste
Gegend gefordert wurden oder die Bonität des Eigenthümers
eine zweifellose war, schwieriges Unterkommen und dann nur zu
erhöhtem Zinsfuß fanden.
Das Gros des Koapitalisten-Publikuus zog den geringeren
Zinsfuß dem Risiko vor und aus diesem Grunde blieb Manches,
namentlich auf Grundstücke der nördlichen Stadttheile, unbegeben.
Die in früheren Jahren allgemein gestellte Kondition „in guter
Gegend und innerhalb städtischer Feuerkasse“ war gar nicht meh
oder nur ganz vereinzelt zu erfüllen.
Zu wünschen ist nur, daß die Gesetzgebung nicht durch einen
„vermeintlichen Schutz der Bauhandwerker“ in das Wesen des
Hypotheken-Kredites eingreift und hierdurch alle Hoffnungen zu
Schanden macht. Denn, wenn der soeben erschienene Entwurf
Besetz werden sollte, dann kann weder gebaut, noch Geld hierzu
zeliehen werden; der „Schutz“ ist vielmehr. an ganz anderer
Stelle zu suchen, also „Videant consules“.
Allen Interessenten ist aber auch abzurathen, auf markt—
schreierische Angebote, die keinen reellen Hintergrund haben
können, einzugehen, da sie sonst leicht, wie dies so oft vor—
gekommen ist, Schaden erleiden
Der Vorstand
Gustav Thölde.
Hausentwässerungs-Anlagen.
Die Solidität der Ausführung derselben und die Einrichtung des
Reparatur-Monteurs.
Eine der jährlich regelmäßig wiederkehrenden Ausgaben im
Budget des Hausbesitzers ist solche für Reparaturen an der
Hausentwässerungs- und Wasseranlage, und zwar meist dieienige,
welche die höchste Ziffer ausweist.
Bei der billigen Miethskaserne, wo diese Kosten meist vom
dauswirth auf den Miether abgewälzt werden, fällt dieselbe
weniger ins Gewicht, macht sich aber beim Bewohner des Ein—
'amilienhauses sehr geltend.
Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir der Institution des
hilligen Etägenhauses die Schuld an der häufig sehr fragwürdigen
Ausführung solcher Arbeiten überhaupt zuzuschreiben haben; je
billiger der Häuserspekulant zu solcher Arbeit kommt, um so
hesser für ihn, zunächst trägt der Miether den Schaden und beim
Verkauf der neue Eigenthümer oder dessen Miether. Es ist ge—
adezu erstaunlich, wie erheblich billiger sich solche Anlagen durch—
chniftlich in Deutschland gegenüber England und Amerika stellen,
richt etwa nur der größeren Eleganz wegen, welche in diesen
etzteren Ländern beansprucht wird, sondern wegen der erheblich
geringwerthigeren Ausführungsweise bei uns. Gilt schon der
SZpruch „Das Billigste ist auf die Dauer das Theuerste“ über—
jaupt im Baugewerbe, so am meisten aber bei der Anlage der
dausentwässerung.
Kostet die Vurchschnittsanlage einer Hansentwässerung für
ein gewoͤhnliches Einfamilienhaus an sechs bis siebenhundert Mk.,
'o findet man solches bei uns schon hoch, in Amerika würde man
'olch niedrige Preise gar nicht verstehen können; dort ist der
Preis einer solchen Anlage wenigstens die Hälfte höher, wenn
rnicht das Doppelte; und doch steht sich der Amerikaner am Ende
desser, wenn man die Verzinsung des angelegten Kapitals mit
Jen jährlichen Reparaturkosten vergleicht. Die ersten zwei Jahre
jseht es meist noch an, denn der Installateur hat zweijährige
Sarantie, aber dann kommt das dicke Ende nach, wie eine ein—
'ache Rechnung zeigen soll; die Zinsen von 700 Mk. zu 4 pCEt.
»etragen 28 Vitß, während der Amerikaner bei um die Hälfte
söherer Anlage 42 Mek. Zinsen zu rechnen hätte oder 14 Mek.
nehr. Im ersteren Falle wurden also währeud der ersten zwei
FJahre zusammen 28 Mk. gespart, nun aber gehen die Repara—
uren los und die sind nicht billig; 100, ja 200 Mt. an Re—
haraturkosten oder für Beseitigung von Verstopfungen ꝛc. ist nichts
Zeltenes im Jahr. Da ist ein Hahn undicht, dort läuft der
Zpülkasten des Wasserklosets in einem fort, alle Augenblicke sind
die Gesellen zur Reparatur da und ist diese Beseitigung meist
»on kurzer Dauer, oft bleibt es dann auch nicht bei der Re—
»aratur, da heißt'es dann einfach: ja der Hahn ist schlecht und
muß durch einen neuen ersetzt zwerden, Ader hat sich ] ausgeleiert
und so fort. Hätte der Bauherr von vornherein eine Mk. oder
auch nur Theile einer Mk. für den Hahn mehr angelegt, so hätte
er lange Jahre ohne Reparaturen gehalten; oder hätte er statt
der furchtbar plumpen schweren Spülkastenmechanismen, die durch
ihre Komplizirtheit alle Augenblicke versagen und in Unordnung
gerathen und die so schwer gehen, daß ein Kind sie kaum in
Funklion setzen kann, einen englischen oder amerikanischen Appa—
rat genommen, der nur wenige Mt. theurer kommt, sogäbeger
nicht alljährlich sein schönes Geld für Reparaturen aus, die den
Apparat nur noch geringwerthiger, machen, sondern er, hätte sich
auch tausendfältigen Aerger gespart, ganz abgesehen von der
anschwellenden Wasserrechnung,. die ihn indirekt noch belastet. Bei