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dehrlingswerkitätlen. — Das Reißen der Fiegelsteine.
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Lehrlingswerkstätten die Ablegung der Lehrlingsprüfung nach
Maaßgaäbe der bestehenden Lehrlingsprüfungsordnung verlangt
wird, ist ganz selbstverständlich.
Ein weiteres Mittel endlich, um das neue Institut einer
Jedeihlichen Entwicklung zuzuführen, wurde in einer ent—
prechenden Kontrolle über die richtige Erfüllung der dem Lehr—
neister obliegenden Verpflichtungen, sowie über das Verhalten
und die Forischritie der Lehrlinge erblickt. Diese Aufsicht wird,
abgesehen von dem zeitweiligen Besuch der Lehrlingswertstätten
zurch einen staatlichen Beamten, den Gewerbevereinen und
Innungen übertragen werden. Diese Konirolle wird sich in
annehmbaren GGrenzen bewegen und von bureaukratischen
Maaßnahmen fernhalten.
Für Fälle fortgesetzter Vernachlässigung oder RNichter—
rüllung der von dem Lehrmeister übernommenen Verpflichtungen
sst der K. Centralstelle für Gewerbe und Handel ein ein—
seitiges Rücktrittsrecht von dem Vertragsverhältniß vorbehalten
vorden. Im Uebrigen aber soll, sofern sich über die den
Lehrmeistern obliegenden Verpflichtungen Streitigkeiten ergeben
ollten, die Entscheidung einem Schiedsgericht überwiesen werden.
Daß als solches das Gewerbegericht berufen, oder, wo ein
olches nicht besteht, ein diesem ähnlich zusammengesetztes
Schiedsgericht bestellt werden soll, wird lebhaft zu begrüßen
ein.
Man darf sich nun wohl der Einsicht nicht verschließen,
daß in den staatlich unterstützten Lehrlingswerkstätten im Ver—
Jleich zu der Gesammtzahl der gewerblichen Lehrlinge nur
eine verhältnißmäßig kleine Quote von Lehrlingen ausgebildet
verden kann. Doch wird es im Laufe der Zeit gelingen,
nittels der neuen Einrichtung eine ansehnliche Anzahl tüchtiger
HDandwerker und Handwerksgesellen heranzubilden und es
verden sich zweifellos auch solche befähigte Meister, welche
auus irgend einem Grunde mit dem Staat wegen der Aus—
dildung von Lehrlingen in ein Vertragsverhältniß nicht ein—
reten wollen, durch das Beispiel ihrer Gewerbsgenossen he—
timmen lassen, sich wieder mehr mit der Aufnahme von Lehr—
ingen zu befassen.
in' solchen Fällen nicht vorsichtig und langsam genug durchgeführt
verden, wenn man nicht in der Lage ist, sich eine der modernen
Trockenvorrichtuugen zu bauen. Und auch bei diesen soll es vor—
tommen, daß sich Risse einstellen, wenn der Trockenprozeß
inigermaaßen forcirt wird. Wird derartiger stark schwindender
Thon in Verbindung mit einem Material verarbeitet, das nur
inbedeutend schwindet, und kommt dazu noch ein stark be—
chleunigtes und ungeeignetes Vorbereiten durch sehr weit ge—
tellte Walzwerke, sodaß Knoten des fetten Materials infolge der
licht genügenden Mischung in der Masse enthalten sind, so giebt
s Risse und Sprüuge in Unmenge. Sorglose Formgebung und
Demzufolge in das Material eingeschlossene Luftbläschen sind
benfalls oft die Ursache von Rissen. Hierzu gesellt sich unter
olchen Umständen leicht noch ein Abbröckeln und Abblättern.
Dies ist nicht zu verwechseln mit solchen Fällen, wo Oel seinen
Weg zwischen die Thontheilchen gefunden hat. Die Anwesenheit
»on größeren, nicht genügend verwitterten Gesteinsüberresten und
dieselsteinen — Körpern, welche die Schwindung des Thones
zicht mitmachen — verursacht natürlich ebenfalls ein Reißen der
ziegelsteine oder sonstigen Thonwaaren beim Schwinden des
Thons während der Trocknung oder während des Brennens,
venn sie nicht etwa gar eine Formveränderung dadurch herbei—
ühren, daß sie ihre ursprüngliche Form beibehalten. Doch
ommt dieses nur bei gewöhnlicheren Waaren vor. Foreirtes
Trocknen und forcirtes Brennen im Anfangsstadium verursachen,
venn es sich um einen plastischen Thon handelt, der mr langsam
urchtrocknet, viele gerissene Waare. Es hat dies seinen Grund
arin, daß die Oberfläche des Fabrikates bald angesteift ist,
he noch die inneren Theile von der Trocknung berührt sind.
Die im Innern des Steines enthaltene Feuchtigkeit, welche unter
ziesen Umständen allmählich in Dampf verwandelt wird, kann
einen Ausweg finden, die äußeren Flächen wollen ihre Schwindung
»ollenden und können infolge des innen herrschenden Druckes
uiicht mehr nach innen schwinden und das Resultat besteht in
Rissen, die manchmal größer, manchmal kleiner sein werden und
nanchmal erst nach vollendetem Brande sichtbar sind, je nach
ade der Sache
Sehr viel hängt vom Brennen ab. Manche Thone verlangen
ine viel längere Zeit wie andere — wie es auch beim Trocknen
»er Fall ist —2- für die Vertreibung der freien oder gebundenen
Feuchtigkeit. Ein kleiner Tropfen Wasser beansprucht als
Dampf einen sehr großen Raum. Was ist deshalb zu erwarten,
venn der Dampf im Innern des Steines rascher erzeugt wird, als
der Körper denselben durchläßt? Der Dampf bahnt sich einen
Weg, manchmal aber auch recht viele Wege nach außen. und
das Resultat sind Risse,
Das Reißen der Ziegellteine.
Derjenige Ziegeleibesitzer, welcher nicht durch rissige Waare
zu leiden hat, kann sich Glück wünschen, insofern, als manche
einer Berufskollegen niemals in der Lage sind, sich in dieser
Beziehuug von Unannehmlichkeiten frei zu machen. Die Risse
und Sprünge können im Allgemeinen nicht klassifizirt werden.
Sie variiren in der Form, der Anzahl, der Größe; man hat
Risse, welche nur durch das Mikroskop wahrgenommen werden
bunen, und solche, welche man geradezu als Spalteu bezeichnen
önnte. Risse finden sich bei allen gebrannten Thonwaaren,
Jauptsächlich treten sie jedoch bei der Ziegelfabrikation zu Lage,
vwas auf die Natur des hierbei verwendeten Materials zurückzu—
führen ist. Bei Terrakotten macht sich schon eine große AÄb—
nahme der Risse bemerkbar und bei der Herstellung feinerer
Töpferwaaren endlich sind dieselben fast ganz verschwunden. Dies
könnte zu der Annahme führen, daß in Bezug auf die Risse
das Material allein die Wurzel alles Uebcls ist. Dies
rifft auch in der That für viele Fälle zu, aber nicht für
alle, denn es giebt für das Reiken der Thonwaaren auch noch
andere Ursachen.
Jeder Fall muß dabei besonders behandelt werden, da sich
eine für alle Fälle zutreffende Formel aufstellen läßt. Seht
)äufig ist Mangel an Plastizität — dah. Mangel au' Kohäsion
zwischen den einzelnen Thonpartikelchen — die Ursache des
lebelstandes. Ziegelthone leiden in der Regel am meisten, da
ie gewöhnlich zu kieselhaltig sind. Beim Trocknen uun — einer
Operation, welche stets von Zusammenziehung begleitet ist —
macht sich die NReigung der Masse zur Desintegration geltend
und die Risse sind da. In solchen Fällen sind zwei Wege zur
Abhife offen: 1. Mischung des verarbeiteten mageren Thones
nit mehr plastischem Material, oder 2. häufiges Drehen und
Wenden der Waare während der Trocknung.
Umgekehrt entstehen Risse aber auch — und dies ist der
Fall, welcher am häufigsten eintritt — wenn zu fetter Thon
nerarbeitet wird, welcher stark schwindet. Die Trocknung fann
Ziegelsteine reißen natürlich auch in Folge allzu rascher Ab⸗
ühlung. Sie sind hierzu besonders geneigt, wenn sie von fester,
zichter und leicht sinternder Natur sind. Aus weniger fein—
örnigem Material hergestellte poröse Steine können bedeutend
ascher abgekühlt werden. Es dürfte nur wenige Fälle geben,
in denen sich für gerissene Waare nicht die Spuren in der einen
»der anderen der oben angegebenen Richtungen verfolgen ließen.
kin wenig Studium und etwas Nachdenken wird in der Regel
alle Zweifel darüber beseitigen, und weiß man erst die Ursache,
o läßt sich auch für Abhilfe sorgen. Leider lassen sich eben die
Thone in der genau geeigneten Zusammensetzung nicht immer in
»er nächsten Nachbarschaft finden, und da eine Heranschaffung
ruf größere Entfernungen der hohen Transportkosten wegen nicht
durchführbar ist, wozu man sich vielleicht manchmal entfchließen
vürde, wenn durch Zusatzthone die Qualität der Fabrikate auf—
gebessert werden kann, so muß man sich eben mit den jeweiligen
Verhältnissen abfinden, so gut als es möglich ist. Nichtsdesto—
veniger giebt es viele Ziegler, welche trotz ungünstiger Ver—
zältnisse durch Einsetzung von Energie und Scharfsinn ihren
Thon vortheilhafter zu verwenden wissen, wie solche, deren Thon
gerade für diese Verwendungszwecke geeigneter wäre. Und die
derstellung von Ziegeln erlaubt sicherlich einen weiteren Spiel—
raum für die mechanische Behandlung von kieselhaltigen und
nichtplastischen Thonvariekäten, als manch anderer Arbeitszweck
hei welchem Thon Verwendung findet.