Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 58, Bd. 17, 1898)

155 Betonberritung für Kanalmauern. — Tie Fachpresse in Fachkreisen. — Wirkung der elektrischen Kabel auf Rohrleitungen. 156 
stehende Vorschriften, die wir aus der „Deutschen Bauhütte“ 
viedergeben: 
1) Alle Mauern müssen durch senkrechte Ehenen, die recht⸗ 
winklig zu den Langsflächen oder möglichst radial zu gekrümmten 
Außenfläͤchen stehen, in Blöcke zerlegt sein. Iu den erwähnten 
Fbenen soll die Festigkeit des Betons schwach sein, damit gerade 
in ihnen Risse erfolgen, die etwa durch zusammenziehung des 
Betons beim Erhärten oder durch Temperaturwechsel ver— 
ursacht werden. 
2) Jeder dieser Blöcke soll durch unausgesetztes Auftragen 
»on Beton in möglichst dünnen, wagerechten Schichten gebildet 
verden. Dabei muß jede der erwähnten Schichten gut gestampft 
ein, ehe die darunter belegene Schicht Zeit zum Erhärten findet. 
Die Arbeit muß also ohne Unterbrechung, wenn nöthig Tag und 
Nacht, fortgesetzt werden, bis der Block die erforderliche Höhe 
erreicht. Die Oberfläche wird noch geebnet und fertigaestellt, 
ehe die Erhärtung des Betons eintrittt. 
3) Es darf keine scharfe Trennung zwischen dem gewöhnlichen 
Beton im Kern und dem feineren Beton an der Außenfläche 
in einer Stärke von beiläufig 200 7N1) stattfinden. Beide 
Betonarten müssen also gleichzeitig in derselben Schicht aufge— 
tragen und gestampft werden. Die Betonmasse muß vom der 
Außenfläche bis zur Rückenfläche möglichst gleichmäßig sein. Es 
st gestattet, den Cementantheil des Betons an der Außeufläche 
zu erhöhen gegenüber demjenigen der übrigen Betonmasse. Doch 
nuß genau dieselbe Cementsorte überall genommen werden. Eine 
Veischung von Cement und Kalk oder von verschiedenen Cement— 
sorten ist unzulässig. Blöcke, welche verschiedene Cementsorten 
rhalten, müssen so eingestampft werden, daß ihre Schichten 
schwalbenschwanzförmig ineinander greifen. 
4) Es dürfen keine Oberflächen nachträglich durch Bewerfen 
geebnet werden. Nur anfangs, wenn sie noch naß sind, darf 
twas Siebsand und Cement aufgetragen und die Oberfläche, unter 
Benutzung des Richtscheides, rauh abgerieben werden. 
5) Zur Mischung der Bestandtheile des Betons darf nicht 
nehr Wasser genommen werden, als die Masse verträgt, ohne 
eim Stampfen zu kreischen. Nach der Mischung muß der Beton 
ofort aufgetragen werden; dann ist er gegen die Einwirkung der 
Sonne zu schützen und wenigstens an der Oberfiäche feucht zu 
salten, bis die Erhärtung genügend vorgeschritten ist. 
Die Fachprese in Fachkreisen. 
Es erkennt wohl heute ein jeder Intelligente an, daß die 
Presse die öffentliche Meinung darstellt und eine der größten Ge— 
valten ist. Dieses gilt nicht allein von der Tagespresse, sondern 
zuch von der Fachpresse. Auf dem Schreibtische der Gelehrten 
ind Künstler finden sich sicher neben Tageszeitungen in erster 
Linie wissenschaftliche und gewerbliche Fachzeitungen. 
Für den Maschinenfabrikanten, den Ingenieur, den Techniker, 
den Architekten, den Baumeister, den Vau-Unternehmer, den 
Maler, d Bildhauer, den Elektrotechniker ꝛc. ist die Fachpresse 
mentbehrlich. In den genannten Kreisen ist es ganz selbstver— 
tändlich, daß man die Fachzeitungen liest und, was von höchster 
Bedeutung ist, auch durch Mtitarbeiterschaft unterstützt. 
Ein jeder Kaufmann studirt täglich die Tages- und ein— 
chlägigen Fachzeitungen, wodurch ihm einzig und allein die 
HPöglichkeit gegeben ist, die wechselnden Verhältnisse und 
donjunkturen zu beherrschen und sich auf der Höhe der Zeit 
zu erhalten. 
Ja, selbst der Arbeiter hat erkannt, daß es seine Pflicht 
st, „seine“ Zeilung zu lesen und zu unterstützen, weil sie das 
zeistige Band bildet, welches die Interessen seines Standes um— 
chlingt, ohne welches eine Zerspitterung entstehen müßte und 
iein Stand jeden Einfluß auf das öffentliche Leben berlieren würde. 
Wie steht es nun in diesem Punkte in vielen Fachkreisen? 
Es lesen verhältnißmäßig sehr wenig Fachgenossen ein 
Fachblatt; man gebraucht sogar fehr häufig die Bemerkung, ich 
zabe keine Zeit, die vielen Fachblätter zu lesen, solche, die ihr 
Fachblatt aber durch Mitarbeiterschaft unlerstützenn, sindemit der 
Laterne zu suchen! Und gerade für diese ist die Fachzeitung von 
„öchster Bedeutung und am unentbehrlichsten. Dieses kann miht 
jenug beherzigt werden. 
Durch die modernen Verkehrsmittel, welche eine inmmer 
zrößere Vervollkommnung erfahren, und duͤrch die ausgezeichneten 
yostalischen Einrichtungen des Drucksachenversandes sind sich alle 
Staaten nahe gerückt. Entfernungen gieht es nicht mehr, und 
alle Nationalitälen verschwinden, indem sie alle nur in dem 
Fortschritt ihr Ziel erstreben; die geringste wirthschaftliche 
Wandlung in dem entlegensten Lande macht sich in der ganzen 
Welt bemerkbar. Ein einziger technischer Gedanke hat schon oft 
nit einem Schlage das Bestehende über den Haufen geworfen. 
Unternehmungen, welche Jahrzehnte lang sich als lohnend er— 
weisen, zerfallen in Nichts, sobald sie die Fortschritte auf ihrem 
Hebiete außer Acht lassen. Wer da glaubt, wir seien am Ende 
anserer wirthschaftlich-technischen Ummwälzungen angelangt, der 
rrt sich gewaltig; über Nacht können neue Gedanken von 
höchster Bedeutung für die verschiedensten Industrien entstehen, 
velche gecignet sind, vollständige Umwälzungen auf dem oder 
enem Gebiete hervorzubringen, und welche nur denen gefährlich 
verden, welche glauben, daß die Welt still steht! 
Die Fachpresse ist einfach für alle Fachgenossen und fachlichen 
Unternehmungen und auch für das öffentliche Leben ganz unent— 
hehrlich, nur durch sie allein können Gegensätze ausgeglichen 
verden, und es rächt sich bitter für Jeden, der der Fachpresse 
eine Beachtung schenkt. Je mehr die Fachpresse in einem Ge— 
verbe Eingang gefunden hat und von den Gewerbetreibenden 
Jepflegt wird, je höher ist das betreffende Handwerk und die 
dunst entwickelt. Dies liegt in der Natur der Sache. 
In unserem Fache speziell ist die Indifferenz der Hand— 
verker ihrer Fachzeitung gegenüber sehr groß. Wir wollen nicht 
nuf die Ursachen eingehen. Vielfach erhofft der Fachgenosse 
unserer Branche, daß eine jede Nummer der Fachzeitung ihm 
etwas bringen muß, was für ihn ohne jedes weitere Dazuthun 
klingende Münze bedentet. Diese Ansicht, welche uns leider sehr 
fte begegnet, ist höchst naidv. Sammle ein Jeder seine Fach— 
zeitung, studire sie eifrig durch und sage am Jahresschluß, ob 
ie ihm nicht außerordentlichen Nutzen gebracht hat für das mit— 
unter winzige Opfer, das Mancher seinem Blatte bringt. Es ist 
ticht damit abgethan, daß man die Zeitung erhält und einmal 
berflächlich hineinschaut. Nein, man, muß sie eingehend mit 
Verstand jesen und trachten, das Gelesene in seinem Beruf 
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zielt mit Hilfe seiner Fachzeitung auch Erfolge in seinem 
Unternehmen, und wird selbe als sehr nützlich anerkennen und 
ie nicht nur vorübergehend, sondern sie immer geistig und materiell 
zuch unterstüßen Josef Somuier 
Wirkung der elektrischen Kabel auf 
Rohrleituugen. 
Recht sehr zu beachten bei der immer größeren Ausbreitung der 
Flektrizität ist folgende Mittheilung der „Zeitschrift für Heizungs-, 
Lüftungs- und Wässerleitungstechnik“: Ein Umstand, der vorläufig 
edenfalls zu denken giebt, vielleicht aber in Zukunft eine Frage 
yon entscheidender Wichtigkeit sür die betheiligten Kreise werden 
ann, ist in neuester Zeit bei Rohrleitungen ans Eisen oder Blei, 
velche in der Nähevon Kabelleitungen für elektrische Ströme hoher 
Spannung und Frequenz montirt wurden, zu Tage getreten. Es 
sat sich nämlich gezeigt, daß derartige metallische Rohrleitungen, 
vahrscheinlich unter dem Einflusse der in denselben auftretenden 
Nebenströme, und durch Hinzutritt weiterer günstiger Verhältnisse 
ich zu einem galvanischen Element entwickeln und als solches in 
minenter Weise zersetzend und zerstörend auf sich selbst zurück— 
virken. Diese Zersetzungen gehen unter größerem oder geringerem 
Zeitaufwande soweit, daß die Rohrwandungen durchbrochen 
ind löcherig, die Rohre dadurch ganz unbrauchbar und aus— 
vechselungsbedürftig werden. Die Zeit, welcher ein derartiger 
Zersetzungsprozeß bedarf, ist keineswegs eine geraume, sobald 
jünstige Umstände für denselben hinzuütreten. Solche günstige 
Imstände sind beispielsweise sehr geringe räumliche Entfernung 
wischen Kabel und Rohr, hoher Leitungswiderstand des Rohres 
e nach dessen Material, das Hinzutreten von Feuchtigkeit (Nieder— 
chlagwasser) auf Rohrleitnngen für kaltes Wasser), Einbettung 
)es Rohres in einen Grund, dessen Bestandtheile die Bildung 
eines Elements fördern u. anm. In einem Falle, wo die hier 
aufgezählten Umstände — mit Ausnahme des letzten — sehr 
eicht konstatirbar zusammenwirkten, war ein Wasserleitungsblei— 
rohr in 3 Monaten — 90 Tagen zerstört. Weun man in Be— 
rracht zieht, daß der elektrische Strom für den Beleuchtungszweck 
welches hier der Fall war, — täglich durchschnittlich 4 Stunden 
kursirt, sonst ausgeschaltet ist, so etgiebt sich daß die 8Sn 
tarke Wand in 360 Stunden — 15 Tagen uuiter dem Einflusse 
des sonst ganz gut isolirt danebenliegenden elektrischen Leitungs— 
abels durchlöchert ward. Das weiterhin liegende Bleirohr war 
ouft nicht anders eingebettet, zeigte aber keinerlei Beschädigung, 
veil der elektrische Erreger feljyst. Aehulich verhalten sich di
	        
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