Full text: Programm der Königlich Württembergischen Polytechnischen Schule zu Stuttgart für das Jahr 1872 auf 1873 (1872)

Chemisches Praktikum. 
9—12 Stunden wöchentlich: Geheimer Hofrath Dr. v. Fehling mit Assistenz 
von Hell, Haussermann und Ostermayer. Kurs 1—2jährig. 
Die praktischen Arbeiten, welche unbedingt theoretische 
Kenntnisse der allgemeinen Chemie und die Anfangsgründe der 
analytischen Chemie voraussetzen, gehen den Studirenden Gele 
genheit zu einer systematischen Übung in qualitativer und quan 
titativer Analyse; die letztere umfasst die Gewichtsanalyse und 
die volumetrische Analyse. Daran schliessen sich Erzproben und 
gerichtliche Untersuchungen, sowie die Darstellung von Präpara 
ten und die Anstellung von Versuchen. 
Die Hauptaufgabe ist, den Studirenden Fertigkeit und Sicher 
heit in chemischen Arbeiten überhaupt beizubringen, besonders 
in chemischen Untersuchungen. Bei den bis zu einem gewissen 
Grade vorgerückten Studirenden wird die nöthige Rücksicht auf 
ihren künftigen Beruf genommen. Das Laboratorium ist von 
Morgens 8 bis Abends 5 Uhr geöffnet. 
Theoretische Chemie. 
4 Stunden: Hilfslehrer Hell. 
Der Cursus beginnt im Sommersemester und umfasst: 
a) im Sommersemester: die Grundprinzipien der chemischen 
Verwandtschaftslehre, die physikalisch-chemischen Gesetzmässig 
keiten, die Lehre von Molekülen und Atomen, von der Valenz 
und von der Bindung der Atome im Molekül, sowie die chemi 
sche Constitution der wichtigsten Verbindungen der anorganischen 
und organischen Chemie, auf die Structurlehre begründet; 
b) im Wintersemester: Theoretische organische Chemie. 
Specialbeschreibung der organischen Verbindungen, systematischer 
Aufbau der Kohlenstoffverbindungen, mit Zugrundlegung der 
Constitutionstheorie. Die wesentlichsten Thatsachen werden durch 
Versuche erläutert. 
Chemie für Bautechniker. 
Im Winter 4, im Sommer 3 Stunden: Professor Dr, Marx. 
Der Vortrag soll Solche, welche sich nicht speziell der Che 
mie widmen, besonders Studirende der Baufächer, mit den Grund 
lehren der wissenschaftlichen und technischen Chemie bekannt 
machen. Im Vortrag werden daher nur die wichtigsten chemi 
schen Elemente und deren unorganische und organische Verbin 
dungen behandelt. 
Analytische Chemie. 
2 Stunden: Professor Dr. Marx. 
Konversatorium über qualitative und quantitative Analyse. 
Der Kurs beginnt mit Anfang des Sommersemesters und 
schliesst mit dem Ende des folgenden Wintersemesters. 
Entwicklungsgeschichte (1er Chemie. 
Im Winter 1—2 Stunden, privatim: Hell. 
Volumetrie. 
Im Sommer 2 Stunden, privatim: Hell. 
3. Technologie. 
Chemische Technologie. 
Chemisch-Technisches über Brennmaterialien und Beleuchtung. 
Im Winter 2 Stunden: Professor Dr Marx. 
Chemisch-metallurgische Hüttenkunde. 
Im Winter 3 Stunden: Professor Dr. Marx. 
Über die chemische Bearbeitung der Gespinnstfaser 
(Bleicherei, Färberei, Druckerei). 
Im Sommer 3 Stunden: Professor Dr. Marx. 
Halurgie. 
Im Sommer 2 Stunden: Professor Dr. Marx. 
Chemisch-technologisches Praktikum. 
9 Stunden im chemisch-technologischen Laboratorium: Professor Dr. Marx 
mit Assistent Kalb. 
Kenntnisse in der allgemeinen Chemie werden vorausgesetzt. 
Die Arbeiten erstrecken sich je nach Bedürfniss des Studirenden 
von der chemischen Analyse bis zur Bearbeitung chemisch-tech 
nischer Fragen. 
Es soll das Praktikum namentlich auch solchen Studirenden 
Gelegenheit zum praktischen chemischen Arbeiten geben, welche 
nicht Chemiker von Fach sind, aber doch chemischer Kenntnisse 
in ihrem späteren Beruf bedürfen. 
Das Laboratorium ist täglich, Vormittags von 8—12, Nach-
	        

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