Abteilung V.
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Tafel 26 u. 27. Römische Gesimsglieder
und ihre griechischen Vorbilder.
Fig. 1 u. 2. Griechische und römische Sima.
Natürlich ist 1 nicht das direkte Vorbild von 2;
es fehlen die Zwischenglieder, die allmählich vom
linear gebundenen Ornament der griechischen Sima
zu den aufgelösten Blattreihen römischer Rinn
leisten geführt haben.
Fig. 3 — 5. Der griechische Eierstab ist zarter,
eleganter als der römische, der oft breit, kurzoval
und gedehnt erscheint. Fig. 5 zeigt eine Form
aus der claudisch-flavischen Zeit, für die das auf
gelöste Nebeneinander der unruhigen Blattgebilde
kennzeichnend ist.
Fig. 6 — 8. Die scharfe metallische Gestaltung
des lesbischen Kymas in Griechenland steht in
starkem Gegensatz zu der plumpen römischen
Form. Doch ist es interessant, zu sehen, was in
Rom aus Unkenntnis des genauen Vorbildes und
aus Verzierungslust daraus geworden ist.
Fig. 9—10. Die Profilierung des Wulstes mit
Flechtband ist jonisches Eigentum. Eichenlaub- und
Seilstab dagegen sind wohl hellenistische Erfindung.
Tafel 28. Römische Nischenbildungen.
Fig. 1—3. Von den Exhedren am Trajans-
forum (vgl. Tafel 38—39). Hinter den Hallen des
großen Forumplatzes erhoben sich hohe halbkreis
förmige Bauten, zum Teil als Stützmauern, zum
Teil nur als künstlerische Abschlüsse. Sie waren
in Geschosse gegliedert durch wechselnde Nischen
und Fenster, die mit Pilasterarchitektur eingerahmt
waren. Über den Nischen waren Giebel ange
ordnet, auch diese wechselten, bald waren es
Rund-, bald Dreieck-, bald Halbgiebel.
Fig. 4—6. Dieser Wechsel von Giebelformen
wurde in der hadrianischen Zeit besonders be
liebt, so im Pantheon, im Venus- und Romatempel
u. a. O.; und von da an auf lange Zeit hinaus in
der römischen Architektur, vorzugsweise im Osten,
und endlich in der italienischen Hochrenaissance.
Die Nische erscheint entweder mit Pilastern um
geben oder innerhalb einer vorgestellten Ädikula.
Besonders dieses Ädikulamotiv spielt in der römi
schen Baukunst des Ostens eine große Rolle. Die
Nische ist meist rechteckig; sie wird erst später
zur gewölbten Bogennische und veranlaßt dann
auch das Gebälk, sich zu wölben.
Tafel 29—31. Römische Triumphbögen.
Eigentlich Ehrenbögen, dann aber auch Sieges
denkmale, sowie Monumente zur Erinnerung an
irgend eine besondere geschichtliche Begebenheit,
entstanden aus der Belehnung alter Straßenbögen
mit dem Namen und dem Bild irgendeines Feld
herrn oder Königs.
Der Bogen von Orange (Fig. 4) ist vielleicht
schon zur Erinnerung an Cäsars Eroberung von
Marseille im Jahre 46 v. Chr. begonnen worden,
aber erst 25 n. Chr. geweiht. So scheint in Gallien
die Sitte des Ehrenbogens besonders früh ver
breitet. Ein einfaches Tor mit schlichter Um
rahmung und niedriger Attika ist das zu Susa;
die umrahmende Architektur ist noch ganz unab
hängig von der Bogenöffnung (Fig. 3). Durch die
Verdoppelung der als Halbsäulen vortretenden
Stützen des Gebälkes wird die Toröffnung knapper
eingefaßt, der Durchgangsbogen ruht nicht mehr
auf scheinbar eigenen Stützen, sondern auf dem von
den Säulen umschlossenen Mauerkörper. Das
Ganze gewinnt an sicherer Zeichnung besonders
dann, wenn auch der Schlußstein des Bogens noch
eine Verbindung mit dem Gebälk anstrebt. Die
klassische Lösung hierfür zeigt der Titusbogen
(errichtet nach 71 n. Chr.). Ihm schließt sich, nur
in schlankere Verhältnisse übertragen, derTrajans-
bogen in Ancona an (Fig. 7), während am
Sergierbogen in Pola (Fig. 5) die Eckstützen
eng zusammengerückt und die Postamente in die
Torlaibung hinübergeführt werden, wodurch etwas
schwächliche Teilungen entstehen. Ganz außer
halb der italischen Entwicklung steht der Ha
driansbogen in Athen (Fig. 8). Hier ist ein
doppelter Stützenapparat vorhanden: große Eck
pilaster fassen die Mauer ein; davor aber stehen
auf Postamenten verkröpfte Säulen, denen in einem
oberen Geschoß ebenfalls Säulen mit verkröpftem
Gebälk entsprechen (hier nicht richtig gezeichnet),
ln der Mitte erhebt sich über dem Bogen eine
vorgestellte Ädikula. Merkwürdig unharmonisch
ist die Umrißlinie des breiten Bogens in den Archi
tekturrahmen eingefügt.
Endlich stellen Fig. 1 u. 2 die Vertreter des
vollendetsten dreitorigen Bogentypus dar, der sich
von Rom aus über die ganze Welt verbreitet hat —
besonders häufig in Nordafrika, auch in Ägypten,
Syrien, Kleinasien, Griechenland und bis hinauf in
die Alpenländer, ln Rom war der früheste dem
Augustus gewidmet am Forum Romanum; ein
ähnlicher dreitoriger Trajansbogen ist durch Kon
stantin demoliert worden. Stücke davon wurden
zum Bau des Konstantinbogens verwendet.
Etwas schwerfälliger ist der berühmte Bogen des
Septimus Severus. Die Gebälkstützen stehen
seit Trajan, oder noch früher, frei vor der Wand,
tragen verkröpfte Gesimse und darüber Statuen.
Oben auf der Attika, deren Flächen für die um
fangreichen Ehreninschriften und zu Reliefdarstel
lungen genügend Platz bieten, stand auf bronzenen
Wagen, mit ehernen Rossen bespannt, die Kolossal
figur des Kaisers. Die Torbögen sind beim Sep
timus-Severusbogen besonders schön abgestuft
durch die Einschaltung noch kleinerer innerer