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Ansicht des Bahnhofs Stuttgart an der Schlossstrasse.
Es kann zugegeben werden, dass dieses Projekt ohne eingehende sachliche Prüfung etwas
Bestechendes haben kann, und so mag es sich erklären, dass die vor Jahren eingekommenen Em
pfehlungen einer Ringbahn in der letzten Zeit aufs neue in die Oeffentlichkeit, in Vereine und
selbst in die Verwaltung getragen und vielleicht in übermässiger Weise beachtet worden sind,
obgleich sie von erfahrenen Männern im Jahre 1862 als viel zu kostspielig und ungeeignet er
klärt war.
Um wie viel einfacher, als der Betrieb mit Landesgüterzügen auf der Ringbahn Untertürk
heim—Zuffenhausen und mit den Stuttgarter Lokalgüterzügen über die Strecken Untertürkheim—
Kannstatt—Stuttgart und Zuffenhausen—Stuttgart, ist doch die einmalige Durchziehung der Haupt-
und Lokalgüterzüge durch diesen Zentralbahnhof, welche sich darauf beschränkt, die Hauptgüter
züge zum Aufstellungsgeleise OP und von dort — nach Zurücklassung und Aufnahme der an das
Ende der Züge verlegten Lokalgüterwagen — in entgegengesetzter Richtung wieder auf die freie
Bahn zu bringen? Um wie viel einfacher und billiger die rückständige, den heutigen Verkehrs
verhältnissen angemessene Ausbildung der Personen- und Lokalgütergeleise und des Lokalgüter
verkehrs als einer Ringbahn ?