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wirtschaftliche Verkehrs- und sonst einschlägige Verhältnisse Erhebungen anstellen und sich Bericht
erstatten, beauftragte aber auch ihre Techniker mit weiteren Studien, Terrainaufnahmen und Ergän
zungen der bisherigen Projektierungsarbeiten und zog zu deren Beratung den gedachten fremden
Techniker bei.
I. Bauperiode.
Zweites Kapitel.
Berufung des K. K. österr. Oberinspektors Negrelli aus Wien und dessen Begutachtung der
vorgelegenen Projekte.
Entsprechend der Ankündigung des Ministers wurde nach vorheriger Information nunmehr
der K. K. österreichische Oberingenieur Negrelli aus Wien berufen und, neben der Revision der
vorgelegenen Projekte mit Beantwortung einer Anzahl von Fragen beauftragt. Er sollte sich haupt
sächlich äussern i. über die Auswahl einzelner unter sich konkurrierender Bahnen; 2. über die Kon
struktion des Oberbaues; 3. über die Krümmungshalbmesser und Steigungen; sowie 4. über die
Mittel zu Ueberwindung grösserer lokaler Schwierigkeiten, nämlich über:
a) die Ueberschreitung des Enzthals,
b) den Uebergang vom Neckar- ins Remsthal,
c) die Ueberschienung der Alb auf der Linie Stuttgart—Ulm, und
d) der Wasserscheide zwischen Ulm und Friedrichshafen,
e) die Anlegung der Bahnhöfe, besonders des Bahnhofs Stuttgart,
f) die Bauwürdigkeit der projektierten Linien überhaupt,
g) die Baukostenanschläge und die hierauf bezüglichen Grundsätze.
Indem sich Negrelli diesem Auftrag unterzog, nahm er unter Assistenz des hierzu befohlenen
Oberbaurats v. Bühler zunächst Einsicht von den Plänen und Voranschlägen; sodann bereiste und
besichtigte er mit v. Bühler die bislang projektierten Linien und erstattete im August 1842 hierüber
Bericht an das Ministerium des Innern.
Die Aeusserung Negrellis, der mit gespannter Erwartung entgegengesehen wurde, bestätigte
im ganzen und in all ihren Teilen, dass von der Regierung der richtige Weg beschritten war, als
sie nach genauer Untersuchung des Bedürfnisses und aller einschlägigen Verhältnisse ihre Pläne zuerst
nur im allgemeinen aufstellte. Dabei konnte jedoch nicht übersehen werden, wie es immerhin nütz
lich war, von erfahrenen Technikern auswärtiger Verwaltungen die von den eigenen Beamten
entworfenen und vorgelegten Arbeiten prüfen zu lassen.
I- Bauperiode.
Drittes Kapitel.
Gutachten Negrellis.
Das Gutachten Negrellis Hess im einzelnen erkennen, dass die diesseitigen Vorarbeiten von
derjenigen Vollendung noch ziemlich entfernt waren, welche ein so folgenschweres und kostspieliges
Unternehmen erfordert; dass aber auch Negrelli wiewohl mit grosser Sachkenntnis und praktischem
Blick doch nicht immer mit eingehender Motivierung und wünschenswerter Gründlichkeit seine
Aufgaben gelöst, die Projekte nicht richtig gestellt, nicht unmittelbar verbessert hatte. Negrelli empfahl
wohl Aenderungen der bisher adoptierten Kurven und Gradienten, erläuterte, berechnete und