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Die Einzelbearbeitung der Pläne über die Nordbahn konnte nach Feststellung dieses
Trennungspunktes ungehindert erfolgen, nicht aber auch diejenige der Westbahn. Nach den Be
schlüssen der Stände waren erst die Richtung und der Anschluss dieser an die badischen Bahnen
mit dem Nachbarstaat zu vereinbaren und war ein Staatsvertrag hierüber abzuschliessen und den
Ständen zur Genehmigung zu unterstellen, ehe zum Bau geschritten werden konnte, und so war
deren Detailbearbeitung bis dahin zu unterlassen.
II. Bauperiode.
Zehntes Kapitel.
Nordbahn.
Technischer Referent: Etzel; Administrativreferenten: Autenrieth, Biihler; Bauperiode:
1845 —1848.
Die grosse Geschäftslast, welche damals die Oberingenieure zu bewältigen hatten, lassen
es erklärlich erscheinen, dass die an sich übrigens nicht sehr komplizierte Anlage der Nordbahn
nicht auch von Etzel zugleich mit der Zentral- und Westbahn gefertigt werden konnte, und dass
weitere Hilfe von ihm in Anspruch genommen werden musste. Um jedoch die Bearbeitung all
dieser Bahnen in seiner Hand zu behalten, beantragte er die Projektierung der Nordbahn — übri
gens nur vorübergehend — in andere Hände zu übertragen, und ihm die Oberleitung derselben
auch ferner zu belassen. Zu diesem Zweck brachteer in Vorschlag: den früher beim Bau russischer
Bahnen beschäftigt gewesenen Professor Breymann an der polytechnischen Schule in Stuttgart zur
Bearbeitung des Projekts heranzuziehen. Die Stadt Heilbronn, welche über einige Zeit Anstren
gungen machte, die Nordbahn als Privatbahn bis Ludwigsburg selbst zu bauen und nach Umständen
auch zu betreiben, hatte Breymann als ihren Berater in dieser Sache berufen. Von dieser Stadt und von
Etzel in Vorschlag gebracht, nahm sodann das Finanzministerium dessen Dienste in der Art in
Anspruch, dass Breymann als Stellvertreter des Oberingenieurs einzutreten hatte, wenn dieser durch
anderweitige Geschäfte hiervon abgehalten war.
Etzel nahm die Vorarbeiten Breymanns zum Ausgangspunkt für die Feststellung des gene
rellen Projekts über die Nordbahn. Schon oben ist gezeigt, wie er die Trennung der Nord- und
Westbahn nach Bietigheim verlegt hatte. Durch Anschluss an diesen Punkt und ferner an den
Bahnhof Ludwigsburg, an die Station Tbamm, den Bergrücken bei Kirchheim, und den Bahnhof
Heilbronn, sowie durch die Lage des Neckars bei Besigheim und Heilbronn war die Richtung für
die Nordbahn gewissermassen bedingt. Mit der ihm eigenen Klarheit, Sachkenntnis und Pünkt
lichkeit hat Etzel den Breymannschen Plan geprüft und des näheren festgestellt, auch Einleitung
getroffen, dass für dessen Detailbearbeitung und Ausführung aufgestellt wurden die Bauämter und
Bauamtsvorstände
1) Ludwigsburg mit Baukondukteur Heinle;
2) Besigheim mit Bauinspektor Wild;
3) Heilbronn mit Baukondukteur Bertsch, und
4) das Hochbauamt Heilbronn mit Bauinspektor Fuchs,
welche sofort nach Genehmigung der generellen Projekte und des summarischen Ueberschlags die
Detailbearbeitung des Projekts aufnahmen. Diese Arbeiten, wie auch die Bauausführung nahmen
ungestörten, regelmässigen Verlaüf und es konnte die Bahn nach Heilbronn schon am 25. Juli 1848
in Betrieb gesetzt werden. Einzelstrecken und hauptsächliche Bauwerke sind hierbei zur Aus
führung gekommen: