Das Land
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Im Norden ein Hochplateau von bedeutender Durchschnittshöhe,
wird es gegen Süden zu einer fast meridional gerichteten mächtigen
Bergkette, dem Taliangschan, der 6000 m erreicht.
Am Ostrande dieser mächtigen Gebirgsbildung erhebt sich wieder
einer der durch seine Gestalt berühmten heiligen Berge Chinas, der
merkwürdige Omischan, westlich von Kiating, der zwar nur 3350 m
Meereshöhe erreicht, aber dabei mit einer einzigen fast senkrechten
Steilwand von fast 2000 m Höhe zu 2800 m relativer Erhebung über
der Ebene von Kiating emporschießt 1 ), auf seiner Höhe ein viel
besuchtes Wallfahrtskloster tragend.
Die hinderindischen Ketten.
Die westlichsten Grenzgegenden von Sz’tschwan und die ganze West
hälfte von Yünnan nehmen dann die dichtgedrängten schmalrückigen,
schneegekrönten Riesenketten des hinterindischen Systems ein,
zwischen denen in abgrundtiefen Talschluchten die Oberläufe des
Yangtsekiang, des Mekang, des Salwen südwärts fließen. Jene Gebirgs
gegend, die zu den verkehrsschwierigsten der Erde gehört (vgl. S. 5).
Hier haben wir Pässe von 2500, 3000, ja mehr als 5000 m Höhe zu
überschreiten und gletscherumgürtete Gipfel ragen empor, die weit
über 7000 m, ja nahe an 8000 erreichen!
Gegen Süden treten die Kettenzüge mehr auseinander und werden
allmählich auch niedriger. Im Norden Yünnans noch 3600—5100 m
hoch, zeigen sie im Süden 2100—2400 m. Auch ihre Rauhheit und
Wildheit macht freundlicheren Gegenden Platz (Abb. 6). Von großer
Schönheit gilt die Landschaft um den See von Tali (26° n. Br.
ioo° ö. L.) am Ostfuß der bis 4000 m ansteigenden Tschangschan-
Kette. Auch sonst ist Yünnan reich an Seen; die der Provinz gleich
namige Hauptstadt liegt ebenfalls an einem solchen.
7. Die Bodenschätze,
a) Die Bodenfruchtbarkeit.
Der wichtigste Bodenschatz Chinas ist für die zu etwa 70—80 %
bäuerliche Bevölkerung des Landes die Fruchtbarkeit seines Bodens.
In Nordchina ist der fast alles beherrschende ungemein mineralreiche
Löß in frischem Zustand von einer außerordentlichen Ertragsfähig
keit. Er kann deshalb, neu von den Wänden abgestochen, allein die
1) Tiessen, China I, S. 200. Schön geschildert bei Hackmann, Vom Omi
bis Bhamo, S. 5 ff.