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Zur Entwicklung und
gegenwärtigen Lage der wirtschaftlichen
Verhältnisse in Ostasien
Von Generalsekretär Dr. M. Linde, Berlin
Im Rahmen eines einzigen Vortrages über das fast uferlose
Problem der wirtschaftlichen Entwicklung und Lage des Fernen
Ostens zu berichten, erfordert eine Beschränkung auf das Wich
tigste und Grundlegende. Vier Gebiete sollen in den Kreis der Be
trachtung gezogen werden: China, Japan, Korea und die Mand
schurei, die in ihrer Gesamtheit einen räumlichen Komplex wesent
lich größer als Europa ausmachen. Schon aus dieser Tatsache ergibt
sich, daß in dem vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt zu behandeln
den Raum große Gegensätze bestehen müssen, die sich aus den ver
schiedenen klimatischen Bedingungen, der Lage und Konfiguration
der einzelnen Gebiete, den außerordentlich verschiedenen Bevölke
rungen, die sie bewohnen, und vielem anderen mehr ergeben.
I.
China. Seit uralten Zeiten bis auf den heutigen Tag ist China
ein ausgesprochenes Agrarland gewesen und geblieben. Noch heute
sind mehr als 80 Prozent der chinesischen Bevölkerung in der Land
wirtschaft und den damit in engster Verbindung stehenden Pro
duktionszweigen beschäftigt. Dreierlei zeichnet Chinas Bauern aus:
zunächst eine ungemein enge Verbundenheit mit dem Boden, der
Scholle, die sie bearbeiten, dem Dorf, in dem sie leben; dann ein
kaum zu übertreffender Fleiß, der versucht, auch aus kleinsten Flä
chen die Erträge herauszuwirtschaften, die für den Lebensunter
halt der meist köpf reichen Familien, für Steuern, Pacht usw. not-