38
Daß bei dieser Sachlage eine Weltwirtschaftskrise nie gekannten
Ausmaßes, wie wir sie seit dem Herbst 1929 erleben, schlechthin
verheerende Folgen für Japan haben mußte, ist selbstverständlich.
All die Erscheinungen, die gerade uns Deutschen aus den derzeiti
gen Verhältnissen unseres Landes nur zu geläufig sind, wie
schlechte Lage der Landwirtschaft und der Industrie, Arbeitslosig
keit, hoher Steuerdruck, hohe Zinsen, Preise, die kaum oder über
haupt nicht die Gestehungskosten decken, und vieles andere mehr,
finden wir heute auch in Japan.
Es ist noch durchaus nicht entschieden, welches eigentlich das
Zentralproblem ist, von dessen erfolgreicher Lösung Japans wirt
schaftliche Gesundung abhängt: die katastrophale Lage seiner
Landwirtschaft oder die ungünstigen Verhältnisse seiner in einem
phantastischen Tempo entwickelten Industrie, die nach Absatz
schreit, oder die Bevölkerungsfrage, denn auch die Japaner sind
letzten Endes „ein Volk ohne Raum“.
Wahrscheinlich ist, daß die Agrarfrage in Japan noch schwieri
ger als bei uns zu lösen ist. Der Preis, den der japanische Bauer für
seinen Reis erhält, beträgt nach japanischen Angaben zur Zeit etwa
17 Yen per Koku (1,8 hl) ; die Produktionskosten dagegen sollen sich
auf etwa 30 Yen stellen! Dieses unerhörte Mißverhältnis erklärt
sich aus hohen Zinsen (10 Prozent bis 11 Prozent und mehr), sehr
hohen Steuern, die den Bauern verhältnismäßig weitaus härter als
z. B. den Kaufmann oder Industriellen belasten, hohen Pachten und
hohen Unkosten für Düngemittel usw. Die Wirkung von alledem
war einerseits ein sehr starker Eigentumswechsel (Eigentümer wur
den Pächter) und andererseits ein starkes Absinken der Grund
stückspreise, die von 1927 bis 1931 um rd. 30 Prozent bis 50 Prozent,
je nach der Gegend, gesunken sind.
Diese Verhältnisse in der Landwirtschaft, die ja immer noch
mehr als die Hälfte der japanischen Bevölkerung beschäftigt, haben
sich außerordentlich nachteilig auf schlechthin allen Gebieten wirt
schaftlichen Lebens ausgewirkt, auf die Banken, auf den japani
schen Binnenhandel (mangelnde Kaufkraft), auf die Zufuhren frem
der Erzeugnisse usw. Nur einige Zahlen, um die Verhältnisse zu
beleuchten: Japans Gesamteinfuhr betrug (japanische Statistik)
1925: 2,5 Milliarden Yen; 1929: 2,2 Milliarden Yen; 1931 dagegen
nur noch 1,2 Milliarden Yen.
Sieht man auf Japan als ganzes, so kann man nicht verkennen,
daß seine Lage in hohem Maße ungünstig und gefährdet ist. Auch