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temberg besitzt — das Ziel der auslandkundlichen Kurse der Tech
nischen Hochschule, von wissenschaftlicher Seite aus die Grund
lagen zum Verständnis der Ereignisse außerhalb unseres Reiches
zu bieten. —
Kaum ein anderes Gebiet hat während der letzten Monate die
Aufmerksamkeit auch in Deutschland so in Anspruch genommen,
wie Ostasien, wo die Kämpfe der Japaner und Chinesen nicht nur
weltpolitisches Interesse für uns Europäer besitzen, sondern auch
unmittelbar für uns Deutsche durch die verschiedenen Handels
und Kulturbeziehungen, die wir seit langem im fernen Osten aus
gebaut haben, wichtig und bedeutungsvoll sind. Schon aus diesem
Grunde darf der Streit dieser zwei gelben Völker nicht nur als
eine „asiatische“ Angelegenheit bewertet werden. Gegenüber den
zum Teil sich fast überstürzenden Ereignissen war eine Erörterung
gerade im Rahmen der auslandkundlichen Kurse dringend geboten.
Die Erörterung konnte als 9. auslandkundlicher Kurs während des
Sommersemesters 1932 durchgeführt werden 1 und fand allseits
größtes Interesse. Das kam nicht nur in dem starken Besuch seitens
der Studentenschaft und sonstiger Besucher, sondern auch in der
aufmerksamen Beachtung seitens der württembergischen Presse voll
zum Ausdruck.
Besonderes Gewicht wurde zunächst wiederum auf die Dar
stellung des Schauplatzes der Ereignisse gelegt, für die Prof. Dr.
Weg e n e r von der Handelshochschule Berlin, der bekanntlich seit
vielen Jahren gerade den ostasiatischen Problemen seine Auf
merksamkeit gewidmet hat, gewonnen werden konnte. An zweiter
Stelle waren die wirtschaftlichen Fragen zu erörtern, um so mehr
als eine der wesentlichsten Ursachen der Kämpfe gerade in der
wirtschaftlichen Entwicklung Ostasiens während der letzten Jahr
zehnte gesucht werden muß. Mit der Besprechung dieser Fragen
betraute der Ausschuß Herrn Generalsekretär Dr. Linde, der
durch seine mannigfachen Reisen wie durch seine Tätigkeit im Ver
band für den Fernen Osten ebenfalls als einer der besten Kenner
der Verhältnisse gelten kann. Der Wunsch des Ausschusses, noch
einen dritten Vortrag, und zwar über die eigentlichen politischen
Probleme anzuschließen, drohte infolge Kürzungen der Etats zu
nächst zu scheitern; da erklärte sich in dankenswerter Weise Herr
Generalsekretär Dr. F. Wertheimer, ebenfalls ein alter „Ost-
1 Vgl. die Übersicht der bisherigen auslandkundiidien Kurse am Schluß dieses Bandes (hinter
Seite 80).