Full text: Geschichte der Stadt Stuttgart

«p Die bauliche Sntwicklung -H» 
von Gärtchen und Düngerstätten umgeben; die Straßen in der Hltftadt eng und winkelig, 
mit wenig Licht und Cuft; der einzig freie Platj, auch dieser beschränkt, ist der Markt zwischen 
dem Herren- und dem Rathaus. Dieses Gepräge — und im wesentlichen auch ihre Ausdehnung — 
behält die Stadt auch während der Zeit der Herzoge: erst die neuere, unter Herzog Karl und 
feinen Dachfolgern, hat ihr Bild verändert und bis ins achtzehnte, ja neunzehnte Jahrhundert 
verdankt Stuttgart, was es an künstlerisch gestalteten Bauten besitzt, dem Herrscherhaus. 
Das auf Eberhards Cod (1496) folgende Halbjahrhundert, in welches die unruhige 
Kegierungszeit fierzog Ulrichs (1498—1550), die langjährige Besetzung Württembergs durch 
Oesterreich und die Einführung der Reformation fiel, brachte Stuttgart wenig äußerliches 
Gedeihen. Doch sei vermerkt, daß Ulrich ,536 der Stadt erlaubte, den alten Spital (an der 
Breiten Straße) zu verkaufen. Er überläßt ihr dafür das Dominikanerkloster bei der jetzigen 
Spitalkirche zu einem Kranken- und Pfründnerhaus. Die aus einer lateinischen und deutschen 
Klaffe bestehende Schule, bisher in der Schulgaffe rechts oben untergebracht, wurde 1530 in das 
gegenüberliegende Haus (jetzt Wirtschaft zur „Schule"), 1536 in das stiller gelegene Beguinen- 
haus auf dem Uournieraiker „an der hohen Krähen“, beim jetzt verlassenen Ebechard-Ludwigs- 
Gymnafium, verlegt. Als Herzog Christoph die Lateinschule zu einer sechsklasligen erweiterte 
und 1572 eine zweite Volksschule errichtete, kam die eine in die Curmstraße, die andere in die 
jetzige Eberhardstraße und nahm die Bezeichnung „Krähenschule“ von ihrem bisherigen Stand 
ort mit. * 
Seit den zwanziger Jahren des sechzehnten Jahrhunderts fing die Renaissance an, in 
Deutschland fuß zu fallen, verhältnismäßig früh findet sie am Hof der württembergischen Her 
zoge Aufnahme. Schon (Brich wendet, als einer der ersten in Deutschland, die neuen Kunst 
formen beim Dmbau des üübinger Schlosses an, den er 1507 begonnen hatte und nach der 
Rückkehr in sein Land 1535 fortsetzte. Jn Stuttgart errichtete er 1543 an Stelle eines Holzbaus 
von 1446 die „Alte Kanzlei“ samt den zwei reichverzierten Portalen, die 1878 von Bayer 
erneuert wurden. 
Dnter ülricbs Sohn fierzog Christoph (1550—68) stieg in den Jahren 1553—70 das 
mächtige Viereck des Alten Schlosses empor. Aberlin Cretsch wird als Baumeister genannt. 
Dem älteren Südostflügel wurde 1558 das niedriger gehaltene Archiv vorgelegt, für die hölzernen 
Stockwerke über der Dürnitz wurden steinerne aufgesetzt und nach Entfernung von allerlei An 
bauten drei flügel angefügt, die einen Hof von 44 m Länge und 25 m Breite einschließen. J11 
den beiden unteren Stockwerken des südwestlichen flügels wurde die Hofkapelle eingerichtet 
(von 1820—65 befand (ich hier die jetzt in die Alte Kanzlei versetzte Hofapotheke), der nord 
östliche nahm die Hofküche auf, deren riesige Schornsteine noch bis ins 19. Jahrhundert standen. 
Dm den Jnnenhof laufen auf drei Seiten, in drei Stockwerken übereinander, gewölbte Gänge, 
die sich zwischen kannelierten Säulen in Stichbogen öffnen. Sie erinnern an italienische Vor 
bilder, tragen aber durchaus deutsches Gepräge und gestalten den Hof zu einem überaus 
malerischen Gesamtbild. Jn den Ecken leiten zwei kunstreiche Wendeltreppen zu den oberen Stock 
werken, eine in leichter Steigung an der Dordseite der Dürnitz angelegte Creppe gestattet bis 
zum obersten Stockwerk zu reiten. Die jetzt an der Außenwand der Kapelle in der Säulen 
halle angebrachten Steinbildwerke, welche die Seiten des früheren Altars zierten, fertigte Sem 
Schlör von Laudenbach um 1572, desgleichen das schöne Doppelwappen über dem Dordportal. 
Die drei stolzen Rundtürme an den Ecken des Schlosses kamen erst später zur Ausführung: der gegen 
Westen 1572, der östliche 1578, der südliche (in seinen oberen Zeilen erst) 1687. Von der einstigen 
prächtigen Ausstattung der Jnnenräume ist wenig erhalten. Bis 1775 umgab das Schloß ein 7 bis
	        
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