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R ü cfc b U ck.
er architektonisch glänzenden Entwicklung der Stadt in den 6oer und 70 er Jahren
des vorigen Jahrhunderts, welche durch die Damen 6g 1 e, Leins und 6nauth
genügend gekennzeichnet ist, entsprach leider nicht in gleicher Öleise eine künstlerisch
oder praktisch nur einigermaßen befriedigende Cösung des Stadterweiterungs
problems. Wenn man den einzigen Schloßplatz ausnimmt, dessen Hnlage auf Leins zurück
geht, wird kaum ein Partikel der neuen Stadt zu finden sein, welches — immer abgesehen von
den architektonischen Einzelleistungen — unsern entwickelteren Vorstellungen von Städteschön
heit entsprechen könnte, dafür aber vieles, fast unerträglich vieles, was diesen Vorstellungen
geradezu entgegen ist.
Den Schloßplatz betreffend ist, insoweit seine gegenwärtige Gestalt ins Huge gefaßt wird,
übrigens eine große Einschränkung zu machen, indem die neuerdings eingepflanzten Hlleen vor
der Residenz und vor dem Königsbau zwar die in letzter Zeit immer stärker wuchernde Vor
liebe für das (ach, oft so falsch angewendete!) „Großstadtgrün", in keiner (Heise aber künst
lerisches Verständnis verraten. Huch andere Zutaten sind schlimm genug: alles zusammen
aber kann immer noch nicht die vernünftige und klare Schönheit des Platzes zerstören.
Hls Gegenstück ?u dieser, überdies noch durch die schönen umgebenden Hrchitekturen ge
hobenen, Hnlage könnte die Gegend um die Garnisonskirche betrachtet werden, wo auf Grund
eines absolut unzulänglichen Ortsbauplanes die an sich immer wünschenswerte Konzentration
stattlicher Monumentalbauten in einer verworrenen Gruppierung ganz wirkungslos verbraucht
ist. Geradezu als Schulbeispiel einer Platzanlage, wie sie nicht fein soll, ist dieses Konglomerat
von zum Ceil höchst beachtenswerten Bauwerken anzusehen: gerade als ob Sitte fein drastisches
Mort darauf gemünzt hätte, als er einmal sagte, die Bauwerke stünden herum, wie die Möbel
bei einem Husverkauf. So recht ein Bild davon, wie ohne die höhere zusammenfassende ästhe
tische Kultur der maßgebenden Kreise die größten Mittel wirkungslos verpufft werden können.
Crifft hier die Schuld den Stadtplanentwerfer oder besser den , der leider im modernen
Verfassungsstaat nicht vorhanden ist, den verantwortlichen Kunstpolitiker im zusammenfasfendsten
Sinne, so findet sich in der Dähe ein ebenfalls mit enormen Mitteln und außerordentlichem
Pathos hervorgebrachtes Merk, an dem im umgekehrten Sinne ein Manko wahrgenommen