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Vom 16. bis ins ly. Isbrkuncleni -P»
noch eine Schule äes Modisten, der im „besondern" Schreiben unci im Rechnen unterrichtete und,
wie ein Oekret von 1562 sagt, „anstatt äer Suäler bei äer Kanzlei unä sonst im Fürstentum
bessere Schreiber ziehen" sollte, „äamit Ihre fürstliche 6naäen äes Suäelns sich bei anäern
fürsten unä Herren nit schämen müssen", Kncl weiter wuräe, zum Verdruß äer Schulmeister unä
ihrer Gattinnen, welche letztere die sßädcben unterrichteten, immer etlichen Männern unä noch
mehr frauen, diesen nach dem Vorgang der Leghinen, Orivatschulen zu halten gestattet. In
allen aber ließ der Besuch zu wünschen übrig. Oie Kinder kamen meist sehr jung in die Schule
und wurden bald aus derselben genommen; noch 1595 fehlten in einer Schule im Winter, „weil
es glimpsig und gut zu schassen", über 70 Kinder von Kebleuten. So sehr war die Stadt noch
eine landwirtschaftliche. Kechenunterricht wurde längere Zeit nur in der Modistenschule erteilt,
in den anderen bloß Memorieren, Lesen und Schreiben gelehrt.
^ In der Kunst, voran der Laukunst und der mit ihr verschwisterten Bildhauerei, hat die
Lenaissance aus ihrem sieghaften Laus durch die deutschen Lande auch Württemberg und seine
Hauptstadt nicht bloß gestreift, sondern Lauten hervorgerufen, die mit dem Schönsten und
Ledeutendsten des Zeitalters sich messen können oder vielmehr konnten: denn die edelsten Meister
werke werden heute vergeblich von uns zurückgewünscht, nachdem Knglück und (Inverstand in
einer Zeit, die ihrer nicht wert war, sie zerstört haben. Lber auch unter dem, was uns erhalten
ist, sind manche bedeutende Denkmäler echter Kunst. So schon die noch unter Herzog Klrich
erbaute Lite Kanzlei, „in schlichtem Lruchsteingemäuer, aber durch ein elegantes Vortal, steinerne
Wendeltreppe und schöne Kippengewölbe im Innern bemerkenswert". Sodann die von Herzog
Ghristoph durch den Stuttgarter Albrecht Kretsch aufgeführten drei neuen flügel des Schlosses;
„noch jetzt gehören die stattlichen Arkaden des Hofs mit ihren prachtvollen Säulen, die beiden
Kreppentürme mit ihren schön konstruierten Wendelstiegen, endlich die breite und bequeme Leit-
schnecke, welche Llakus Lerwart (aus einer von Lesnberg stammenden Stuttgarter Laumeisters-
samilie) nach dem Muster einer solchen im bischöflichen Schloß zu Oillingen ausgeführt hat, zu
den schönsten Werken deutscher Lenaissance". Auch die reiche Kanzel (von ca. 1500) in der
Stiftskirche und die edlen figuren des sogenannten Oelbergs, richtiger Kreuzigungsbergs, bei
der Leonhardskirche (von 1501) gehören, mit dem Marktbrunnen in Krach, zu den besten (Kerken
der damaligen schwäbischen Vlastik. Dann führte, wie bereits erwähnt, Herzog Ludwig die
bildende Kunst in Württemberg zur Vollendung in dem Lusthaus Georg Leers, das „als eines
der edelsten Juwele der gesamten deutschen Lenaissance bezeichnet werden darf". In der aus
gezeichneten Keihensolge von fürstenbildern seines Dauses, mit welchen Ludwig den Lhor der
Stiftskirche durch Schlör schmücken ließ, offenbart sich der zwar „nicht mehr so reine, dafür
durch frische der Gründung und lebensvolle Wärme der Ausführung ausgezeichnete Stil der
Spätrenaissance besonders elegant". Oer prachtliebende Herzog friedrich fuhr mit Giser in künst
lerischen Knternehmungen fort. Oer für ihn von dem treuen Schickhardt aufgeführte Oeue Lau
„trug das freie Gepräge der deutschen Lenaissance, frei von sklavischer Oachbildung der gleich
zeitigen italienischen Monumente, welche Schickhardt auf seinen Leisen kennen gelernt hatte.
Doch großartiger sollte ein zweites Schickhardtsches Werk werden, dessen Vollendung jedoch die
Kngunst der Zeit vereitelte und aus welchem dann später der jetzige Orinzenbau entstand" (Lübke).
Außer den bereits genannten Meistern, Albrecht Lretsch von Stuttgart (f 1591), Georg Leer
von Lönnigheim (f iboo, beigesetzt in der Spitalkirche), Heinrich Schickhardt von Herrenberg
(j 55 8—1634), Sem Schlör von Hall (oder wohl richtiger Laudenbach bei Mergentheim, f ,597
oder 1598) waren in dieser Llütezeit der Stuttgarter Kunst hauptsächlich am Lusthaus tätig: die
Bildhauer Georg Miler von hier, Matthis Kraus von Schweidnitz 1589 ff., Jakob Lument,