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<K- Tom 16. bis ins 19. Jahrhundert
Seifensiederobermeister Häring, Kürschner Lenz, Kaufmann Keller, Sekondleutnante fjoftilber-
arbeiter Sick, Kaufmann Stritten, Klildenmannwirt Heinrich, Hdjutant. Hm 15. Hpril 1794
rückte das Korps zum erstenmal vor dem Herzog im Schloßhof aus, erhielt ein Reglement und
den Major v. Gemmingen zum Kommandanten. Da es bei einem im Juni durch die Scbufters-
gefellen veranlaßten Volksauflauf sich auszeichnete, verlieb der Herzog ihm eine Standarte und
den Offizieren das Portepee. Hber die Herrlichkeit war von kurzer Dauer, denn die Bürger-
garde fand so wenig als die Landmiliz Gelegenheit, sich vor dem feinde zu bewähren, obwohl
dieser nur zu bald wieder im Lande erschien.
Herzog Ludwig Gugen erlebte das nicht mehr, auf einem Spazierritt in Ludwigsburg vom
Schlag getroffen, starb er am 20. Mai 1795. Klaren feine Hinterbliebenen nicht mehr als eine
unebenbürtige Gemahlin und zwei Cöcbter, so bestand das nunmehr wieder evangelische Haus,
die familie des verdienten preußischen Heerführers und Regenten von flßömpelgard, friedricb
Bugen, und der Dichte Friedrichs des Großen, Dorothea von Brandenburg-Schwedt, aus einem
hochbegabten Erbprinzen und sechs weiteren, übrigens meist auswärts weilenden Söhnen, sowie
einer Lochten, der russischen Chronfolgerin und bald Kaiserin Maria feodorowna. Hber der
Hof, dessen Lieblingsaufenthalt Hohenheim war, während der Erbprinz Friedrich in Ludwigs
burg residierte, brachte nach Stuttgart wenig Leben. Der Etat für die Hofmufik und das
übeater war von 32000 auf 23000 Gulden herabgesetzt, letzteres, da man fürchtete, daß das
aus früheren Zöglingen der Karlsfcbule bestehende Personal dem Staat als Bettler zur Last fallen
könnte, verpachtet. Hm Hofe vergnügte man sich in einem kleinen adeligen Gesellschaftstheater
an französischen Couplets und Gelegenheitsoperetten unter Leitung eines französischen Emigranten,
dem der grunddeutfcbe Meister Zumsteeg ungern seine Dienste widmete. Die Regierung war,
da den Vater wenige Wochen nach seiner Hnkunft aus fflömpelgard ein Schlaganfall traf, fast
ganz in den Händen des Erbprinzen Friedrich (geboren Creptow in Pommern 6. Dovember
1754, f Stuttgart 30. Oktober 1816.) Vom zweiten Jahr dieser 21jährigen Regierung an war
nicht eines ein vollkommenes friedensjabr; langjähriger Krieg gegen und für die franzosen und
unausgesetzter Kampf mit den Vertretern des Volks füllten die rastlose Cätigkeit des groß
angelegten, aber leidenschaftlichen fürsten so gut wie völlig aus.
Jm Juni 1796 setzten die franzosen unter Moreau über den Rhein. Der Erbprinz bemühte
sich vergeblich um die Verteidigung der Schwarzwaldpäffe durch die Kreistruppen. Der Herzog
ließ sich durch den Geheimen Rat leicht bestimmen, vor dem nahenden feind das Land zu verlassen; nur
Herzog Ludwigs Witwe Sofie Hlbertine blieb, wie nachher 1800, und „wandelte täglich mit
dem Gebetbuch durch die französischen Grenadiere den Karlsplatz hinunter in die Hkademie-
kircbe zur Messe". Die Württemberger wurden auf dem Roßbühl am 2. Juli und die Oefterreicber
unter Erzherzog Karl am 9. auf dem am Dobel geschlagen und rückten über Vaihingen und
Ludwigsburg gegen Stuttgart, wohin auch die franzosen, überall plündernd, marschierten.
Württembergische Hbgejandte schloffen am 17. Juli in Baden-Baden mit Moreau einen Waffen
stillstand. als aber die Kunde davon in Stuttgart eintraf, schickten bereits die franzosen unter
Saint Cpr sich an, vom Hasenberg herunter in die Stadt einzurücken. Die Oefterreicber zogen
sich kämpfend nach Cannstatt zurück, Stuttgart blieb von Gewalttat verschont, außer daß
geplündert und erpreßt, ein Bäcker in der Rotenbildstraße, der einem Oesterreicher zum fenster
hinaus ein Glas Mein reichte, erschossen, ein paar andere verwundet wurden, auch einige fran
zosenfreunde, die den Hnrückenden entgegengingen, mit ihnen die Stiefel wechseln mußten. Weit
blutiger als dieses Vorposten gef echt waren die Kämpfe jenseits der Stadt bis Berg und einige
Lage nachher in Cannstatt, als Moreau mit seinem Generalstab in Stuttgart eingetroffen war.