24 Christian Doppler. Ueber das farbige Licht der Doppelsterne etc.
Periodieität dieser scheinbaren. Anomalie von beiläufig
12 Jahren nachweisen lassen 7), und fände es sich wirklich
so, so wäre dieses eine überraschende Bestätigung der vor-
liegenden Theorie. In den mir gegenwärtig zu Gebote stehen-
den Werken habe ich hierüber, und dass diese Anomalie in
eine Periode eingeschlossen sei, nichts erwähnt gefunden.
11.
Bevor Olauf Roemer uns die Geschwindigkeit des Lichtes
kennen lehrte und selbst noch viele Jahre nach ihm hielt man
an der Meinung fest, dass keine Bewegung am Himmel und
auf Erden mit jener des Lichtes. in irgend einen Vergleich
kommen könne und bei einer Gesichtswahrnehmung einen auch
noch so geringen Einfluss auf dieselbe auszuüben vermögen
werde. Die scharfsinnige Erklärung des Aberrations-Phänomens,
diesem Wahne entgentretend, verdankte es ganz der unwider-
stehlichen Kraft der Wahrheit ihrer Lehre, wenn sie gleichwohl
in nicht gar langer Zeit sich allgemeine Anerkennung erwarb.
Ist aber eine Geschwindigkeit von 4,7 Meilen hinreichend, die
Richtung des Lichtstrahls um 20” abzulenken, warum sollte nicht
eine nachweisbar ungleich grössere eine AED EHE in Farbe und
Intensität des Lichtes bewirken? Nichts kann einen Forscher
hindern, sich und andern: eine. solche Frage vorzulegen und in
deren Beantw ortung sich zu versuchen. Ob uns. die dermalen
vorliegenden Beobachtungen schon in den Stand setzen werden,
diese Frage zu einer definitiven Beantwortung zu [482] bringen
und dieser Theorie den Stempel einer apodiktischen Gewissheit
aufzudrücken, will ich der Entscheidung der eigentlichen Sach-
kenner anheimstellen. So viel indessen scheint gewiss, dass,
das hier durchgeführte Raisonnement als richtig vorausgesetzt,
hiermit einer Theorie eine Grundlage gegeben ist, von welcher
die berühmte Bradley’sche Aberrationslehre, da sich diese nur
allein auf die Richtung, jene aber auch noch überdies auf die
Farbe und Intensität des Lichtstrahls bezieht, nur als ein inte-
grirender Theil derselben anzusehen ist, und es ist fast für
gewiss anzunehmen, dass dieselbe in nicht ferner Zukunft den
Astronomen ein willkommenes Mittel darbieten dürfte, die Be-
wegungen. und Entfernungen selbst solcher Gestirne zu be-
stimmen, welche wegen ihrer unermesslichen Entfernungen von
uns und. der damit zusammenhängenden Kleinheit der. parall-
actischen Winkel bis zu gegenwärtigem Augenblicke kaum die
Hoffnung zu solchen Messungen und Bestimmungen darboten. -