Erklärungsversuche des Aberrations-Phänomens. 57
Falle ist die Aberration zugleich auch am grössten. Für andere
Punkte der Erdbahn und für Sterne, die nicht in der Ekliptik
liegen, gilt zwar ‚dasselbe Raisonnement, nur hat man es da-
selbst mit der Auflösung schiefwinkliger Dreiecke zu thun, die
jedenfalls einen kleinern Aberrations-Winkel geben. In’ den
beiden Quadraturen ‚endlich fällt ‚die Richtung [der Bewegung]
des Fernrohrs mit jener der ankommenden Strahlen genau 'zu-
sammen, weshalb kein Grund vorhanden ist, das‘ Fernrohr in
eins andere Lage zu bringen.
Al völlig zusimmen fallend mit vorstehender Darstellungs-
weise müssen auch ‘noch jene ‚angesehen werden, wo man auf
die Aehnlichkeit des‘ Vorgangs rücksichtlich eines in Bewegung
begriffenen mit‘ parallelen Seitenwänden versehenen und von
einer Kugel durchschossenen Schiffes hindeutet, oder aber, wie
] d..J.bemerklich macht, dass ein durch eine ’feine
- in einen dunklen Kasten fallender Sonnenstrahl einen
52] Punkt der gegenüberstehenden Wand treffen muss,
wenn dieser Kasten in Bewegung, als wenn er sich in Ruhe
„Ein solcher Apparat«, sagt Herschel in seinem Werke
s Licht, »ist nun unser Auge. Seine Netzhaut ist die
auf ‘ welche das Licht fällt, und wir urtheilen über die
Lage desselben nur nach dem Punkte in dieser Tafel, auf
welcher wirklich der Eindruck gemacht worden ist. Die Pupille
aber ist die Oeffnung«. — Wir werden auf diese Form der
Darstellung obigen Gedankens ohnedies noch‘ einmal beim
fünften Erklärungsversuche zurückkommen, und bemerken nur
noch, dass Herschel auch in seiner später erschienenen populären
Astronomie dieser Ansicht im Wesentlichen getreu geblieben ist.
85.
Eine etwas‘ genauere Betrachtung und Erwägung des im
vorigen P: arägraphen auseinandergesetzten Erklärungsversuches
lässt ohne Mühe erkennen, dass dieser nicht einmal unter der
Voraussetzung zugelassen werden kann, wenn angenommen
wird, dass wi ährend der Bewegung der Erde, der ‚Aether als
Fort pflanzungsmittel der Lichtwellen unverkaidert seine Stelle
in unserem Sonnensysteme beibehalte, und die Wellenfort-
pflanzung selbst keinerlei Störung hierdurch erleide. Dies ist
aber begreiflicher Weise nur denkbar, wenn die sich bewegende
Erde ‚den Aether in jeder Richtung :g ganz ungehindert durch-
lässt, oder ihm wenigstens keinen grösseren Widerstand dar-