Full text: Augsburg, Bd. 8 (1928 / 33)

1561 
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Schmachreimen wider die Pfaffen 
M 545 b. Am dornstag adj. 7. augustihat ain junger gesel von Münichen, 
Casper Hertzog genant, etliche unflätige und schmechliche reimen wider 
den jesuwiter, den Canisium*, und die Pfaffen in dem Thumbstift 
s an den predigftuel und wend» gefchriben. als man sie [42a] aber wider 
abgewischt und in etliche mal gütlichen darvon abgewisen, hat er sich 
nit daran genügen lassend, sonder die leut darumb schlagen wöllen 
und hat noch andere und schmächlichere widerumb an die statt ge- 
schriben. 
io Wie solichs dem thumbdechant^ fürkomen und dem burgermaister 
Rehlinger^ anzaigt, ist er in der kirchen von den statknechten angriffen 
und für den Herrn burgermaister in sein Haus gefuert worden, hat er 
dem burgermaister auch frevenlich und schmächlichen zügeredt und 
ursach geben, daß in der burgermaister zwaimalen in das angesicht 
a) an die loenb. b) „lassen" entlehnt auä M. 
solcher Wal zugetragen, daß Herr Marx Ulstat und Herr Lenhart Sultzer zü burger- 
maister erwölt worden, dessen sie sich zum höchsten beschwert, mit Vermeidung, daß 
sie inen Verstands, schicklichait und gedächtnus, auch leibsschwachait und ires kauf- 
manshandels halb solchem ambt vorzusteen und auszuwarten nit getrauten, mit 
undertheniger, dienstlicher bitt, sie solchs ambts zu erlassen, oder, do solchs nit zu 
erlangen, wollen sie, daß dem, was sie angetzaigt hetten, also were, mit irem aid 
erhalten, und meldet Herr Marx Ulstat insonderhait, do man in aber nit gedechte 
zum aid kamen zu lassen, so wolt er sein burgerrecht aufsagen und sich aus diser 
stat thun. — Und wiewol sie in sitzendem rat durch Herrn Heinrich Rehlinger, stat- 
psleger, auch volgends privatim durch die zwen Herrn burgermaistere, Herrn Lenhart 
Christoph Rehlinger und Herrn Johann Baptist« Heintzl, von ains ersamen rats wegen 
neben und mit andern ratspersonen, die nit minder dann sie entschuldigungen und 
beschwerungenfürzuwendenhetten, ermant wurden, das best zu thun und sich solcher 
bürde umb des vatterlands willen nit zu beschweren, mit Vertröstung, daß sie nach 
diser sürgangnen Wal mit disem ambt ferrer nit belestigt werden sollen, so haben doch 
bede ernannte Herrn Ulstat und Sultzer ob irem begeren und vorhaben verharrt, deshalb 
ain ersamer rat beweglich von der fachen geredt und erkannt hat, daß Herr Lenhart 
Sultzer in ansehung seiner menigclich bewußten schwachait und menge! zum aid 
gelassen, aber dem Herrn Ulstat angetzaigt werden solt, daß ain ers. rat ine, weil 
man kam kranckhait oder leibsschwachait an ime spüret, daß auch andre Herrn im rat 
mit so großen oder wol merern gescheften beladen, nit köndt zum aid kamen lassen, 
sonder ime [tuende der frei zug von diser stat bevor, und ward hierauf dem Herrn 
Sultzer nachvolgender aid vorgelesen, den er auch alsbald erstattet: Ir werbt schwören, 
daß Ir dem burgermaisterampt schwachait halb Eurs leibs und aus kainer andern 
bewegnus nit mer vorsein noch auswarten köndt, treulich, sonder geverde. — Herr 
Marx Ulstat aber ließ sich nach eröffnetem beschaid vernemen, er wolt den nechsten 
ratstag sein burgerrecht aufsagen." 
1. Seit Sommer 1559 in Augsburg. 
2. Christoph von Freyberg <Domdekan von 1557 bis 1573). 
3. Leonhard Christoph Rehlinger.
	        

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