Einleitung
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nähme der von den evangelischen Fürsten zu Naumburg (1561) ge
faßten Beschlüsse bereden sollten. Über Begebenheiten im Ausland
endlich berichtet Mair nach Zeitungen, „warhafftigen" und „unge
wissen", die ihm infolge seiner zahlreichen persönlichen Verbindungen
teils mündlich, teils handschriftlich oder gedruckt reichlich zugingen.
Wir finden unter anderem Notizen und Berichte über die Pest in
Mrnberg, die kriegerischen Unternehmungen des Herzogs Christoph
von Württemberg wegen der Herrschaft Hericourt, die Krönungen
Maximilians in Prag, Frankfurt und Preßburg, das Abscheiden fürst
licher Häupter, die Aufstände in Tirol und im Salzburgischen, das
Vorgehen des Herzogs Albrecht von Bayern gegen den Grafen von
Ortenburg, die Hochzeit Wilhelms von Oranien, die Bekehrung des
Athesinus vom Papsttum zum Luthertum, die Einführung des Heidel
berger Katechismus in der Kurpfalz, die Evangelisierung des Erzstiftes
Magdeburg und des Bistums Merseburg. Auch die ferngelegenen
Länder gehen nicht leer aus. Es wird gesprochen von den religiösen
Streitigkeiten in Frankreich, von der Ausbreitung des Evangeliums
in den Niederlanden und in Schottland, von der Hinmordung der
Evangelischen in Spanien und Neapel, von dem Konzil von Trient,
von der Hinrichtung der Caraffa durch Papst Pius IV., von den Nieder
lagen der Spanier in Afrika, von der Chrisüanisierung der Maureta
nier, von Kriegs- und Beutezügen der Türken, von der „tyrannischen"
Kriegführung der Moskowiter, von den Nöten Livlands und an
deren derartigen Dingen, die damals in aller Mund waren. Natürlich
vergißt Mair als richtiger Chronist auch nicht die „greulichen" Miß
geburten, von denen er hörte, die gerade damals überaus zahlreichen
„Wunderzeichen", die die Menschheit erschreckten, die Verbrennung
von Hexen und Zauberern, den von schweren Anfechtungen des Teufels
geplagten Thüringer Hirten und dergleichen.
Das also ist ungefähr der Inhalt dieser Aufzeichnungen, alles er
zählt in der trockenen, oft etwas schwerfälligen und Mistisch nach
lässigen Weise, die Mair eigen ist und trotz der frommen Worte und
Sprüchlein, die er dann und wann seinen Erzählungen anhängt, so
wenig Persönliches an sich trägt. Mair legte eben Wert darauf, sich
in seinen Chroniken möglichst im Hintergrund zu halten. Wenn wir
ihn nicht aus anderen Quellen kennten, aus seinem Diarium vermöch
ten wir so viel wie nichts über ihn herauszulesen. Und doch würden
wir so gern etwas hören von seinen Beziehungen zu Buchdruckern