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Diarium Paul Hektar Mails von 1560—1563
Ain weib sagt denen von Nördlingen ab
M 583 a. Auf adj tag mayo» hat ain frau, die Ainkirin genant,
so zu Nördlingen in der stat gewont, sbrant gestiftet], diser ist>> umb
etliche Verhandlung die stat Nördlingen verpoten worden, derohalben
sie ainem rat abgesagt, daß sie auf sie prennen und sich an inen rechen »
wölle, dann ir onrecht beschechen- sei. darauf hat sie sampt andern
iren Mithelfern in die stat Nördlingen an 4 orten feur eingelegt,
wölchs auf den obgemelten tag an 3 orten aufgangen, daß vil Heuser
verprunen und großer schaden beschechen ista*.
Als aber dise frau hat sliechen wollen, ist ain zindstrick von ir io
gevallen, und ist« gefangen worden, da hat sie vonstundan bekent,
daß solche brunst durch ir anstiften beschechen sei, und man soll eilends
auf dem Rathaus suchen, so werde man finden, daß daselbsthin auch
feur sei eingelegt worden, das dann bald angangen und der stat auch
großer schaden beschechen wer. aber man hat vonstundan das ein- w
gelegt feur funden, und ist das Rathaus erröttet worden, es seind
der sagen mererlai, die doch nit gleich zusamen stimen?. die gewisse
ervolgung Wirt die zeit zu erkennen gebenr.
a) Auf... man. b) der ist. c) geschechen. d) „ist" fehlt. e) ist sie. f) „es
feind — erkennen geben" fehlt.
1. Am 18. Mai 1563 sprach der Rat von Augsburg den Nördlingern sein „Mit-
leiden" wegen des Brandes aus, der sie „angriffen und ... hart beschediget". Zu
gleich baten sie, die Bekenntnisse der etwa ergriffenen Täter nach Augsburg zu über-
senden, damit man davon Nutzen ziehen könne. Der Nördlinger Rat teilte in seiner
Antwort (vom 21.) mit, daß man zwar etliche verdächtige Personen habe einziehen
lassen, „aber über allen angewendten fleiß nit gründlich erfaren mügen, woher oder
von wem ... solicher schaden zugericht worden ist" <Lit.-S.).
2. C.Beyschlag, Gesch der Stadt Nördlingen(Nördlingenl851) berichtet S. 89
über diesen Fall aus der Nördlinger Chronik von Wekerlin: „Den 7. Mai ist des
Herrn Or. Zieglers Haus auf dem Kornmarkt abgebrannt und sein noch 24 Häuser
mitverbrannt, auch der große Turm am Rathause; so hat es die Hübnerin eingelegt,
welche deswegen mit glühenden Zangen zerrissen worden und bei dem Galgen von
dem Henker gebraten worden und jederman zu einem Exempel da hangen gelassen."
— Vgl. ©ruf ius-Moser, II, S. 305.— Das Ereignis fand auch seinen „Sänger":
Es gibt nämlich: Ein new es Lied /von der erschrecklichen brunst, / so ge
schehen ist in der Reichs-/stadt zu Nördlingen./Im Thon/kompt her
zu mir, spricht Gotes son./Einem Fürsichtigen, Ersa-/ men vnd Weisen Raht daselbst
zu / Ehren gedicht durch Lienhart Müller, Burger vnd Stadtglaser zu
Nörd-/ lingen, den 15. tag Martzij Im/ 1564. Jar rc. — Am Ende: Gedruckt zu
Erffordt Bey/ Jeremias Portenbach/ zum Gülden Moren bey dem/ Prediger thor.
Klein 8". 50 Strophen. Exemplar in der Bibliothek zu Berlin. — Nach den An
gaben des „Dichters", eines Augenzeugen, handelt es sich einfach um eine aus
Rache an dem Nördlinger Doktor Nikol. Ziegler am 6. Mai 1563 verübte Brand
legung durch eine Frauensperson namens Burghuber, die nach einiger Zeit ihres
Verbrechens überführt und am 6. August des Jahres nach Richterspruch verbrannt
wurde. — Das im Titel genannte Datum gibt die Entstehungszeit des Gedichtes an.