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Paul Hektar Mails 2. Chronik von 1547—1565*
samen oder fülligen, somrder allerding dermassen hallten, das menigklich
von jnen vnbeschwert bleibe vnd nit vrsachen hab zu klagen, bei peen
vnd verlierung leibs und lebens oder annderer willkürlicher straffen, so
gegen den Verbrechern on alle gnad vnd nachlast volnzogen werden sol
len? (Ohne Datum.) 5
[141b] Wie der bischof von Augspurg Unser Frawen
kirchen einnam
Auf den 5. tag augusti des 1547. jars» hat der bischof von Augspurg
Unser Frawen kirchen, seinen thumbstift, widerumb eingenomen, fünf
alter darinnen machen, tafflen darauf setzen lassen, und hat der weich- «>
bischoff die kirchen und alter widerumb weichen muessenb. und hat
der thumbdechentb auf den altern meß gelesen, alle feirtag darinnen
predigen*, empter und Vesper singen lassend
a) Auch in disem jar auf den 5. tag augusti, da hat, 26. b) „lassen" statt „muessen", 27.
1. Ein gedrucktes Exemplar erhalten in der „Berufsammlung" des Augsburger
Stadtarchivs, nach welchem wir den Text richtig gestellt. — Ein solches „Aus
schaffen" der müßigen Knechte erfolgte stets vor Beginn eines Reichstages.
2. Weihbischof war seit 1546 Marcus Avunculus, Titularbischof von Nacianz.
Eine Biographie desselben bei Schröder, Die Augsburger Weihbischöfe im Archiv
für Gesch. des Hochstiftes Augsburg, Bd. V (1919), S. 447 ff.
3. Philipp von Rechberg auf Hohenrechberg.
4. Als Prediger am Dome wurde auf die Dauer des Reichstages der bekannte
Michael Helding, Weihbischof von Mainz, Titularbischof von Sidon, (daher Sidonius
genannt), aufgestellt. Bereits am 14. August 1547 bestieg er zum ersten Male die
Kanzel. Vgl. hierzu Roth, A. R.-G., IV, S. 54 ff.
5. Der Kaiser hatte vom Augsburger Rate durch Granvella fordern lassen, daß
man ihm und den Seinigen Kirchen zur Verrichtung des Gottesdienstes einräume,
und der Rat hatte sich daraufhin erboten, zu diesem Zwecke die St. Annakirche und
die Dominikanerkirche, die beide seit 1534 gesperrt waren, herrichten zu lassen und
zur Verfügung zu stellen. Der Kaiser ließ jedoch erklären, daß er sich die Dominikaner
kirche für sein Gesinde gefallen lasse, für seine Person aber den Dom verlange, der
1537 in den Besitz der Evangelischen bzw. des Rates übergegangen war. Der Rat
machte die größten Bemühungen, Granvella und den Kaiser von dieser Forderung
abzubringen, konnte aber nichts erreichen. Schon am 31. Juli, 1. August schreibt
Verallo an Farnese: „8ua cesarea ötaestä ha conceduto al Cardinal d’Augusta che
si apra qui la chiesa maggiore, perchä se ci possa celebrare alla catholica; imperd
si dice che questi dello senato della cittä faranno prohibitione, che null» della
cittä vi vada alla messa ns vi entre al tempo che vi si officiarä.— Questa mattina
si & aperta la chiesa di San Domenico per opera del confessore, perchä vi si dicano
ie messe per la corte et serva per la confraternitä della corte et per sepelire chi
moresse.“ (Nuntiaturber., 1,10, S. 61.) Am 5. August konnte Sfondrato berichten:
„Questa matina si e cantata la messa solenne per monsignor R>5° d’Augusta
nella chiesa maggiore con molta frequenza di gente et io ho data la benedizione . . .
Vero & che questi della cittä hanno fatto et fanno gran resistenza con pretesto
che hanno concessa la chiesa a Sua Maestä et non vescovo et al capitolo. pure
ä dato questo principio buono.“ (Ebenda S. 72.)—Der in Augsburg anwesende