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Paul Hektar Mails 2. Chronik von 1547—1565
fürstlichen erbieten [feine untreu ersehen], mit Nichten in Handlung
einzülassen ober ime zü trauen gemißt und inte allain sovil beschaidt
anzaigen lassen: wo er sich mit leib und guot ohne ainigem aus-
geding noch condition in Ir may. gnad und ungnad frei ergeben
wollt, so were Ir may. gnedigst bedacht, gegen ime weiter nicht
fürzüfaren; wo er aber das einzügehen nit gesinnet, so sollte er ferner
nit anhalten, [sondern damits in ruo und zurück stehen, es wurde
auch Ir may. die poten, so er ferrer darzü zü brauchen gedechte, so
bald die oder deren ainer von inen in Ir may. kaiserlich leger an
körnen, allberait hencken lassen, darnach sollte er sich wissen zü richten,
ob nun der landtgrävischen fürgeben, daß der landtgraf durch mer
ernante bebe churfürsten Sachsen und Brandenburg anfengklich zü
der Handlung bewegt worden, [richtig fei], das ließ Ir may. jetzt
gemaine reichsstendt ermessen.
So hette über das alles der landtgraf auch mit Überlieferung»
aller bundsbrief und eröffnung etlicher verborgner verstendtnus
auch [nochj nit gelaist nach inhalt bemelterv capitulation 1 , das dann
Ir kay. may. gleicher gestalt mit grundt der warhait ausfindig zü
machen gar wol gewußt«; und hette in dem der kay. may., auch der
capitulation stracks und dreifältig züwider gehandlet, daß er hertzog
Hainrichen von Braunschweick mit unwarhait fürgeben, als ob er in
Ir may. Ungnaden were, in [inj seiner erledigung zü ainem unbil-
lichen vertrag getrungen, so er in doch one alles geding nach besag
der capitulation auf freien fueß sollte gesetzt und ledig geben haben".
Züdem hette Ir kay. may. in einreißung der bevestigungen
allerlai mangel, und weren die bestimbten bevesttgungen noch nit
gar geschlaift-r und von deren ainer« noch kain stain abgeweltzt".
») So aus M L statt „ohne alle Überlieferung" in bl. d> bewilligter, bl I.. o) aus
findig zue machen waitz, bl I« d) So aus bl I, statt „nit gar gefchloffen" in bl. e> Aus
bll, statt „von dem ainen" in bl.
1. Gedruckt bei Rommel, Phil. d. Gr., Bd. III (Gießen 1830), S. 248ff.,
Artikel 6 und 7. Vgl. Turba, S. 146ff.
2. Artikel 16 der Kapitulation. — Es war zwischen Philipp und Herzog Heinrich
schon vor der Kapitulation zu einem Vergleich gekommen, den dann Philipp Magnus,
der zweite Sohn Heinrichs, als ungültig erklärte, weil er erzwungen und erschlichen
sei, was von dem Landgrasen natürlich bestritten wurde. Holtzmann, Maximilian,
S. 64; Jßleib, Herzog Moritz von Sachsen und der braunschweigische Handel 1545
in ».Webers Arch. für die sächs. Gesch., Neue Folge, V, S. 97 sf.
3. Artikel 13 und 14 verlangte, es sollen „alspaldt alle Bevestigungen seines
Landts außerhalb Ziegenhain oder Cassell, nach Jrer Majestät Wahle", geschleift
werden.— Über die Ausführung dieser Forderung s. Turba, S. 209.
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