1564
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[194»] Von den metzgern
Auf sontag den 13. februariia hat ain ersamer rat zü Augspurg
öffentlich berufen lassen: dieweil sich ain grosser Mangel befindet, daß
man das rint- und bratflesch nit mer wol bekomen möge, deß dann
5 nicht die weniges! ursach feie das überflissig und täglich flaischessen, daß
man kain jungs dich nit mehr aufzischen köndenv, derhalben sich auch
die stende auf dem schwäbischen kraistag beratschlagt und beschlossen*,
a) Auch in bifem 1564. jar, am sontag den IS. tag sebr., SS. b> kindte, S8.
1. In dem Abschied des zu Ulm am 14. November 1563 begonnenen Kreistages
heißt es unter der Überschrift „Von dem flaischkauf": „Nachdem das flaisch, welliches
des gemainen und hart schaffenden manns fürnembste narung und fuerung, aus
vorgeenden langwürigen kriegen, auch über- und ausgeen der Wasser und hinsterben
des Viehs nit allain klain und theuer worden, sonder auch in ainen so Höchen werdt
komen, daß es zu erschwingen gar nachendt unmöglich, haben die stende über zuvor
derohalben gehaltne täg diser vorsteenden not weiter mit allem vleis nachgedacht
und sich entschlossen: wiewol aus unmüglichait und ungelegenhait der ort, auch
einkauffs dasselbig auf geleichs gewicht und werdt im aushauen nicht gebracht werden
möge, daß dannocht kain stand dises crais mit dem flaisch weitern aufschlag one
sondere bewegende notturfst seinen metzgern nicht gestatten, auch darob halten solle,
so Gott, der allmechtig, durch sein fegen gnaden gebe, daß solches zu ringerm kauff
und in den alten werdt gspracht werde; daß auch jeder standt nach seiner gelegenhait
guete ordnung mit und bei den seinen fürnemen solle, damit der überflus und miß
brauch in den großen Hochzeiten, kindertauffen, kirchweihen, kunigreichen und täg
lichen zerungen bei den würten und fastnachthalten, auch anderen mehr dergleichen
unnutzen und verschwendtlichen mißbreuchen abgeschafft und weiters nit gestattet
werden. — Dieweil aber in disem crais under den stenden ain ungleichait ist in
dem, daß etliche, insonderhait aber der alten religion stend, irem geprauch und
ordnung nach in der Wochen zwen täg, nemlich den freitag und sambstag und daneben
sonsten andere mehr gebandte täg durchs jar kain flaisch speisen lassen, ist für nütz
lich und guet angesechen, auch verabschidet, daß die stende, so flaisch also für und für
zu speisen im prauch haben, allain dem gemainen nutz zu guetem und fürstand
und ersparung des flaisches, das gemain flaisch metzgen und speisen, wie das mit
böster gelegenhait jedes standts zum fueglichsten beschechen mag, hinfürter in der
Wochen zwen tag abschaffen." lSammlung von Kreisabschieden im Stadtarchiv zu
Augsburg.)—Der Augsburger Rat publizierte diesen Kreistagsbeschluß und fährt
dann in dem „Beruf" fort: „Dieweil dann ein ersamer rat diser statt solichem ge
mainen kraißbeschluß auch underworfen und schuldig ist, obstehende ordnung alhie
auch sürzunemen und zu halten, so will er dessen menigclich bericht, sonnderlich aber
den metzgern das metzgen und stechen des Viehs in bestimbter zeit und dann das
speisen des flaisch, insonderhait den gastgeben und würten diser stat, am freitag und
sambstag bei ernstlicher straff abgeschafft, verbotten und sonst allermenigclich er-
manet und gewarnet haben, sich "diser gäbe Gottes, des flaisch, durch den Überfluß
nit zu mißbrauchen, dann ain ersamer rat hat der fachen notturft nach endtlich be
dacht, daß hieraus guet achtung gegeben und die übertretter dessen, sonderlich aber
die metzger und Wirt, nach gelegenhait jedes Verbrechens ernstlich zu straffen; doch
solle das kalb- oder saugflaisch für die krancken und kindbetterin, aber anderst nit,
dann wie es die Herrn burgermaister im ambt verordnen und erlauben werden, zu
stechen ausgenomen sein. — Es soll auch kain offner Wirt oder gastgeb, wie hievor
gleicher gestalt verrueft und geboten worden (siehe Seite 51), ainigem burger oder
inwoner zwischen den zwaien malzeiten, darvor oder darnach, ainich gekocht praten