Full text: Augsburg, Bd. 9 (1929 / 34)

Die Aufrichtung des Augsburger Zunftregiments 91 
zu sein und seines vatters herlichkait verderben verschwendt und sein 
arges, mutwilligs und unerbers fürnemen vollbracht was, nam er 
wider sein weg in das leger, so noch vor Aredo läge, und ließ sich aller 
ergangnen geschicht gar nichts mercken. aber die laidig Lucretia möcht 
b irer begangnen und dartzu getzwungenen Übeltat gar nicht vergessen, 
bewainet [sie], klaget und seuffzet [übet] iren Unfall teglichen und 
nam ir für, daß sie ir selbs ain bueß umb ir verschuldte Handlung 
auferlegen wöllt, und schicket eilents zu irem Hauswirt Collatinus in 
das leger für Aredo, auch nach irem vatter, auch Lucretius genant, 
io daß sie inen kam geschefft zu lieb lassen sein und eilents zu ir komen 
wollten, deren bottschafft sie auch gehorsam warend. und namen 
zwen reich burger, so ire fraint warend, nemlich Publium Valerium 
und Junium Brutum, mit inen und kamen zu der lobwirdigen, be- 
triebten Lucretien, wöliche sie biterlichen feuffzend und wainend 
iS gefunden habend, und nachdem die erberen und redlichen männer 
die ursach ires wainens und betriepnus an die Lucretia, [24a] derselben 
sie zu verstendigen, begert, do hat sie mit schmertzlichen, jämerlichen 
und betriebten Worten. und geperden angefangen, den unerlichen 
Handel, so des königs son Sextus an ir so tirannisch und grausam- 
2o klichen geübet hat», szu berichten und inen bett] mit allen umbstenden 
recetiert und ertzelt und sich darauff, [iren falls über die maßen ser 
bereuend, übel gehept. als aber ir vatter, Hauswirt und ander ire 
fraint ir klegliche betriebtnus verhört, haben sie sich zu erbermbt be 
wegen lassen und angefangen sie zu trösten auf mainung, daß ir selbs- 
r5 eröffnung der begangnen tat irer Unschuld ain wahre antzaigung von 
sich gebe, so were inen selbs der boshafftig mentsch Sextus mit seiner 
untreu gantz wol bekant, dann er solichs nicht jetzundt zu dem ersten 
mal, sonder zuvor vil mer getriben hette. zudem künden sie wol 
verstehen, daß er ir das lob, so sie vor seinem weib und andern römi- 
3o schen flauen mit ehren überkamen, nicht gunnet, sonder solch lob und 
ehr durch dise tat ir widerumb zu benemen sich understanden hett, 
und daß sie derhalben auch die erber frau Lucretiam nichts bester 
leuchter noch geringer halten noch haben wollten, aber die werd Rö 
merin hat soliche tröstung zu abtilgung des ir angelegten lasters«- 
35 nicht für gnugsam haben mögen, sondern nach langer, zierlicher oration 
und rödt, damit sie von mencklich für kain eheprecherin gehalten 
[würd], und daß alle fromen römischen flauen an verprechung der 
»> „geübet hat, denselben" b. d> In den Hdschr.: „ires angelegten lasters".
	        

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