Full text: Augsburg, Bd. 9 (1929 / 34)

Die Ausrichtung des Augsburger Zunftregiments 
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Also hat der zünftlich und bürgerlich frei stand in Rom, nachdem 
er 538 jar mit großem nutz des römischen volcks gestanden und ge 
werkt hat, sein entschafft genomen und aufgehört*. und habent die 
Römer in disen 538 jaren laut der rechnung und beschreibung Hainricus 
5 von Lichtenau, bischofs zu Augspurg 2 , 916 dictator, consules und 
burgermaister gehapt, durch wöliche die edlen Römer erlichen und 
wol gehalten und geregieret worden send und gar nach alle tail der 
weit (on teutsche land) in bemeltem freien, bürgerlichen regiment 
nicht allain gewonen und ingehapt, sonder auch dieselben land und 
io leut von aller tirannischer dienstparkait erledigt und auch dieselben 
erlichen, wol und weislich geregieret [haben]. 
Es hat auch Rom, die edel, alt statt, der verlassung irer bürger 
lichen regierung und annemung des kaiserlichen regiments gar nichts 
genossen, dann vil römische kaiser große tirannei under den römischen 
is bürgern geübet, daß fiea vil erstörung und verderbung under inen 
habend leiden und gedulden muessein und zu dem lötsten ist die fach 
mit inen, den Römern, dohin komen, daß sie den kaiserlichen sitz gar 
verloren und anstatt desselben von dem greuel aller greuel, dem waren 
Antichristo, dem babst, geregieret [worden] und denselben für ain 
20 oberkait erkennen und haben miessen^, wölicher nicht allain die eußer- 
lichen regiment und weltliche Ordnungen verderbt und zu seinem nutz 
verendert [hat], sonder auch dieselben, wo sie seiner falschen religion 
nicht volgen wollen, sich understat zu verdamen, das alles, [41b] wo 
a) „daß sie" sinngemäß von uns gesetzt statt „und". b) In den Hdschr.: „hat". 
1. Oben 6. 96,3 hat Jäger die bürgerliche Regierung und den freien Stand 
mit dem Jahre 585 beginnen lassen; wenn man davon 338 Jahre, die diese Regie 
rung gewährt haben soll, abzieht, kommt man auf das Jahr 47 v. Chr. (statt 44). 
2. Jäger meint hier offenbar die Ursperger Chronik, die nach damaliger An- 
nähme von dem Ursperger Propst Konrad von Liechtenau herrühren sollte <Gronau, 
Die Ursperger Chronik und ihr Verfasser, Berlin 1890, S. 77 f.). Daß Jäger an Stelle 
dieses Propstes den Augsburger Bischof von Liechtenau nennt, der, gestorben am 
12. April 1517, dreihundert Jahre nach diesem gelebt und nicht Konrad, sondern 
Heinrich geheißen hat, ist freilich eine böse „Verwechslung". Jäger hat wohl gehört, 
daß der Bischof seinerzeit <1515) den Druck der Chronik gefördert habe und ist so 
durch ein Mißverständnis zu der Meinung gekommen, daß er ihr Verfasser sei.— 
Übrigens ist in dieser von einer solchen Rechnung, wie sie Jäger angibt, nichts zu 
finden. 
3. Ähnlich, nur in feineren Worten, bedauert auch Peutinger, daß das alte 
herrliche Rom unter die Herrschaft der Päpste gekommen: „So oft ich die zerfallenen 
und zerbrochenen Reste des Altertums (in Rom) betrachte, beklage ich es, daß diese 
hochberühmte Stadt von jenem fremden Geschlecht beherrscht wird, das unter dem 
Vorwände der Religion jede Gewalttat und andere unerhörte Frevel verübt und 
noch dafür gelobt sein will und nicht etwa getadelt." <König, Peutinger-Studien, 
Freiburg i. Br. 1914) S. 72.
	        

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