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Weberchronik von Clemens Jäger
brief under der statt großem insigel aufgericht, die in sich halten, daß
man die zunsten mit dem ungelt nicht beschweren soll 1 , wöliche brief
hinder den burgermaister von der gemaind gelegt worden sein, der-
halben ich nicht weiter davon schreiben will.
1411. b
[85a] Item in disem jar am samstag nächst vor dem sunentag miseri-
cordia s25. Aprils hat clainer und alter rat erkennet: als uff des
handtwercks der Weber clage von der ußwendigen Weber wegen, doch
bis an «ins rats widerruffen, daß nunfüro dehain burger hie zu
Augspurg, weder reich noch arm, kouffleit noch andere, mit dehainem i»
Weber, die uff dem land innerhalb dreier weil Weges allumbundumbe
die statt gesessen sind, dehainerlai Hantierung noch geschaffte haben
noch in nichtes, weder von woll noch von garen noch von sunst ichtes, das
zu den barchatten gehöret, zu kouffen geben, noch kain ongezaichnet
tuch, das durch dieselben ußwendigen Weber gewürcket Wirt, weder is
gantz noch stückwis, wenig noch vil, von in kouffen sollen, weder durch
sich selbs noch durch yemen von iren wegen noch sunst in kainerlai
wis noch Wege, ußgeschlossen all arglist und geverde^. wer das darüber
tätte und überfüre, der- oder dieselben alle füllen zu pene geben all-
wegen [bon] so vil woll oder garen, als zu ainem barchanttuch gehöret, -o
mainde gelegt, darhinder er beliben, bis... Österreicher, als der der letzt burgon
maister von der weberzunst worden, Visen brief mit andern dem neuen [1548] »er
bet kay. mt. [53b] aus den alten geschlechtern eingesetzten rat übergeben hat."
1. Die eigentliche, allgemeine Urkunde ist noch nicht aufgefunden, wohl aber
eine vom 1. September 1397, die die Aushebung des Ungelts für die Weinschenken
verfügt. Sie ist gedruckt in Beil. III zu Chron. A, S. 161 f., und im Augsb. Urk.-B.,
I I, S. 277, Nr. 800.
2. Das Stück (abgedruckt aus der Weberchronik von M. Jansen, Die An
sänge der Fugger [Leipzig 1907], S. 13) findet sich im RB. I ,S 388 mit ganz
geringen Abweichungen von dem Jägerschen Texte, den wir danach richtig stellten.
— Vgl. Gasser c. 1550; Stetten S. 143. — Es handelt sich um den Kampf
gegen die aus dem Lande rings um die Stadt, namentlich in den „Staudendörfern",
sitzenden „Gäuweber" zum Schutze der einheimischen Zunftweber. S. auch unter
1425 und 1445 und vgl. Rübling, Ulms Kaufhaus im Mittelalter, S. 138, wo
das Augsburger Gesetz von 1411 erwähnt wird, 'Reuther, Die Entwicklung der
Augsburger Textil-Jndustrie (1915), S.17, und Dirr, Augsburger Textil-Jndustrie
im 18. Jahrh, in der Z. S. N., Bd. XXXVII (1911), S. 25. — Durch das Verbot,
den Gäuwebern Rohstoffe zu liefern, wollte man deren Produktion einschränken,
und, indem man überhaupt alle Geschäfte mit ihnen untersagte, auch verhindern,
daß man auf dem Lande Garn einkaufte; die Spinner sollten so gezwungen werden,
es aus den offenen Markt in die Stadt zu bringen, so daß die Obrigkeit den Garn
handel besser im Auge hatte und den das Garn verteuernden „Fürkauf" unter
binden könnte. Der Umstand, daß man diese Verordnung immer wieder erneuerte,
läßt erkennen, wie schwer es war, ihr Geltung zu verschaffen.