Full text: Augsburg, Bd. 9 (1929 / 34)

224 
Weberchronik von Clemens Jäger 
brief under der statt großem insigel aufgericht, die in sich halten, daß 
man die zunsten mit dem ungelt nicht beschweren soll 1 , wöliche brief 
hinder den burgermaister von der gemaind gelegt worden sein, der- 
halben ich nicht weiter davon schreiben will. 
1411. b 
[85a] Item in disem jar am samstag nächst vor dem sunentag miseri- 
cordia s25. Aprils hat clainer und alter rat erkennet: als uff des 
handtwercks der Weber clage von der ußwendigen Weber wegen, doch 
bis an «ins rats widerruffen, daß nunfüro dehain burger hie zu 
Augspurg, weder reich noch arm, kouffleit noch andere, mit dehainem i» 
Weber, die uff dem land innerhalb dreier weil Weges allumbundumbe 
die statt gesessen sind, dehainerlai Hantierung noch geschaffte haben 
noch in nichtes, weder von woll noch von garen noch von sunst ichtes, das 
zu den barchatten gehöret, zu kouffen geben, noch kain ongezaichnet 
tuch, das durch dieselben ußwendigen Weber gewürcket Wirt, weder is 
gantz noch stückwis, wenig noch vil, von in kouffen sollen, weder durch 
sich selbs noch durch yemen von iren wegen noch sunst in kainerlai 
wis noch Wege, ußgeschlossen all arglist und geverde^. wer das darüber 
tätte und überfüre, der- oder dieselben alle füllen zu pene geben all- 
wegen [bon] so vil woll oder garen, als zu ainem barchanttuch gehöret, -o 
mainde gelegt, darhinder er beliben, bis... Österreicher, als der der letzt burgon 
maister von der weberzunst worden, Visen brief mit andern dem neuen [1548] »er 
bet kay. mt. [53b] aus den alten geschlechtern eingesetzten rat übergeben hat." 
1. Die eigentliche, allgemeine Urkunde ist noch nicht aufgefunden, wohl aber 
eine vom 1. September 1397, die die Aushebung des Ungelts für die Weinschenken 
verfügt. Sie ist gedruckt in Beil. III zu Chron. A, S. 161 f., und im Augsb. Urk.-B., 
I I, S. 277, Nr. 800. 
2. Das Stück (abgedruckt aus der Weberchronik von M. Jansen, Die An 
sänge der Fugger [Leipzig 1907], S. 13) findet sich im RB. I ,S 388 mit ganz 
geringen Abweichungen von dem Jägerschen Texte, den wir danach richtig stellten. 
— Vgl. Gasser c. 1550; Stetten S. 143. — Es handelt sich um den Kampf 
gegen die aus dem Lande rings um die Stadt, namentlich in den „Staudendörfern", 
sitzenden „Gäuweber" zum Schutze der einheimischen Zunftweber. S. auch unter 
1425 und 1445 und vgl. Rübling, Ulms Kaufhaus im Mittelalter, S. 138, wo 
das Augsburger Gesetz von 1411 erwähnt wird, 'Reuther, Die Entwicklung der 
Augsburger Textil-Jndustrie (1915), S.17, und Dirr, Augsburger Textil-Jndustrie 
im 18. Jahrh, in der Z. S. N., Bd. XXXVII (1911), S. 25. — Durch das Verbot, 
den Gäuwebern Rohstoffe zu liefern, wollte man deren Produktion einschränken, 
und, indem man überhaupt alle Geschäfte mit ihnen untersagte, auch verhindern, 
daß man auf dem Lande Garn einkaufte; die Spinner sollten so gezwungen werden, 
es aus den offenen Markt in die Stadt zu bringen, so daß die Obrigkeit den Garn 
handel besser im Auge hatte und den das Garn verteuernden „Fürkauf" unter 
binden könnte. Der Umstand, daß man diese Verordnung immer wieder erneuerte, 
läßt erkennen, wie schwer es war, ihr Geltung zu verschaffen.
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.