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Weberchronik von Clemens Jäger
1526.
[142b] In disem jar haben die von Ulm etlich neue statuta aufgericht,
nemlich daß niemands, dann wer burger bei inen sei, allen frembden
kaufleuten factoriern soll 1 , und haben darneben alle ire zöll und un
gelt auf barchat, golschen und andere lainwat gesteigert, des sich ain s
rat alhie, und nicht unbillich, beschwerdt hat, derhalb inen heftig ge-
schriben, aber nicht vil von inen erlangt hat.
1539.
[149a] In disem jar hat unser handtwerck ain grossen Handel der wepfen
halben vor rat gehabt, dann es in ain unordenlichen prauch komen io
und gewachsen was in dem, daß menigclich alhie das garen allent
halben aufkauffet in der stat und auf den märckten auf dem land und
ließend wepfen daraus machen, die sie dann auf gwin den armen
Webern widerumb verkauften, und disen Handel trib menigclich so
schön, daß die zunft von Webern nichts hette, des sich ain erbere zunft, "
und nicht unbillich, beklagte, es wurden auch vil schrifften hin und
wider in die umbligende stet umb erkundigung des Handels geschicket.
also ward nach langem Handel die fach vor rat dahin gepracht, daß
ain erber rat allen denen, so der erbern zunft von Webern zunft und
gerechtigkait nit haben, mit Nichten kam gärn kauffen und wepfen -o
auf den kauff daraus machen sollen, bei peen und Verlust der wepfen
und straff des ratest darauf ain erber handwerck von Webern ain
ordnung verfaßt, wie und welcher gestalt ire arme maister mit guten
wepfen versehen werden möchten, damit inen ir gut an der geschau
desterbaß besteen möchte, welche ordnung dann noch vor äugen ge- &
sehen Wirt. 1 2
1. Rübling, Ulms Baumwollweberei S.124: Der Ulmer Rat beschließt am
30. Juli 1526: „daß ain jeder underkeusl füran schweren soll, wann er vom under-
keufelampt geurlaubt wird oder selbs davon gestanden sei, daß er dann in zwaien jaren,
den nechsten nach demselben seinem vom amptabschaiden, kains gasts noch frembden,
so nit burger hie zu Ulm sei, sactor noch diener werden, sonder deß berurte zwai jar
müssig stehen füll und wöll in allweg."
2. S. oben S. 220,15; Gasser c. 1812: „A senatu pro communi textorum bono
omnibus aliis civibus, qui de horum tribu non essent, prohibitum lege data et
praeconis voce proclamatum est, ne filamenta sive stamina ad conficiiendas telas
intextas et iterum vendendas coemerent." — Dreizehnerprotokolle des Jahres 1539:
„Die von Webern begeren, die frembden wepfen abzuschaffen, welche ordnung inen
aus ain jar zu versuchen bewilligt, stattschreiber hat die ordnung mit ime, sie in das
ordnungsbuch einzuschreiben, haimtragen." Dieses Ordnungsbuch fehlt.