Full text: Augsburg, Bd. 9 (1929 / 34)

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Einleitung 
worden und in große Gefahr geraten, aus der ihn der Rat nur mit 
harter Mühe zu erretten vermocht. 
Die Jägersche Geschichte des Zunftaufstandes von 1368 be 
deutet im Vergleich zu den nur knappen Berichten, die sich in älteren 
Chroniken darüber finden, einen großen Fortschritt. Was dort nur 
ganz kurz angedeutet ist, wird hier in anschaulicher, lebendiger Er 
zählung breit ausgeführt, und zwar so, daß alles den Stempel der 
inneren Wahrscheinlichkeit und Glaubwürdigkeit trägt und mit dem, 
was uns die wenigen einschlägigen Urkunden sagen, wohl zusammen 
stimmt. Nur bezüglich des Umstandes, ob die Reden und Gegenreden 
bei den von dem „Redhans" mit den patrizischen Bürgermeistern ge 
pflogenen Verhandlungen wirklich so, wie sie hier mitgeteilt werden, 
gehalten worden sind oder der „Dichter" Jäger dabei mitgeholfen 
hat, können Zweifel auftauchen, doch muß zugegeben werden, daß 
nichts darin vorkommt, was dem Verlauf des „großen Handels" nicht 
völlig entspräche. Es ist darum zu bedauern, daß man diese Darstel 
lung, deren wichtigsten Teil man bis in die neueste Zeit meist nur 
aus dem Druck in Langenmantels Regimentshistorie kannte, ziem 
lich allgemein mit einem gewissen Mißtrauen betrachtete, das wohl 
zum Teil davon herrührte, daß man keinen Verfassernamen zu 
nennen wußte. An verlässigen Quellen hat es Jäger nicht gefehlt. 
Wir nennen als solche die Ratsbüchlein von 1357 bis 1372 und 1373 
bis 1387, ein Ratsdenkbüchlein von 1362 bis1385/ gleichzeitige Bau 
rechnungen, verschiedener. alter Geschlechter „Commentari“, eine 
Chronik des Apothekers Hans Händler,? der er die Notiz von einem 
schon früher auf Erlangung der „Zunft" gerichteten Anlauf der Hand 
werker entnimmt, alles Stücke, die mit Ausnahme der Baurech 
nungen von 1368 bis 1373 jetzt verloren sind. 
Diese Aufstandsgeschichte fügt sich in sachlicher Hinsicht, abge 
sehen von dem Exkurs über die römischen und die Augsburger „Rats 
ämter", insofern gut in die Weberchronik ein, als sie Gelegenheit bot, 
die Weber, von denen seit ihrem Hervortreten in der Lechfeldschlacht 
in der „Histori" nichts Namhaftes mehr zu berichten gewesen, wieder 
einmal in den Vordergrund zu stellen, da ja sie es waren, die den 
bei den Ereignissen von 1368 eine so rühmliche Rolle spielenden „Rede- 
1. Dirr Studien zur Gesch. der Augsburger Zunstverfassunq 1368—1548 in 
der Z. S.N., XXXIX, S. 171, Anm. 1. 
2. Von Jäger unten selbst genannt.
	        
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