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Einleitung
worden und in große Gefahr geraten, aus der ihn der Rat nur mit
harter Mühe zu erretten vermocht.
Die Jägersche Geschichte des Zunftaufstandes von 1368 be
deutet im Vergleich zu den nur knappen Berichten, die sich in älteren
Chroniken darüber finden, einen großen Fortschritt. Was dort nur
ganz kurz angedeutet ist, wird hier in anschaulicher, lebendiger Er
zählung breit ausgeführt, und zwar so, daß alles den Stempel der
inneren Wahrscheinlichkeit und Glaubwürdigkeit trägt und mit dem,
was uns die wenigen einschlägigen Urkunden sagen, wohl zusammen
stimmt. Nur bezüglich des Umstandes, ob die Reden und Gegenreden
bei den von dem „Redhans" mit den patrizischen Bürgermeistern ge
pflogenen Verhandlungen wirklich so, wie sie hier mitgeteilt werden,
gehalten worden sind oder der „Dichter" Jäger dabei mitgeholfen
hat, können Zweifel auftauchen, doch muß zugegeben werden, daß
nichts darin vorkommt, was dem Verlauf des „großen Handels" nicht
völlig entspräche. Es ist darum zu bedauern, daß man diese Darstel
lung, deren wichtigsten Teil man bis in die neueste Zeit meist nur
aus dem Druck in Langenmantels Regimentshistorie kannte, ziem
lich allgemein mit einem gewissen Mißtrauen betrachtete, das wohl
zum Teil davon herrührte, daß man keinen Verfassernamen zu
nennen wußte. An verlässigen Quellen hat es Jäger nicht gefehlt.
Wir nennen als solche die Ratsbüchlein von 1357 bis 1372 und 1373
bis 1387, ein Ratsdenkbüchlein von 1362 bis1385/ gleichzeitige Bau
rechnungen, verschiedener. alter Geschlechter „Commentari“, eine
Chronik des Apothekers Hans Händler,? der er die Notiz von einem
schon früher auf Erlangung der „Zunft" gerichteten Anlauf der Hand
werker entnimmt, alles Stücke, die mit Ausnahme der Baurech
nungen von 1368 bis 1373 jetzt verloren sind.
Diese Aufstandsgeschichte fügt sich in sachlicher Hinsicht, abge
sehen von dem Exkurs über die römischen und die Augsburger „Rats
ämter", insofern gut in die Weberchronik ein, als sie Gelegenheit bot,
die Weber, von denen seit ihrem Hervortreten in der Lechfeldschlacht
in der „Histori" nichts Namhaftes mehr zu berichten gewesen, wieder
einmal in den Vordergrund zu stellen, da ja sie es waren, die den
bei den Ereignissen von 1368 eine so rühmliche Rolle spielenden „Rede-
1. Dirr Studien zur Gesch. der Augsburger Zunstverfassunq 1368—1548 in
der Z. S.N., XXXIX, S. 171, Anm. 1.
2. Von Jäger unten selbst genannt.