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Schusterchronik von Clemens Jäger
ainem rat verordnet, den fürkauff, falsch gewicht, eilen und maß zu
straffen.
Bei seiner zeit im ampt ward ain alter brauch geendert, das war
dises: wan ain maister unsers handtwercks starb, so ließ man das
weib nit lenger arbaiten, dann daß man sie ungeferlich das leder, [das
sie noch] hett, verarbaiten [liefe], dann mueßt sie aufhören oder ain
mann nemen, der mueßt das maisterrecht wie ain andrer thun. [35a]
aber im 1528*. jar starb ain maister unsers handtwercks, hieß Petter
Brenner, was ain gschaumaister? gewesen, da begert sein frau, ir als
ainer armen Wittib», um ir klaine kinder erneren und underhalten zu
könnend, zu vergönnen, das handtwerck zu treiben, damit daß sie nit
als ain arme Wittfrau an den bettelstab gericht würde, sie wollt [sich]
auch, so lang sie-- die gerechtigkait der zunft nutze, ainer zunft brauch
und ordnung [genieß] halten in aller maß, als ob ir mann seligen noch
im leben were. nach irem austretten ward in ainer zunft durch den
Hansen Hörtzog^ und Hans Menhausser*, büxenmaister, umbgefragt
und mit einem weit fürgehenden merer erkennt, ir, der Wittib, zu
arbaiten zu vergunnen; doch dieweil sie ainer zunft gerechtigkait nutz-
nießen und brauchen wollt, daß sie auch der zunft brauch und ordnung
halten sollt wie ain Wittib thet, [der] aus gnaden von ainer zunft dies
vergunnt worden wer. in disem Handel wurden vil und mannicherlai
mainungen kund gethan: es were gar ain langer brauch gewesen, und
wer vor niemandts erlaubt worden, und waren wol maister [da], die
sagten, sie wurden dadurch, daß man sie mit- [35 b] arbaiten lassen
wollte^, umb vil gelt kommen, die andern sagten, es wer ain schwer
fach, ainer Witwe ire arbait zu verbieten und [sie] sampt den kindern
an den pettelstab [zu] richten, es wer ain so langer brauch, als es
immer wölle, so wer es weder göttlich, christlich oder menschlich und
ainer Wittib gar unleidenlich und beschwerlich; und es sollt ain jeder
in disem fall sein weib und seine kinder bedencken« [und sich fragen,
wie es im gefiele], wann ainer ainer zunft in emptern lange zeit
dienete und das sein versäumpte und, so er dann stürbr, würd im dann
»> zu halten und begert an ain e. zunft, er als ain a. Wittib. b> ir klaine kinder zu ainer
ernerung und unterhalten. o> sich. d) wollen. e) „bebenden" nach „ain jeder".
k> stürb, fo.
1. 1528 war Umbach „alter Zunftmeister".
2. Von ihm war schon oben S. 324 in einem andern Falle die Rede.
3. Hans Herzog: Zwölfer 1523—1533, Zunftmeister 1534,1536, 1538, in den
Zwischenjahren „alter Zunftmeister". S. über ihn Anhang 11, 8, Nr. 2.
4. Hans Jgenhauser erscheint erst seit 1530 unter den Zwölfern.
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