Full text: Augsburg, Bd. 9 (1929 / 34)

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Weberchronik von Clemens Jäger 
Ein abt, ebtissin sambt iren conventen 1 , 
Die sich fürstlich schrieben und nennten, 
Die seind das göttlich wort geflohen 
Und auf ein zeit hinaus gezogen, 
Wiewol inen das gar hart verschmacht. 
Noch hals Augspurg kein Mangel bracht. 
Herr Gott, hab unser statt in acht! 
Die letzte taffel, darunter gehören der alten und newen 
geschlechter Wappen 
Ein philosophus, genant Socrates ,» 
Halb zwei Weiber 2 3 frech, böß und reß; 
Viel zanck, spot, schmach, truebsal und neidt 
Mueßt er von in dulden allzeit, 
Kein besser kunst möcht er nicht finden, 
Dann in geduld zu überwinden. n 
Gleichfalls hat auch Augspurg, die statt, 
Zwei schwere Überbein gehabt: 
Das erst, das war der juden schaar, 
Deren dreihundert an der zal war°, 
Brachten die statt in manchen zwang 20 
Und machten uns viel übertrang, 
Wie man noch klärlich geschrieben sindt^. 
Das ander unser gaistliche sindta, 
Gaben kein ungelt, noch kein steur 
Und brauchten sonst viel abentheur. 25 
a) Der philosophus Socrates b. b) „Hat" entlehnt aus b. c) die zal war h. d) unser 
geistlich gsindt b. 
1. Der Abt zu St. Ulrich und Asra, die Äbtissin von St. Stephan < adeliges Stist). 
2. Myrtus und die bekannte Xanthippe. (Die Geschichte von diesen zweiWeibem 
eine Fabel.) 
3. Juden gab es in Augsburg nicht mehr seit 1440, in welchem Jahr sie, etwa 
300 an der Zahl, vertrieben worden waren. Wenn Jäger hier von einer Befreiung 
der Augsburger Bürgerschaft von den Juden spricht, kann er nur auf einen im April 
des Jahres 1540 ergangenen Ratsbeschluß zielen, demgemäß verboten wurde, daß 
Augsburger Bürger aus ihren Gütern Juden hielten, und angeordnet wurde, daß 
jedem in die Stadt kommenden Juden auf dessen Kosten ein Bürger zur „Bewachung 
seines Tuns" zugegeben wurde. Weberchronik, Bl. 140d.
	        
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