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Weberchronik von Clemens Jäger
[931,104] Wie das 1368 jar herschin und allerlai mißttau und be-
schwernus zwischen fürsten, Herrn, steten, gemeinden und raten für-
giengen, wie dann» die leuff der zeit klar zu erkennen geben, auch am
erber rath der zeit noch in schulden stecket 1 und sonst vilerlai fachen
[schwebten], on not, vil sonders davon zu melden — in solchen leuffen
gedacht ain gmaind alhie, es wer gmainer stat ser und hoch nützlich, die
regierung diser stat in Zunftordnung, und was zu dem freien stand
gehört, zu richten, und was dan hinfüro durch ain rat gehandlet würde,
das würd jederzeit alwegen mit der gmaind verwilligung be
schlossen und jede zunft hette ire zunftmaister dabei sitzend.
Dise red ward lange zeit haimlich umhergetragen. und obgleich-
zuvor von dem rat ain decret auffgericht war, daß man von kainer
zunft wegen, die auffzurichten, handlen sollt, dann es ainem rat nit
taugete noch gelegen sein wollet [wurde sie lauter], denn wie-! ht
andern feilen beschicht, also [ist es] auch in diesem Hergängen: so man
den menschen ain ding verbeulet, daß inen [das] je lenger je heftiger
angenem-- und [sie] dessen [desto] begieriger sind. das beschache in
disem fall auch, dann die erbersten von der gmaind sagten und gabend
für, wie daß sie von ainem rat aus gar vilen Ursachen zumal vil be-
schwernussen leiden und dulden mießten, dann der rat were beinach
all von dem stant, so man Herren nenet, hetten kaum 4 man, so der
gmaind angenem und insonders im gueten genaigt weren. und wan
der stant der zünften auffgericht were, so werend sie als ain gmaind
vil dester riebiger im zusamenfordern; sagten auch, es wer billich,
zünften und, was darzu gehört, zu haben, ursach: sie mießten die stat
mit ungelt und steuer gleich so wol als s i e helfen erhalten, zudem ward
auch auf die ban bracht, wie es so freuntlich und wol in denen steten,
so durch die zünft geregiert würden, stuende. so mießten sie auch imer
des rats und der reichen in kriegen und im ausziehen diener sein, wüßten
auch nit, wie es mit dem ungelt und steurgelt zugieng, [Bl. 106] daß
»> Hdschr. „und das dan die leuff". b) und jede zunft ire z. dabei sitzen hette. v>3"
der Handschrift „und demnach". <i> In der Handschrift „wie aber". e) angenemer.
unübersichtlich gewordenen ersten Entwurf dar, der sehr häufig auch die schwersten
stilistischen Mängel aufweist. Wir haben die in unserem Text vorkommenden sinn
losen Stellen durch Weglassung bzw. Einschiebung einzelner Worte richtigzustellen
versucht und ihren Wortlaut als „Varianten" verzeichnet.
1. S. oben S. 142.
2. Ob damit die bekannten Vorgänge von 1352 (Einschreiten des Rats gegen
die „Jakobsbrüderschaft") oder ein anderes, uns unbekanntes Vorkommnis gemeint
ist, muß dahingestellt bleiben.
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