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Einleitung
quickender Weise zum Durchbruch. Auch versteht er es trefflich, in
ähnlicher Art wie Zink es tut, die erzählten Begebenheiten mit
einem frommen Wunsch zu begleiten oder ihnen ein christliches
„Amen", „Ach Gott hilf", „Gott hab Lob" u. dgl. anzufügen. Der
Unterschied ist nur der, daß es sich bei Zink dabei um aktuelle Er
eignisse, die noch im Flusse waren, bei Jäger meist um alte Ge
schichten, denen nur noch historisches Interesse zukam, handelte. Es
gehörte dies eben nach Jägers Anschauung zu einer „biedermän-
nischen" Schreibart, die, wie er sich ausdrückt, „mehr auf dapfere,
bürgerliche Einfalt" als „auf hohe, retorische Art und Mainung"
abzielt.
Der dritte Hauptteil der Chronik endlich ist im Verhältnis zum
ersten und zweiten so kurz, daß er weniger als ein diesen koordinierter
Bestandteil des Ganzen, denn als eine Art Anhang zu den beiden
anderen erscheint. Er ist „auf die Herrn Burgermaister gerichtet, daß
die, so viel deren aus der erbern Zunft von Webern zu Burger
maistern erwellet, darin beschriben und ire Personen und Wapen
conterfectisch gemacht... werden sollen". Die Zahl dieser Männer,
auf die die Zunft natürlich nicht wenig stolz war, betrug bis zum
Jahre 1544 nach der Aufstellung Jägers fünf: zwei Artzt, Ulrich
und Jos, Nikolaus Schaller, Antoni Bimel und Mang Seitz,
in dessen letztem Zunftmeisterjahr (1543) das Buch begonnen wor
den war; in Wirklichkeit sind es aber nur vier, da Jos Arzt von
Jäger irrtümlich unter die Bürgermeister eingereiht worden.
Über die beiden Arzt weiß Jäger außer ein paar dürren Jahres
zahlen wohl wegen Mangels an Quellen nichts beizubringen. Über
Schaller hätte er leicht mehr erfahren können, denn als Jäger an
der Chronik arbeitete, muß es noch manch alte Leute in der Zunft
und in der Bürgerschaft gegeben haben, die über seine Persönlichkeit
und seine Wirksamkeit reichlich hätten Auskunft erteilen können. Was
Bimel betrifft, so war dieser erst seit 12 Jahren tot. Ihm besonders
Lob zu spenden, ging angesichts des Umstandes, daß er bei einem
großen Teil der Zunft durchaus nicht beliebt gewesen, nicht wohl
an, noch weniger aber war es schon aus Rücksicht auf seine mächtige
Sippe statthaft, das geringste, das als „verletzlich" hätte ausgelegt
werden können, über ihn vorzubringen; und so mag es Jäger für
das beste gehalten haben, dem Bilde Bimels nur ein paar nichts
sagende Sätze als Text beizugeben. Ähnlich verhielt es sich mit Seitz,