Full text: Augsburg, Bd. 9 (1929 / 34)

Glossar 
zu dem Texte der Weberchronik Clemens Jägers 
nebst den Anmer kungen und zu den Beilagen II, III, IV 
In sprachlicher Beziehung verrät alles von Clemens Jäger Geschriebene mit Aus 
nahme des unter dem Namen des Hans Jakob Fugger gehenden, zum Ruhme des 
Hauses Habsburg verfaßten „Ehrenwerkes", das vor der endgültigen Niederschrist 
von fremder Hand „emendiert" wurde, die Flüchtigkeit des Vielschreibers, der sich 
nicht die Zeit nimmt, seine Konzepte ordentlich durchzuarbeiten und deren Fehler 
erst in der von einem ihm zur Verfügung stehenden Kunstschreiber gefertigten 
Reinschrift bemerkt, in der er, um das schöne Schriftbild nicht zu verderben, nichts 
mehr oder nur ganz wenig zu korrigieren wagt. Die Edition eines Jägerschen 
Werkes bietet deshalb mancherlei Schwierigketen, da jedes, wenn man nicht störende 
Nachlässigkeiten, die manchmal an Unsinn grenzen, drucken lassen will, mehr 
oder weniger eine korrigierende Bearbeitung erfordert, die versehentliche Aus 
lassungen von Worten und Satzteilen durch Ergänzungen in Ordnung bringt, Wieder 
holungen von solchen ausschaltet und die oft verwirrte Stellung der Worte innerhalb 
eines Satzes berichtigt. Solche Mängel konnten sich bei Jäger um so leichter ein 
schleichen, als die syntaktische Gliederung seines Stiles durch lange Sätze, die er 
sorglos durch Relativpronomina oder kontinuierende Partikel in intinttum aneinander 
reiht, unübersichtlich wird und bewirkt, daß der Autor in der Mitte manches Band 
wurmsatzes nicht mehr weiß, wie er ihn angefangen hat und, ohne es zu merken, 
aus der Konstruktion fällt. Natürlich ist er auch nicht frei von den seinem Zeitalter 
allgemein eigentümlichen stilistischen Manieren, deren eine, die besonders auffällt, 
als übergründliche Schwerfälligkeit zutage tritt, kraft deren man ein einziges Wort 
—sei es ein Verbum, Substantiv oder Adjektiv —, welches das, was man sagen will, 
hinreichend zum Ausdruck bringt, durch zwei oder drei daneben gestellte Worte 
noch bekräftigt, gesteigert, erweitert, wodurch oft recht Geringfügiges zu unver 
hältnismäßig großer Wichtigkeit aufgeblasen wird. Auch gefällt sich Jäger in allerlei 
Neubildungen von Worten, ansprechenden und mißglückten, die zeigen, was er 
sich in solchen Dingen zutraute, und im Gebrauch von Fremdworten, meist in Ver 
bindung mit dem synonymen deutschen Wort, mit dem er sich hätte begnügen können. 
Bei all diesen und anderen Mängeln im Stil und seiner oft allzugroßen, manchmal 
etwas aufdringlichen Redseligkeit und Breite zeigt Jäger in seinen größeren Arbeiten 
doch ein unverkennbares Erzählertalent, überhaupt eine angeborene schriftstellerische 
Begabung. — In den Anmerkungen werden zum guten Teil Auszüge aus den von 
dem damaligen trefflichen Stadtschreiber Walfang Hebenstreit musterhaft geführten 
Ratsbüchern gegeben, in der Kommentierung der Schusterchronik Auszüge aus dem 
Zunftbuch der Schuster, das die urwüchsige Sprache des „gemeinen Mannes" in 
der Zeit des X V. Jahrhunderts spiegelt. Das Verfahren bei Herstellung des Glossars 
Yt das gleiche wie das bei der Abfassung des Glossars in Band VII und VIII der 
Augsburger Chroniken. 3- R.
	        
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