Full text: Augsburg, Bd. 9 (1929 / 34)

Einleitung 
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bis dahin flössen, zieht Gasser die Weberchronik nur noch sporadisch 
heran, läßt sie aber doch bis zum Schlüsse nicht ganz aus dem Auge. 
So entnimmt er noch dem dritten Hauptteil die irrige Notiz, daß 
Jos Arzt im Jahre 1432 Bürgermeister gewesen. Daß er auch den 
ersten Teil des Werkes gekannt, zeigt die Erwähnung der von den 
Webern in der Lechfeldschlacht vollbrachten Heldentat und des von 
ihnen erbeuteten Schildes. 
Wenn, wie oben bemerkt, der ältere Stetten sagt, er habe die 
Weberchronik für seine Geschichte der Stadt Augsburg nicht ausbeuten 
können, so entspricht dies nicht ganz dem Tatbestand, denn in Wirk 
lichkeit hat er sie „durch das Mittel" Gassers, der für ihn auf weite 
Strecken eine Hauptquelle bildete, ohne es zu wissen, doch ziemlich stark 
benützt. Das gilt im besonderen auch für die bei ihm sich findenden 
Gesetze und Statuten; sie stammen, soweit das XIV. und XV. Jahr 
hundert in Betracht kommt, fast alle aus Gasser-Jäger; erst von 
1500 an geht Stetten unmittelbar auf die Ratsdekrete zurück, läßt 
sich aber in bezug auf das Auszuwählende auch jetzt noch viel von 
Gasser leiten. Auch Adelzreiter — eigentlich Pater Vervaux, 
der Verfasser der „Annales Boicae gentis“ — hat die Stellen, die an 
die Weberchronik anklingen, sicher aus Gasser. Aus Gasser und 
Stetten haben aber auch bis in die Gegenwart herein all die vielen 
neueren Historiker geschöpft, die sich irgendwie mit Augsburger Ge 
schichte zu befassen hatten, so daß auf diesem Wege eine große Anzahl 
von Stücken der Weberchronik weite Verbreitung fand? 
Mit David Langenmantels bekannter Regimentshistorie der 
Reichsstadt Augsburg steht die Weberchronik nur insofern in Zu 
sammenhang, als der Jäger sch e Bericht über den Handwerker 
aufstand in jene übergegangen und dadurch allgemein bekannt ge 
worden ist; doch hat ihn Langenmantel nicht aus der Weberchronik 
selbst, sondern aus Jägers Zunftehrenbuch genommen? 
Die, wie wir schon bemerkt, vr. P. Dirr zu verdankende Ent 
deckung, daß die „Weberchronik" ein Werk Jägers ist, hat die ihr 
schon früher zugewandte Aufmerksamkeit der Augsburger Lokalhisto 
riker neu belebt und Anlaß gegeben, daß sie, soweit dies möglich 
war, in diesem letzten Band der Augsburger Chroniken zur Ver 
öffentlichung kommt. 
1. Vgl. Dirr, El. Jäger usw., l. c., S. 29 f. 
2. Vgl. ebenda.
	        

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