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mit der Conductor gut werde, muß man sich auf einer Ebene das
Dreieck zeichnen (15. XXIII.) oder noch besser, man macht sich eine
dreieckige Form, damit der Conductor von einem Ende bis zum an
dern überall gleich weit werde, damit die Rakete bei ihrem Aufstei
gen nirgends sich reiben oder ein Hinderniß antreffen könne. Aus
demselben Grunde müssen auch die Fugen in den Ecken genau
schließen.
Statt eines solchen Eonductors kann man sich auch einer ei
sernen Spindel bedienen, die vollkommen gerade, und so lang wie
die obigen Bretter ist. Man muß dann aber an der Rakete zwei
möglichst weit von einander entfernte Ringe bringen, durch welche
4 die eiserne Spindel gesteckt wird. Dieses Mittel ist mir, vorzüglich
wenn die Ringe an den Enden der Rakete angebracht waren, immer
sehr gut geglückt.
Das bisher angewandte Verfahren mit dem Richtstocke ist aus
dem Grunde sehr unvollkommen, weil die Rakete wegen des Stockes
nie völlig vertikal gerichtet sein kann, weil der Schwerpunkt hier
durch den Stock so gelegt wird, daß die Vertikallinie die Axe der
Rakete nicht sein kann. Vielleicht lehren Zeit und Erfahrung In
dieser Beziehung etwas Vollkommenes; bis dahin sind die Raketen
mit den eben beschriebenen Flügeln allen andern vorzuziehen.
Ursache des Emporsteigens der fliegenden Rakete.
ES ist §. 52. gesagt worden, daß die Patrone der fliegenden
Rakete nicht mit Thon ausgcschlagen sein dürfe, weil die inflam-
mable Materie, die sich in der Flache so außerordentlich vergrößert,
auch einen vergrößerten Ausgang finden muß, so wie die Verbren
nung sich vermehrt. Diese in Dampf aus der Rakete strömende
Materie wirkt mit Federkraft auf die Luft, wie der Abt Rollet sehr
schön auseinandergesetzt bat. Denn je mehr daS Feuer zunimmt,
desto mehr Kraft zum Emporsteigen hat die Rakete, und desto mehr
vermehrt sich auch in der Fläche das Volumen des elastischen
Dampfes, was anfänglich kleiner war. Damit also die Kraft zum
Emporsteigen immer mehr zunehme, muß das Feuer seinen Ausgang
erweitern, was nicht geschehen könnte, wenn die Patrone mit einer
unverbrennlichen Materie, z. B. mit Thonerde ausgeschlagen wäre.
Je mehr die Rakete steigt, desto schneller durchfliegt sie den noch zu
durchlaufenden Raum, und zwar ist es diese erste Kraft zum Empor
steigen, welche, nachdem sie die Rakete in Bewegung gesetzt hat, ihr
selbst wieder eine gerade Kraft zum Emporsteigen mittheilt, die sich
verdoppelt und bis zu dem Punkte, wo die Materie ganz verbrannt
ist, wohl verzehnfacht.