120
nickt kannte, die aus der Verbindung eines Feuerwerkes mit einem
Ballon hervorgehen, welcher mit Wasserstoffgas gefüllt ist, bestand
trotz aller meiner Warnungen und Vorstellungen darauf, ihre gefähr
lichen Versuche zu wiederholen und stieg mehrere Male in einem
Aerostaten auf, an welchem ein Feuerwerk mit verschiedenen Effecten
angebracht war; ich wiederhole es jedoch noch ein Mal, nicht das
Feuerwerk war Schuld an ihrem Tode, sondern ihre eigene Unvor
sichtigkeit, wie sich zeigen wird.
Isinniltesbar unter ihrem Schiffe war ein großer Stern mit
Lanzenfeuer von 6 Metern (18 Fuß) Durchmesser aufgehängt. Er
hatte acht Spitzen; in jeder derselben befand sich eine bengalische
Flamme mit drei römischen Kerzen, von denen jede einzelne, falls sie
sich vökrückt hätte, zur Zerstörung des Ballons hinreichte; dessenun
geachtet geschah dies niemals. In jedem einspringenden Winkel
des Sterns befand sich noch eine römische Kerze und kleine Feuer
töpfe in der Art der Töpfe fliegender Raketen, aber nur mit Ster
nen garnirt.
In der Mitte aller dieser zerstörenden Elemente, fuhr die
Blanchard, begleitet von eben so viel Kühnheit als Gefahren, im
Glanze der bengalischen Flammen, von denen ein Theil, an ihrem
Schiffe zur Erleuchtung aufgestellt war, in die Höhe.
Mehrere Male war der Wind diesem in der That sehr lieb
lichen, aber auch für die Luftschifferin wie für die Zuschauer wahr
haft gefährlichen Schauspiele, entgegen. Dennoch' geschah das Un
glück erst am 6. Juli 1819, als Madame Blanchard, die wie im
mer darauf brannte, ihr Versprechen dem Publikum zu halten und
also genau zu der auf dem Anscklagezettel bezeichneten Stunde abzu
fahren, wie immer ihre Abfahrt nicht verzögern wollte, und deshalb
keine Zeit behielt, ihr Tauwerk nachzusehen; sie vergaß, die Taffet-
röhre zusammenzufalten, welche mit den Tonnen communicirt, in
denen das Wasserstoffgas bereitet wird. Der so vernachlässigte und
dem Spiele seiner Bewegungen überlassene Theil des Ballons, hakte
nahe an einer bengalischen Flamme oder an einer Lanze deS Sternes
fest, entzündete sich und trug den Brand bis in den Ballon selbst.
Bald brannte alles Wasserstoffgas nnd zerstörte die Taffethülle, die
nun nicht mehr von der Luft getragen wurde. Der Fall der Ma
dame Blanchard war nun unvermeidlich; sie fiel aus einer Höhe von
etwa 1000 Toisen in die Straße de Provence mit einer solchen
Schnelligkeit nieder, daß ein starkes Dach unter ihr einbrach; der
Rest.des Ballons trug sie in die Straße, wo sie in demselben Au
genblicke todt gefunden wurde.