Tie Bewcgungsnrsachen der Rakelen.
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XXII.
Die Sewegungsursachen der Raketen.
Wir widmen der Besprechung der Bewegungsursachen
der Raketen einen besonderen Abschnitt dieses Werkes, weil
wir gefunden haben, daß in den verschiedenen pyrotechnischen
Werken gerade über diesen Gegenstand meistens sehr irrthüm-
liche Ansichten verbreitet sind.
Wenn wir zuvörderst den Vorgang ins Auge fassen,
welcher beim Abbrennen der Raketen stattfindet, so nehmen
wir wahr, daß die Entzündung eines sehr explosiblen Satzes,
welcher beim Verbrennen eine sehr große Menge Gase von
hoher Temperatur und in Folge dessen enormer Spannkraft
entwickelt, in unmeßbar kurzer Zeit an einer Stelle erfolgt,
von wo sie sich allseitig fortpflanzen kann, nämlich nahezu
in die Spitze der Seele der Rakete (vergleiche Fig. 16).
Die Entzündung pflanzt sich zuerst längs der Oberfläche
der Seele fort und bringt den Satz, welcher rings um
die Seele geschlagen ist, fast in einem und demselben Augen
blicke zur Entzündung; der Zehrungssatz, welcher einen größeren
Querschnitt besitzt, kommt einen Moment später zur Ent
flammung. Wir bemerken hier, daß der Zeitunterschied zwischen
der Entflammung des Satztheilcs, welcher rings um die
Seele liegt, und jenem, welcher die Zehrung bildet, in Wirk
lichkeit nur einige Hundertstel einer Secunde betragen kann;
doch ist es wichtig, diesen Zeitunterschied festzustellen. Erst
nachdem auch der Zchrungssatz fast vollständig verbrannt ist,
kann die Flamme durch das Loch der Schlagscheibe in die
Kammer gelangen und die Versetzungsstücke in Brand setzen.
Beim Entzünden muß jener Theil des Satzes, welcher die
Seele bildet, zuerst entflammt werden, und ist demnach auch,
wie erwähnt wurde, die Zündschnur genau so anzubringen,
daß sie den Zehrungssatz eben berührt; einige Pyrotechniker
wollen sogar, daß die Zündschnur nur bis zu einer gewissen
Höhe in den Zehrungssatz reiche; wir haben aber die Er-