Full text: Architektonische Monatshefte, VI. Band (1900)

  
  
Skizze für einen decorativen Abschluss der n.-ö. Landes-Ausstellung 
im Wohlfahrtspavillon der Jubiläums-Ausstellung in Wien. 
Profanbauten Bamberg’s aus der Zeit des 
XII. und XVII. Jahrhunderts. 
Von Architekt OTHMAR v. LEIXNER. 
Franken ist in der Zeit des XVII. und XVIII. Jahrhunderts der 
Mittelpunkt einer grossartigen Kunstbewegung gewesen. Allerorts 
entstanden, von erster Künstlerhand geschaffen, Yerrliche architek- 
tonische Schöpfungen. Die geistlichen F ürsten, allen voran die Grafen 
Schönborn, und die Klöster traten 
hier als Kunstmäcene im grossen 
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Architekt Adolf R. v. Inffeld in Wien. 
kirche, die obere Pfarrkirche, 
erwähnenswerth, En aber 
umgebaut wurden. 
Stefanskirche und St. Gangolfskirche 
zum grossen Theil in der Barockzeit 
Das Stadtbild hat heute überhaupt in seinen 
älteren Theilen ausgesprochenen Barock-Charakter. Bestimmend 
tritt das steile Mansarddach mit den kleinen Fensterchen auf. Auf- 
fallend wird dieser Eindruck in architektonischer Hinsicht vor 
allem für den, der von Nürnberg seinen W eg hierher nimmt. Von 
EN esse sind die‘ Stadtpartien an der oberen Regnitz, besonders 
i Vergleich mit den charakteristischen Partien an der Pegnitz 
in Nürnberg. Der Barockzeit ge- 
  
Stile auf und ermöglichten es den 
genialen Meistern dieser Zeit, her- 
vorragende architektonische Auf- 
gaben zu lösen. Heimische und 
fremde Künstler sehen wir in den 
fränkischen Landen thätig. Von den 
Fremden sei Petrini und Andrea 
dell’ Pozzo angeführt, von den 
heimischen Neumann und Dintzen- 
hoffer. Diese beiden ragen weit über 
die anderen Meister empor. Balt- 
hasar Neumann, der geniale Erbauer 
der Würzburger Residenz, Leon- 
hard Dintzenhofferund Andrea dell’ 
Pozzo sind mit der Baugeschichte 
Bamberg’s enge verbunden. Ihnen 
verdankt esdas Beste aus dieser Zeit. 
Bamberg nimmt unter den 
Städten Frankens einen hervor- 
ragenden Platz in der mittelalter- 
lichen und neueren Baugeschichte 
ein. Seine mittelalterlichen Bauten 
sind durch die vorzügliche Publi- 
cation Aufleger’s allgemein bekannt 
geworden. Viel Schönes aus spä- 
terer Zeit wartet aber noch darauf, 
in weiteren. Kreisen bekannt: zu 
werden. 
Urkundlich wird Bamberg das 
erstemal, im Jahre.973 als Stadt 
erwähnt. Es liegt im Regierungs- 
bezirk Oberfranken an der Reg- 
nitz in. nördlicher Richtung von 
Nürnberg. Bedeutende historische 
Ereignisse spielten sich in den 
Mauern dieser Stadt ab. Kirchen- 
Versammlungen und Reichstage 
wurden hier abgehalten, 1430 sehen 
  
  
  
hören nachfolgende hervorr agende 
Bauten an: die Martinskirche am 
grünen Markt mit ihrer massigen 
italienischen Facade von Andrea 
dell’ Pozzo, die Michaelskirche, die 
Umbauten der Jakobskirche und 
die Stefanskirche. Von den Profan- 
bauten lenken das Rathhaus, die 
neue Residenz und die beiden dem 
Archivar Böttinger gehörenden 
Häuser Judengasse 14 und Con- 
cordiastrasse‘ 28 besondere Auf- 
merksamkeit auf sich. 
Auch die unmittelbare Um- 
gebung der Stadt weist einige sehr 
hervorragende Bauten aus dieser 
Zeit auf: Schloss Banz, eines der 
prächtigsten Schlösser Frankens, 
Schloss Pommersfelden und die 
Kirche von Vierzehnheiligen. 
Bevor wir zur Besprechung 
der Bauten schreiten, möge noch 
der Thätigkeit der beiden grössten 
fränkischen Meister gedacht sein. 
Der Name der Dintzenhoffer ist 
sowohl für die fränkische, als auch 
Österreichische, speciell Prager 
Architekturgeschichte von Bedeu- 
tung. Christoph Dintzenhoffer, ein 
gebürtiger Prager, war in seiner 
Geburtsstadt mit der Erbauung 
einer Reihe von Kirchen und Pa- 
lästen betraut. Dem Sohne dieses 
Meisters, Kilian, einem Schüler 
Fischer von Erlach’s, verdankt Pr ag 
und Umgebung ebenfalls eine 
stattliche Anzahl hervorragender 
Kirchen und Profanbauten. 
Der bedeutendste Meister aus 
  
  
wir Bamlt berg von den Hussiten be- 
  
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diesem Geschlechte ist aber Johann 
  
droht, der Bauer nkrieg, der dreissig- 
Jährige und siebenjährige Krieg, 
sowie die F ranzosenkriege hinter- 
liessen ihre Spuren in der Stadt. 
Von den dem Mittelalter angehörenden Bauten ist vor allem 
der herrliche Dom zu nennen, der mit seinen prächtigen Sculpturen 
eines der besten Werke deutschen. Kunstschaffens ist. In unmittel- 
barer Nähe davon befindet sich die alte. Residenz, die von Bischof 
Egloffstein 1571 in deutschem Renaissancestil umgebaut wurde. Die 
F acade mit dem. schönen Erker. und Giebel und das grosse Portal 
zählen zu den gelungensten Schöpfunge n der deutschen Renaissance: 
Ausser diesen Bauten sind noch die Michaelskirche, Jakobs- 
Entwurf für eine Kirche in Poppelsdorf, 
Leonhard Dintzenhoffer aus Wald- 
sassen. Im Jahre 1696 wurde er 
Hof- und Landbaumeister und 
starb am 20. November 1707. 
Dintzenhoffer entwickelte eine ausgebreitete Bauthätigkeit, hat 
sich aber auch ausserdem literarisch bemerkbar gemacht. Seiner 
Hand entstammt eine Neuausgabe des Carlo ET Dieussart: 
»Theatrum architecturae civilis«, im Jahre 1697 bei Johann Immel 
Architekt A, Greifzu in Bonn. 
in Bamberg erschienen. Von seinen Bauten sind die Pläne für 
die Kirche Burgwindheim, der Umbau des SEN Ks 
Ebrach, der Umbau des Benedictiner-Klosters Michelsberg in 
Bamberg, das Karmeliter-Kloster in Bamberg, die neue  Resdenr 
 
	        
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