Heft 9
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ARCHITEKTONISCHE MONATSHEFTE
VI. Jahrgang.
auf, an der sich eine doppelte Stiege
anschmiegt, ‚die in die zweite Terrasse
führt. Die Mauer ist mit schönen Figuren
geziert, die den Charakter der Rococo
tragen. Die Räume des ersten Stockes
haben eine lichte Höhe von’4 m. Im
zweiten Stock befinden sich in der
Hauptfront die beiden Säle mit derber
Stuckdecoration und Oelbildern im
Zu Tafel 67: Fagade der Volksschule,
Fond. Das eine der letzeren stellt die
Gerechtigkeit, das andere die Kraft
des Feuers dar. Beide Gemälde befinden
sich derzeit zur Restaurirung in Mün-
chen. Der Meister derselben ist un-
bekannt. Links und rechts schliessen
sich noch eine Reihe weiterer Zimmer
an. Gegen die zweite Terrasse wurde
in neuerer Zeit ein kleiner Küchenbau
vorgelegt. Zur besseren Verbindung der
Haupträume wurde auch an der der
Hauptfront angehörenden Hof-Facade
ein Verbindungscorridor geschaffen.
Der Garten und das Innere des
Hauses befinden sich in einem grauen-
erregenden Zustand, es ist das reine verwunschene Schloss. Man findet es kaum glaublich, dass die Besitzer mit solchem Vandalismus
vorgehen konnten. Hier wäre ‚es wohl Sache der Gemeinde gewesen,
gebührend einzuschreiten. Und nun soll noch die Demolirung
des Hauses nachfolgen. Hoffentlich finden sich doch einige Stadtväter, die sich dieses hochbedeutenden Bauwerkes annehmen.
Was den Antheil Dintzenhoffers an dem Bau betrifft,
so wäre derselbe nur dann möglich,
wenn das von Gurlitt angegebene
Erbauungsdatum 1680 richtig ist. Das üppige Ornament und die leichte Behandlung des Figuralen lässt auf spätere Zeit schliessen. Die
Facade der neuen Residenz” in Bamberg
ein Werk Dintzenhoffers, steht mit rer trockenen, academischen Behandlung im directen
Gegensatz zu diesem Bau. Für Dintzenhoffer, also für eine frühere Erbauungszeit, spricht vieles in der
Grundrissdisposition. An der Hand seines Buches:
eine Reihe innerer Beziehungen, in der Stiegenanlage, Proportion der Räume und Anlage der-
REOK MAG.
HINTER BÜnNE
selben, finden.
DIRECTIONS-
KANZLEI
besten Dank auszusprechen.
TAGES-CASSA
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Zu Tafel 71, 72: Grundriss des Parterres.
VERZEICHNIS DER TAFELN:
65. Architekt E. DROLLINGER: Geschäftshaus Guggenheimer in
München.
66. Architekt ARNOLD HATSCHEK, Baumeister ANTON LANG:
Wohn- und Geschäftshaus in Wien.
67. Architekt M. CAMOLETTI: Entwurf .für eine Schule der
schönen Künste in Genf.
68. Architekt KARL BENIRSCHKE: Architekturskizze.
69. Architekt ARNOLD HARTMANN: Villa ‚im Grunewald bei
Berlin.
70. Architekt. FRANZ FREIHERR v. KRAUSS und J]. TÖLK:
Wettbewerb um ein Wohn- und Geschäftshaus in Wien, L Bez.
Wollzeile 28.
71,72. Architekt (C. M.) ALBERT H. PECHA: Concurrenz-Entwurf
zu einem Stadttheater in Baden, N.-Oe.
» Theatrum architecture civilis« lassen sich
Es sei mir gestattet, den Herren Architekt Martin und Photograph B. Haff für die schätzens-
werthen Mittheilungen und Ueberlassung von Grundrissen und Photographien auch hier meinen
Gesehäftshaus Guggenheimer in München.
(Tafel 65.)
Architekt E. DROLLINGER, München.
Das Gebäude dient ausschliesslich geschäftlichen Zwecken. Das hoch angelegte Parterre enthält
einen einzigen grossen Laden mit Nebenräumen und einer in halber Höhe” umlaufenden Gallerie,
auf bequemer Treppe erreichbar. Der Keller enthält geräumige mit dem Parterre direct verbundene
Lagerräume. Jedes der weiteren vier Stockwerke enthält ebenfalls einen einzigen grossen Raum.
Coneurrenz-Entwurf für ein Stadttheater in Baden, N.-Oe.
(Tafel 71 und 72.)
Architekt (C. M.) ALBERT H. PECHA in Wien.
Der beschreibende. Text,
Schnitte, sowie restliche Grundrisse folgen im nächsten Heft.
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Zu Tafel 67: Parterre-Grundriss der Volksschule.