Full text: Architektonische Monatshefte, VIII. Band (1902)

Musterbauernhof in Kaiserslautern. Architekten Kuder u. Müller in Strassburg. 
Goneurrenzentwurf von Strahlen umgeben zwischen der Schliessenconstruction und 
- . . . - dem Bogen des Apsisabschlusses angeordnet. 
für eine einfaehe Pfarrkirehe einer Die Taufcapelle öffnet sich gegen das Querschiff und das 
nz : a Mittelschiff in einfachen Bögen, die durch Eisengitter abge- 
mittelgrossen Landgemeinde. TE schlossen erscheinen. Das nördliche Querschiff nimmt den Her 
(Tafel 67.) Jesu-Altar auf, der von der Kanzel und vom Schiff aus gut sicht- 
Architekt OTHMAR v. LEIXNER in WIEN bar erscheint. 
Dieses Project wurde für die von Seite 
des k. k. Unterrichts - Ministeriums veran- 
staltete Concurrenz verfertigt. Die Kirche 
sollte 900 Personen Fassungsraum zeigen, 
wobei Wahl des Stiles und der örtlichen 
Anlage vollkommen freigestellt wurde. 
Das Object war vom Verfasser für eine 
kleine Gemeinde Obersteiermarks . gedacht 
und sollte sich. durch seine überaus be- 
scheidene Form vollkommen der obersteiri- 
schen Landschaft und ihrer Architektur an- 
gliedern. Von einer directen ausgesprochenen 
Stilgebung wurde vollkommen Abstand ge- 
nommen, da gerade die kleinen Dorfkirchen 
dieser Gemeinden aus alter Zeit die ver- 
schiedensten Bauepochen von der Romanik 
bis zur Barocke herauf zeigen, und gerade 
Jadurch ihren hohen malerischen Reiz er- 
halten. 
Die Architektur ist bis auf einige Details 
einfachste Putzarchitektur. Die Südfront zeigt 
den Thurm mit der offenen Thurmhalle als 
Zugang zum Seitenschiff, das den Marien- 
altar aufnimmt und gegen die Halle durch 
ein Eisengitter abgesperrt erscheint. Eine 
Kanzel, von der ausgebauten Rundstiege aus 
zugänglich, bildet gemeinsam mit dem Thor- 
motiv und dem Kreuz des Erlösers den ein: 
zigen grösseren architektonischen Schmuck 
an der Südfront. Sakristei und Paramenten- 
kammer, der Südfront zugekehrt, zeigen 
mehr profanen Charakter. Der Chor ist im 
Halbrund geschlossen und erhält einen ein- 
fachen Rundbogenfries als Bekrönung. Beider- 
seits führen an den Chormauern die Treppen 
zum heiligen Grab, das in Art der Krypten- 
anlagen unter dem Hochaltar angeordnet 
erscheint. Die Nordseite zeigt die kleine 
Taufcapelle, die als selbständiges Kirchlein 
in bescheidener Form durchgebildet ist und 
eigene Dachlösung erhält. Haupteingang an 
der Westfront, die mit einem steilen Giebel 
aufsteigt. Das Innere ist ebenfalls ohne be- 
sonderen Schmuck gedacht. Eine Schiff- 
bauchdecke aus Holz in Art der Veroneser 
Kirchenbauten (S. Zeno), bildet die Decke 
des Mittelschiffes. Der Chor ist um 1‘50 m 
erhöht und zeigt malerischen Schmuck an 
der Chorwand 5 und © in der Apsis. Als Er- Landhaus in Gross-Lichterfelde, Architekt Hermann Werle in Berlin. 
gänzung des Bildes ist der Erlöser am Kreuz (Strassenansicht.) 
= Br —
	        

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