1903
ARCHITEKTONISCHE MONATSHEFTE
Cl
HOFER &C9 ZURICH
Bauernhaus in Rüederswyl,
sind. In reichem Wechsel von Thüren- und Fensterformen konnte nicht
geschwelgt werden, das wäre zu teuer geworden. Ein nicht genug zu
schätzender Bundesgenosse ist in solchem Falle die Farbe, der Wechsel
in der Farbe; jeder einzelne Hausbesitzer kann in hellen, frischen Tönen
sein Haus streichen, wie es ihm gerade beliebt. Eben dadurch wird das
Gesamtbild anziehend — wieviel können wir in dieser Beziehung von den
kleinen Landstädtchen noch lernen!
Die Gartenfronten sind ebenso durchgeführt, wie die Strassenfronten;
von den Gärten aus müssen die Häuser mindestens ebenso anziehend aus-
sehen, wie von der Strasse aus.
Die Grundrisse sind entstanden in Anlehnung an das Konkurrenz-
programm. Die Wohnungen sollten enthalten: zwei Zimmer, Küche, Keller,
Bodenraum, oder drei Zimmer, Küche, Keller, Bodenraum, oder vier Zimmer,
Küche, Keller, Bodenraum. Eines der Zimmer sollte immer im Dachgeschoss
liegen.
Die dargestellte Häuserreihe enthält in verschiedenen Lösungen
4 Zweizimmerhäuser, 2 Dreizimmerhäuser und 1 (an der Ecke liegendes)
Vierzimmerhaus, !
Weitere Modulationen sind leicht auszudenken; namentlich, wie sich
das Bild noch interessanter gestaltet, wenn sich die Reihenhäuser an einer
geschwungenen Strasse hinziehen.
Möge der Entwurf als ein Beitrag zur Lösung der Arbeiterwohn-
frage dienen nach der Richtung, dass er zeigt, wie reizvoll und dankbar
diese so spröde erscheinende Aufgabe sein kann! Allerdings muss mit
der rechten Gesinnung und mit warmem Interesse an die Gestaltung heran-
gegangen werden. Ludwig Otte.
Textblatt: Gasthof zum Schiff (am See) Murten,
Schweiz. Aufgenommen von Professor Carl Zaar in Berlin.
in
Das Bauern-
Das Bauern-
Textblatt: Bauernhaus in Rüederswyl. Aus
haus in der Schweiz«. Erker in Eppan. Aus
haus in Oesterreich
Siehe Bücherbesprechungen.
Bücherbesprechungen.
Das Bauernhaus in Oesterreich- Ungarn und in seinen Grenz-
gebieten. Herausgegeben vom Oesterreichischen Ingenieur- und Archi-
tekten-Vereine. Verlag des Oesterr. Ing.- u. Arch.-Ver. in Wien und von
Gerhard Kühtmann in Dresden. Mit 60 Tafeln und etwa 50 Druckseiten
Text. Preis in Mappe 45 Mk., Subskriptionspreis 33 Mk.
Das Bauernhaus in der Schweiz. Herausgegeben vom Schweizerischen
Ingenieur- und Architekten-Verein. Verlag von Hofer & Co. in -Zürich;
Kommissionsverlag von Gerhardt Kühtmann in Dresden. 60 Tafeln und
etwa 35 Druckseiten Text. Preis in Mappe 51,25 Mk., Subskriptionspreis
38,50 Mk.
Mit hoher Freude verfolgt jeder Fachmann das Fortschreiten des
grossen Sammelwerkes über das Bauernhaus, unstreitig einer der bedeu-
tendsten Veröffentlichungen der Gegenwart. Den voraufgegangenen Liefe-
rungen des deutschen Bauernhauses (vergl. unsre Besprechung in Heft 5
vorigen Jahrgangs) sind inzwischen je 2 Lieferungen des Oesterreichischen
und Schweizer Bauernhauses gefolgt, die an Reichtum des Inhaltes völlig
ebenbürtig sind. In den österreichischen Blättern finden wir eine Fülle von
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CZ
Verkleinerte Darstellung aus »Das Bauernhaus in der Schweiz«.
Heft 4
schönen Holzdetails und malerischen
Einzelheiten wie Erkern u.s.w. aus
Tirol und Salzburg, prächtige Fach-
werksbauten aus dem Egerlande und
reiche Holzbauten aus der Gegend
von Turnau und Leitmeritz, sowie
hochinteressante Sgraffitoverzierun-
gen von ländlichen Bauten in Steier-
mark. Unter den Schweizer Auf-
nahmen treten besonders die von
Jacq. Gros und Paul Ulrich in Zürich
durch wirkungsvolle Darstellung
hervor, Unsere Abbildungen geben
einige Proben des Inhaltes, die
unsre wiederholte angelegent-
lichste Empfehlung des Werkes nur
bekräftigen können.
Altrömische Heizungen. Von
Otto Krell sen., Ingenieur... Mit
30 Textfiguren und 1 Tabelle.
München und Berlin, Druck und
Verlag von R. Oldenbourg. 1901.
Preis 4 Mk.
f Wenn man von römischen
A Heizungen hört, steigen . unwill-
kürlich die Bilder der Hypokausten,
der alten Fussboden- und Wand-
heizung auf, mit deren ausgedehnten
Anlagen die alten römischen Villen,
die Bäder und Kaiserpaläste ver-
sehen waren, und wo nur bei den
Ausgrabungen die bekannten in
Reihen stehenden niedrigen Pfeiler-
chen freigelegt werden, sieht man
zweifellos darin die Ueberreste der
alten Heizvorrichtungen. Die
vorliegende Abhandlung räumt mit
dieser Vorstellung von Grund aus auf. Der Verfasser ist Heizinge-
nieur; er hat die altrömischen Heizanlagen an Ort und Stelle, nament-
lich in Pompeji, als Fachmann studiert und seine Untersuchungen
haben ihn zu Ansichten geführt, die von den uns überkommenen weit
abliegen, aber doch nicht in völlig unlösbarem Widerspruch mit der
geschriebenen Ueberlieferung stehen. Aus dem Inhalte der in ihrer ein-
fachen, sachlichen Fassung anschaulich und überzeugend wirkenden Ab-
handlung seien zur Kennzeichnung des Gedankenganges hervorgehoben
die Kapitel über Brennmaterial, Heizung durch Holzkohlenbecken, Er-
wärmung des Wassers der Bäder in Kesseln, Heizung durch Hypokausten,
Luftheizung und Kanalheizung, Zweck der Unterkellerung und. der Tubu-
lierung der Wände. Unter den als Ergebnis der Untersuchungen fest-
gestellten Leitsätzen erscheinen als die wichtigsten: dass die Heizung der
Wohnräume überwiegend durch im Raume selbst aufgestellte Holzkohlen-
becken erfolgte, dass die Hypokausten-Massenofenluftheizung nur ausnahms-
weise angewandt wurde; dass, wo Holzkohlen fehlten, auch Kanalheizungen
mit ausserhalb des Gebäudes liegender Holzfeuerung eingerichtet wurden;
dass das Wasser für die Bäder nicht durch Unterheizung gemauerter und
mit Marmorplatten ausgelegter Badewannen, sondern in metallenen Kesseln
erwärmt wurde, und dass endlich an keiner Stelle die Hohlräume in Fuss-
böden und Wänden, die Tubulation, von Heizgasen durchzogen wurden,
um den Innenraum zu erwärmen, dass die Tubulation vielmehr lediglich der
Trockenhaltung der Wände diente. 7
In einer Schlussbetrachtung finden wir die Anwendung der Resultate
der Untersuchungen auf verschiedene römische Baureste in Pompeji, dem
Römerkastell Saalburg und der Villa bei der Saalburg, in Trier (Basilika
Thermen von St. Barbara, Kaiser-
palast), in Badenweiler und Eining,
Das Krellsche Werk kann seines
anregenden und fesselnden Inhalts
wegen unbedingt und bestens em-
pfohlen werden.
(Siehe Bücherbesprechungen.)
’
Die Zimmergotik in Deutsch-
Tirol. Herausgegeben von Franz
Paukert, Direktor der K. K. Kunst-
gewerblichen Fachschule in Bozen,
Siebente Sammlung, 32 Tafeln. mit
Erläuterungen. Leipzig, Verlag
von E. A, Seemann, 1903. Preis
in Mappe 12 Mk.
Die neueste . Lieferung des
prächtigen Werkes bringt wieder
eine stattliche Reihe schöner Auf-
nahmen, neben den Möbeln, Friesen,
Thüren und Truhen schöne Ver-
täfelungen und besonders pracht-
volle Holzdecken, ferner steinerne
Thürumrahmungen, Schmiedearbei-
ten, einfache Wandmalereien, einen
steinernen Kamin u. s. w. in be-
kannter sorgfältiger und wirkungs-
voller Darstellung mit allen Einzel.
heiten, die Zeugnis ablegen von
der hohen Blüte deutscher Kunst
in Tirol am Ausgange des Mittel-
alters.
Erke
r in Eppan.
Verkleinerte Darstellung aus »Das Bauernhaus
in Oesterreich«,
‘(Siehe Bücherbesprechungen.)