ARCHITEKTONISCHE: MONATSHEFTE
Landhaus in Tölz.
Von O. Schwindrazheim.
(Schluss.)
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illerorten findet sich Die Thüren der schles-
GN die Bretterverscha- | wig-holsteinischen
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Architekt: Professor Gabriel von Seidl in München.
Volkstümliche Kunst in Schleswig-Holstein.
Klein-
des Giebels, sondern, na-
mentlich an Hinterfassa-
den, des ganzen Hauses
von oben bis unten. (Fig.15.)
Leider herrscht überall
in den Städten die fana-
tische Mehlsuppenanstrich-
seuche. Ob schönes Bal-
kenwerk da ist, ob Ent-
N 97 lastungsbögen, ob Ziegel-
Lt muster, ist einerlei, die be-
na EEE eh pt ie. kännte grauweisse oder
gelbweisse, »fein« sein
sollende Tünche überdeckt all diese Schönheit, als ob sie etwas’
Schändliches wäre, und verleiht den Städten auf den ersten
Blick den niederdrückenden Ausdruck der bodenlosen Lange-
weile! Aber, wie das z. B. bei Glückstadt der Fall ist: geht
man: vors Thor aufs nächste Dorf, sieht man wieder ganz ver-
lung und zwar nicht nur | stadthäuser sind eigentlich
ein besonderes, leider noch
ganz unerforschtes Kapitel
für sich. Fast überall, selbst
in den kleinsten Nestern,
an den kleinsten Häuschen,
finden wir nette, anmutende
Thüren meistens aus der
Zopf- und Empirezeit (aber j
auch Rokoko- und Bieder- “WM
maierstil). Es sind ganz
ausserordentlich reizvolle
Lösungen, in denen sich
schleswig - holsteinisches
Volkstum mit den neuen,
in ihrer Einfachheit dem Fig. 16. Umrahmung einer Stubenthür in
Friedrichstadt,
Volkscharakter entgegen-
kommenden Formen abfand. Bisweilen ist die Thür zweiflügelig
mit ungleich breiten Flügeln. Zwei-oder drei nebeneinander-
gnüglich bunte kräftige Farbe, rotes oder grünes oder weisses | liegende Thüren sind auch wohl durch eine Umrahmung zu-
Balkenwerk, grüne oder rote ‘Bretterver-
schalungen von dem roten Mauerwerk ab-
stechen! . Doch die Herren kleinstädtischen
Malermeister sehen das wohl als‘ »bur’sch«,
als bäurisch-geschmacklos an, und sie könn-
ten so viel dazu beitragen, unsre Klein-
städte etwas fröhlicher aussehen zu machen!
Vielleicht sogar kämen, wenn man die
Tünche überall entfernte, noch allerlei cha-
rakteristische Unterschiede der einzelnen
Städte heraus. Wird heute einmal das Bal-
kenwerk andersfarbig angestrichen, als das
Ziegelwerk, so kann man zehn gegen eins
darauf wetten, dass es höchstens hellbraun,
aber ja nicht bunter angestrichen wird —
Gott bewahre, langweilig muss es bleiben,
das ist vornehm! Fig. 17.
Einfahrtsthor in Rendsburg.
sammengefasst. Von der Bauernhausthür
her stammt die Einrichtung, dass der obere
Teil ein zu öÖffnendes Fenster mit anders-
farbigem Rahmen enthält. Die Verzierungen,
meist Mäander, Zickzack, Rautenfriese und
-muster, Parallelstreifung, zarte Profilierungen
u. dgl., Kränze, Gehänge, Blumen, sind
leicht, aber flott geschnitzt; selbst missver-
standene, umgebildete Formen fallen gar
nicht unangenehm auf — es offenbart sich
im ganzen eben etwas Reines: unbefangenes
Volkstum, das gar nicht blenden will oder
um Beifall bittet, das für sich, lediglich für
sich sein Haus geputzt hat. Die Bemalung
scheint Grün zu bevorzugen. Hinter dem
Gitterwerk des Thürfensters liebt man eine
saubere weisse Gardine, in der Mitte zu-