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903 ARCHITEKTONISCHE MÖNATSHEFTE
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Il Mittelalterliche Holzbauten in Nordfrankreich.
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Reiseskizze von Aug. Leo Zaar,
Architekt und Dozent an der Königl. Kunstschule in Berlin.
G Ya, das war eine Studie, die diese Reise anno domini 1900 bot. Reich und
Bas e) wert einer eingehenderen Beachtung sowohl bezüglich der vorhandenen
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=> )) 5 Baudenkmäler als auch der aus denselben klingenden Baugeschichte des
= | Ur französischen Nordvolkes und seiner begabten und prachtliebenden
=s; N A AG DT => Herrscher, der Könige Karl VIII. von 1483—1498, Ludwig XII. von 1498—1515 und
A: LT des zwar excentrischen, aber als eifrigster Förderer der schönen Künste bekannten
N I \ zz ranz I, der aus einer Nebenlinie des Hauses Valois stammte und von 1515 bis
EN ) 8 = 1547 regierte.
© x 7 BE | l | Besonders dem letzteren haben wir die gediegene und reife Entwickelung der
N I US Bear französischen Frührenaissance zu verdanken; wenn er auch selbst noch auf den
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x = AvUsKRAGUNG ÜBER Werken des Mittelalters fusste, so drang doch, unterstützt von berufenen italieni-
| NE ERDGESCHOSS. schen. Künstlern, die Renaissance immer weiter vor und seine Zeit hat uns Pracht-
N bauten hinterlassen, welche uns mit Bewunderung und Wertschätzung erfüllen
KV müssen, so die Schlösser zu Blois, Rochefoucauld du Pailly, die Stadthäuser zu
Orleans, Beaugency und nicht zum wenigsten
die Fachwerkbauten der Normandie in Beauvais,
Rouen, Lisieux (manoir Francois I“ ä la rue aux
fevres), Ca@n, Chartres u. s. w.
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BIN Lübke schreibt in seinem Werke über die
A nn französische Renaissance p. 179: »Wenn auch
R NS K die Stände von Blois im Jahre 1520 ein Gesetz
A en = gegen die Bauweise des Fachwerks herausgaben,
‘ 5 5 welches das Vorkragen der oberen Stockwerke
© SS untersagte, um den Strassen nicht die nötige
E Luft und das Licht zu entziehen, so ist doch
ha) | N | / nicht zu bezweifeln, dass dieses Gesetz in Wirk-
Wr E nz lichkeit noch lange umgangen wurde, So finden
IB © wir denn noch Fachwerkbauten aus der Mitte
des XVI. Jahrhunderts, an denen ausschliesslich
noch die dekorativen Formen des gotischen Stiles
herrschen und bei denen man vergeblich nach
A einem Hauche der Renaissancekunst forscht.«
Und fürwahr, eine reiche Auslese ergab sich
auf unserer Fahrt, wie die nachfolgenden Skizzen
zeigen, die allerdings nur einen kleinen aus-
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ZZ. Bevor ich an eine detaillierte Be-
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——=z=_.x\ ; schreibung derselben gehe, kann ich S
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nicht umhin, der Bevölkerung der
nordischen Provinzen, speziell der
Normandie, einige anerkennende Zei-
len zu widmen, welche die Liebenswürdigkeit und das Entgegen-
kommen der Stadt- und Landbewohner in das hellste Licht stellen
sollen. Waren diese doch unter uns Jüngern der Kunst schon sprich-
wörtlich geworden; nichts von Gehässigkeit gegen die Allemands
oder Prussiens; wo wir eintrafen, wurde uns freundlichster Empfang
und bereitwillige Auskunft zu teil.
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