1903 ARCHITEKTONISCHE MONATSHEFTE Heft 9
Architekt: Paul Möbius in Leipzig.
Ausgeführt von Paul Möbius und
Arthur Starke daselbst.
Landhaus des Herrn Kunstmaler
M. Loose in Leutzsch bei Leipzig.
schaftungsräume, Küche, Spülküche, Schenke u. s. w., die ihrerseits wieder
in direkter Verbindung mit dem Garten stehen. Zwei elektrische Aufzüge
führen zum grossen Saal. Gegenüber dem Eingang ins Bräustübl liegt ein
Gartensaal, der im Winter bei grossen Festlichkeiten auch als Garderobe
benützt werden kann.
Ueber die 3 m breite Haupttreppe gelangt man zum Vorraum des
grossen Saals im ersten Stock. . Hier ist die Garderobe und der Zugang
zu einem über dem unteren Gartensaal liegenden Saal, der mit den runden
Turmzimmern und einer ungedeckten Terrasse nach dem Garten in Ver-
bindung steht.
Zum grossen Saal führen drei Thüren in der einen Schmalseite; an
der entgegengesetzten Schmalseite und an zwei Stellen gegenüber der
Fensterwand wurden Galerieen eingebaut und durch Entfernung von vier
Stützen in der Mitte des Saales ein grösserer Tanzraum geschaffen, in
dessen Mitte bei Gelegenheit das Musikpodium aufgestellt wird. Im
übrigen behielt der Saal seine frühere architektonische Ausgestaltung, wie
Täfelung, Balkendecke u. s. w., nur wurde durch geeignete hellere Farben-
gebung den etwas gedrückten Höhenverhältnissen entgegenzuarbeiten
versucht. Gegenüber der Fensterwand befinden sich die Schankräume
und Speiseabgaben, wie auch der Ausgang zur Nottreppe — der früheren
Haupttreppe.
Im zweiten Obergeschoss sind die Wohnung des Wirts und die
Dienstbotenräume untergebracht, durch eine vom Erdgeschoss aufführende
Nebentreppe zugänglich. Sämtliche Räume erhielten Dampfheizung und
elektrische Beleuchtung aus dem Maschinenhause der Brauerei, Bräustübl
und grosser Saal Ventilation durch einen im Keller aufgestellten elektrisch
angetriebenen Ventilator.
Das Aeussere des Anbaues stellt sich als Putzbau dar; auf klare und
doch malerische Gruppierung der Massen und schöne Silhouettierung
wurde das Hauptgewicht gelegt. Reiche Architekturformen sind überall
vermieden. Nur die zwei Haupttürme erhielten zwischen den beiden
oberen Geschossen einen breiten ornamentierten Fries in aufgetragenem
Stuck und der Hauptgiebel ein grosses Rundbild — das Münchner Kindl —
aus farbigen Fliesen. Das Dach ist mit roten Ziegeln, die zwei Ecktürme
sind mit Kupfer abgedeckt.
Die ausserordentlich schwierigen und komplizierten Auswechselungs-
arbeiten im alten Bau und der ganze Neubau mit Ausnahme des Gartens
wurden in der sehr kurzen Zeit von Mitte Juni bis Ende Dezember 1899
von der ausführenden Firma Heilmann & Littmann bewältigt.
Pavillon und Pergola in Walmer Lodge.
(Aus House and Garden.)
I 4 SW) CARDENS Ar WALMER
N I KERZE -MENT* — +
LS AR ZALSERT. Ocks-FS:
6 „ GuETCH 9° ErcorA exe ns
E ARDEN AYUSE* a ©
"Tita HM Arrson.
Architekt: Th. H. Mawson.
Tafel 7l. Land-
haus des Herrn Kunst-
maler M. Loose in
Leutzsch bei Leipzig.
Architekt: Paul Mö-
bius.in Leipzig. Aus-
geführt von Paul Mö-
bius und Arthur Starke
daselbst.
Das Haus ist geeignet,
zwei getrennt wohnende
Familien aufzunehmen.
Sockel und Treppe sind
aus Granit, die Fassaden
in graublauem Putz aus-
geführt, das Holzwerk
weiss gestrichen. Das Dach
ist mit dunkel graublauen
Ziegeln eingedeckt.
Tafel 72. Ge-
dächtnisturm für Jo-
hannes Quistorp bei
Stettin. Architekt: Bau-
rat Franz Schwechten
in Berlin.
Der CGedächtnisturm
für Johannes Quistorp bei
Stettin wurde im Jahre
1901/02 durch den kgl. Bau-
rat Franz Schwechten in
Berlin im Auftrage des
Herrn Martin Quistorp, als
Denkmal seines verstorbe-
nen Vaters, Kommerzien-
rat Johannes Quistorp,
erbaut.
Als Baustelle ist ein
ca. 50 m hoher, bewaldeter
Hügel, in landschaftlich
hervorragender Lage, um-
geben von Parkanlagen,
gewählt worden, welche
der Bevölkerung Stettins
zum Besuche geöffnet sind.
Die in Höhe der Ter-
rasse, 4,60 m über Ge-
lände, angeordnete Turm-
halle wird ein Marmor-
standbild des Verstorbenen
aufnehmen.
In ‚den gewölbten
Räumen unter der Ter-
rasse werden Modelle,
Maschinen, Zeichnungen
u. dergl. von dem um-
fassenden
Wirken
desselben
Zeugnis er
geben. HEHE = x Es
Das Bau- . ven
werkdient Gedächtnisturm für Johannes
zugleich Quistorp bei Stettin.
als Aus-
sichtsturm und hat deshalb eine reichliche und bequeme
Treppenanlage bis zur obersten Plattform erhalten.
Fundamente, Hintermauerung und Gewölbe
sind in Stampfbeton, die Treppenstufen, Brü-
stungen, Konsolen u. s. w. in Kunststein aus
den Quistorpschen Zementwerken in Stettin her-
gestellt.
Für das Cyklopenmauerwerk und die Säulen
des Unterbaues haben die Familiengüter auf der
Insel Rügen das Material an Granitfindlingen ge-
liefert. Das Aeussere des Turmaufbaues ist in
sogenanntem Klosterformat, 14: 28:9 cm, in Ziegeln
und Eisenklinkern ausgeführt, sämtlich aus den von
Johannes Quistorp gegründeten Ziegeleien zu Ucker-
münde und Scholvin.
Auch den Fliesenbelag der Hallen und Ter-
rassen haben die obengenannten Ziegeleien und
° Zementwerke nach Zeichnungen und Angaben des
Architekten hergestellt.
. Die Ausführung der erwähnten Statue, der
ET sitzenden Figuren, sowie der Reliefs ist dem Bild-
hauer Manzel in Berlin übertragen worden.
Für die Fenster der Gedenkhalle und der Aus-
stellungsräume ist Kunstverglasung in Aussicht ge-
nommen.
Maasteld,
6 eh
Sudemk halle
Architekt: Baurat
Franz Schwechten in Berlin.