Full text: Architektonische Monatshefte. Vereinigt mit Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst, IX. Band (1903)

an Eee 
  
  
1903 ARCHITEKTONISCHE MONATSHEFTE 
treuen Nachbildung von »der 
Väter Werken« das Heil zu fin- 
den sei. 
So blieb die Grundform, die 
schon einmal alle diese Stile 
überdauert hatte, unverändert 
der Teile zu einander verschob 
sich immer ungünstiger und 
immer mehr unter der willkür- 
der minderwertigen Durchfüh- 
rung infolge der Verbilligungs- 
versuche der Massenerzeugung. 
Gerade als unsre Beleuchtungs- 
industrie die besten Geschäfts- 
jahre zu verzeichnen hatte, war 
selbständiges künstlerisches 
Schaffen — nicht routiniertes 
und talentvolles Kopieren — in 
der Gestaltung von Beleuchtungs- 
körpern am seltensten. 
Wenige Jahrzehnte haben 
dann in rascher Folge zunächst 
die ausserordentlichen tech- 
nischen Fortschritte gebracht, 
zu seiner heutigen Höhe ge- 
Ampere Ans mit om... führt haben. Noch: sind keine 
zwanzig Jahre vergangen, seit die 
Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft zum ersten Male in Berlin in 
einigen Räumen an der Friedrichstrasse eine Ausstellung von 
Beleuchtungskörpern aller Art für elektrisches Glühlicht ver- 
anstaltete. Mit ihr begann die erste gewaltige und durchgrei- 
fende Umwälzung auch auf dem Gebiete der Leuchtkörper- 
gestaltung. 
Zunächst freilich schien auch dieses neue Licht auf die 
Form der Beleuchtungskörper nur äusserlichen Einfluss zu üben. 
Man war schon zufrieden, dass die elektrische Glühbirne 
gestattete, von Cylinder und Kugelglocke abzugehen und an 
deren Stelle freiere Formen und Fassungen zu setzen, wie man 
sie zum Teil ja schon früher bei den Kerzenkronen angewendet | 
hatte. Gab doch die Möglichkeit, die Glühlampen nach Belieben 
anders als senkrecht nach oben zu stellen, so viel Gelegenheit 
zu neuen Mustern, dass man die alte Lichterkrone und die 
alten Modelle ruhig beibehielt. Man brauchte ja nur die Arme 
umzudrehen! 
  
  
  
  
  
  
i t Entworfen von Professor Martin Dülfer in München, 
Wlan tn ST Ausgeführt von Wilhelm & Lind daselbst. 
erhalten und nur das Verhältnis _ 
die einzelnen Kunstformen litten | 
lichen Zusammensetzung und | 
welche unser Beleuchtungswesen | 
  
  
kannten Beleuchtungseffekten 
‚amerikanischen Beleuchtungs- 
 tigster Weise verwendeten 
neuen farbigen, meist opali- 
Gläser zeigten. Man sah an “= . ——- —- 
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Heft 12 
    
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Hängeleuchter, Entwurf von Willy O. Dressler in Charlottenburg, 
Die Erkenntnis, welche unendliche Mannigfaltigkeit in der 
Gestaltung der Beleuchtungskörper der Einführung des elek- 
trischen Lichtes abzugewinnen ist, vermochte sich, dank dem 
befangenen Rückwärtsblicken der Musterzeichner, bei uns 
erst langsam und durch äussere Einflüsse angeregt, Bahn zu 
brechen. Aber bald sollte es sich zeigen, dass nicht nur die 
überlieferte Kronleuchtergrundform, sondern auch die herge- 
brachte Anordnung der einzelnen Lichtquellen überwunden, 
dass mit der nahezu völligen Unabhängigkeit von starren Lei- 
tungen, welche die elektrische Stromzuführung brachte, auch 
eine völlig neue Lichtvertei- 
lung, dass mit dem Verschwin- | 
den der offenen Flamme die | 
Möglichkeit von bisher unbe- 
    
aller Art gegeben war, so dass 
man heute schon für die In- 
nenbeleuchtung thatsächlich 
von einer völlig neuen Be- 
leuchtungskunst reden darf. 
Mit Entzücken wurden vor 
zehn Jahren nach der Welt- 
ausstellung von Chicago die 
körper begrüsst, welche als 
etwas durchaus Neues und 
Eigenartiges die bewusste 
völlige Loslösung von der 
überlieferten Kronleuchterform 
und zugleich die bezaubernde 
Wirkung der in mannigfal- 
sierenden und irisierenden 
Stehleuchter von der Aktiengesellschaft 
Stellederschweren senkrechten vorm, H, Gladenbeck & Sohn' in Berlin, 
  
 
	        

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