Full text: Jahres-Bericht des Königlichen Polytechnikums zu Stuttgart für das Studienjahr 1887-88 (1887)

  
  
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Die verschiedenen Hallen, wenn sie nicht zusammenhängen, sollen durch bedeckte Gänge mit einander 
verbunden werden; bei 1, 2 und 3 sind die Stände der einzelnen Verkäufer durch Unterschiede zu trennen. 
Zu 1, 2, 3 und 4 sind sodann in einem je bequem zugänglichen Souterrain kühle Aufbewahrungsräume 
vorzusehen. 
Weiter sind erforderlich: ein Gelass für die Polizeiwache, mehrere Gelasse für den Marktmeister und den 
: Einzug des Octroi, die Fleischschau und eine kleine Wohnung für den Marktwart, sowie eine entsprechende Anzahl 
von Aborten. 
Da sich in dieser Stadtgegend kein Kirchturm mit Uhrwerk befindet, soll der Neubau benützt werden; 
um derselben einen Uhrturm mit Schlagwerk zu verschaffen. 
Das nötige Wasser ist durch die Stadtwasserleitung verfügbar und soll in den Gebäuden reichlich zur Ver- 
teilung kommen wie auch zum Schmuck der Bauanlage als Zierbrunnen verwendet werden. 
Die nicht verwendete Grundfläche ist durch Bepflanzung mit Bäumen zu beschatten. 
Verlangt werden: 
die Grundrisse im Massstabe von 1: 100, 
die Aufrisse und Durchschnitte im Massstabe von 1:50, 
nebst Angabe der wichtigeren Einzelheiten der Konstruktion in 1:95, 
sodann eine Begleitschrift, aus welcher die Begründung der gewählten Bauanlage und Konstruktion zu 
ersehen ist.* 
Es sind 2 Bearbeitungen eingegangen, welche folgende Beurteilung fanden und zwar: 
1. Der Entwurf mit dem Motto: „Merkur“, 
„Die Gesamtanlage nimmt ein Rechteck von 90 m Länge auf 50 m Breite in Anspruch, überschreitet sonach 
mit 4500 qm nicht das Verlangte. 
Der Bau zerfállt in einen mittleren Langflügel, an dessen Enden sich zwei Querflügel anschliessen, die an 
der Vorderseite weniger hervorragen als an der Rückseite. An letzterer sind in den freien Hofraum an dessen 
Aussenseite zwei für die Polizeiwache und den Octroi-Einzug bestimmte Gebáudchen symmetrisch gestellt, neben denen 
sich die Einfahrten in den Hof befinden. In der Mittelaxe ist auf der Vorderseite des Querbaues der quadratische 
Uhrturm in der Weise angebracht, dass er mit seiner halben Tiefe nach aussen und ebensoviel nach innen hervor- 
ragt. Jenseits entspringt der einen Hervorragung ein Windfang. Der Querbau zwischen den Seitenflügeln ist ganz 
für den Gemüsemarkt, der linke ganz für die Fleischwaren bestimmt. Der rechte Flügel dagegen ist vorn für den 
Verkauf im Aufstreich, mitten für die Fleischhalle und rückwürts für die Gelasse des Marktmeisters abgeteilt. 
Die einzelnen Abteilungen des Markts sind für die verschiedenen Waren in den geforderten Flächen- 
ausdehnungen vorhanden, der Blumenmarkt jedoch unter freiem Himmel gelassen, was nicht zu beanstanden wäre, 
allein eine Vorrichtung zu Beschattung der aufgestellten Blumen ist nicht angegeben. 
Wäre gegen die Raumverteilung im ganzen wenig einzuwenden, so fällt die eigentümliche Ausnützung 
desselben auf. In den drei grossen Hallen’ sind Galerien angebracht, die dem Umfang der Halle folgen und deren 
Breite 3 m beträgt. In der Begleitschrift ist gesagt, dass diese Galerien teils zum Spaziergang für das Publikum, 
teils als eine angemessene Vergrösserung der Halle selbst dienen, indem sie auch noch für den Verkauf von Geräten, 
Geschirr etc. verwendbar seien. Zur Unterstützung dieser Galerien sind an dem Rand nach innen eine entsprechende 
Anzahl von gusseisernen Stützen gestellt, die bis unter den Dachstuhl reichen und eine Verringerung der Spannweite 
desselben bezwecken. 
Unglücklicherweise sind aber die Marktstände so angeordnet, dass die Stützen der Galerien mitten in die 
Gänge treffen, und so die freie Bewegung der Kaufenden empfindlich hindern. Weit zweckmässiger wäre eine Raum- 
verteilung gewesen, bei der diese Stützen in die Unterschiede der Verkaufsstände getroffen hätten. 
Auch die eisernen Treppen, durch welche diese Galerien zugänglich sind, und welche in der Fleischhalle 
ungünstig in die Ecken geschoben, in der Gemüsehalle ohne die Benützung der vorhandenen Galeriestützen in den 
Hohlraum gestellt wurden, fielen an und für sich zu eng aus, dann sind sie bei der langen Erstreckung dieser Galerien 
nicht zahlreich genug, und fiir die zu ersteigenden 7m Hohe nicht einladend zur Benützung dieser Galerien. 
 
	        

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