Full text: Jahres-Bericht der Königlichen Technischen Hochschule in Stuttgart für das Studienjahr 1899/1900 (1899)

  
  
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Es war eine Zeit harter Arbeit, wechselvoller Anforderungen und mannigfacher Kämpfe; aber 
aus verschiedenen Verhältnissen auf verschiedenen Wegen sind schliesslich alle Technischen Hochschulen 
Deutschlands auf die gleichen Ziele losgegangen. Das berechtigt zu der Zuversicht, dass diese Ziele 
die richtigen, den geistigen und materiellen Interessen des Vaterlands wie den heutigen Kulturaufgaben 
der Menschheit entsprechenden sind. Durch die Huld Seiner Majestät und die Fürsorge Seiner Regierung 
und der Stände hat unsere Hochschule diejenige Ausgestaltung für Lehre und Forschung erreichen 
können, welche ihr eine wirksame Förderung der technischen Wissenschaft und Praxis gestattet und sie 
für die immer wachsenden Bedürfnisse des nationalen und sozialen Lebens entwicklungsfühig macht. 
Wir geloben, die neuen Rechte so anzuwenden, wie es der Würde der Wissenschaft, dem Wohle 
des Landes und dem Ansehen der Hochschule entspricht. Vor allem aber soll es unsere stete Sorge 
sein, Seiner Majestät für die grossen Aufgaben der Zeit leistungsfähige und zuverlässige Männer heran- 
zubilden. Mit Stolz wird unsere akademische Jugend den hohen Anforderungen gerecht werden, welche 
an sie gestellt werden müssen, und sich durch treue Pflichterfüllung und ernstes Streben nach tüchtigem 
Wissen und Können des in sie gesetzten Vertrauens würdig erweisen. 
In dieser feierlichen Stunde aber vereinigen sich alle Angehörigen der Hochschule in dem 
heissen Wunsche: Möge Seiner Königlichen Majestät eine lange und gesegnete Regierung beschieden 
sein. Möge Seiner Majestät Haus ruhmreich wie in der Geschichte durch die Jahrhunderte blühen an 
der Spitze eines gesunden und wirkungsvollen Gliedes eines einigen und grossen Vaterlandes! 
Der Rektor brachte nun ein Hoch auf Seine Majestät den König aus, in welches die Ver- 
sammlung dreimal begeistert einstimmte. Der Gesang des Württemberger Liedes schloss den denk- 
würdigen Festakt. : 
Die Studentenschaft der Hochschule feierte die neue Errungenschaft durch einen glänzenden 
Kommers im Festsaal der Liederhalle am 1. März 1900, welchem ausser den Angehörigen der Hoch- 
schule zahlreiche hervorragende Gäste beiwohnten. Das Präsidium führte der Vorsitzende des Aus- 
schusses der Studierenden, stud. Lufft, welcher die Erschienenen willkommen hiess und die Fest- 
und Dankrede auf Seine Majestät den König hielt, worauf die Königshymne gesungen wurde, Von 
den weiteren Reden des Abends (stud. Schumacher auf Seine Majestät den Kaiser, stud. Heintel 
auf die Gäste etc.) seien diejenigen des Herrn Staatsministers des Kirchen- und Schulwesens und 
des Rektors der Hochschule im Wortlaute angeführt. 
Nachdem die Königshymne verklungen war, erhob sich der Herr Staatsminister Dr. v. Sarwey 
zu folgender Ansprache: 
Seine Majestät der König haben mich gnädigst zu beauftragen geruht, den versammelten 
Festgästen Sein Bedauern darüber auszusprechen, an dem persönlichen Erscheinen bei dem heutigen Feste 
verhindert zu sein*), mit dem Anfügen, dass es Seiner Majestät zur Freude gereicht hat, der Technischen 
Hochschule durch die an dem Allerhöchsten Geburtstage verliehenen Rechte eine Anerkennung ihrer hohen 
wissenschaftlichen Bedeutung, sowie einen Beweis Seiner persönlichen Fürsorge zu teil werden zu lassen. 
Nach Vollziehung dieses Allerhöchsten Auftrags sei es mir gestattet, als Vertreter des Ministeriums 
des Kirchen- und Schulwesens die Technische Hochschule zu der Verleihung des Rechts der Promo- 
vierung zum Doktor-Ingenieur zu beglückwünschen. Die Verleihung dieses Rechts ist gewissermassen 
der sichtbare Abschluss der mit den grossartigen Fortschritten der Naturwissenschaft und der Technik, 
wie mit den weltgeschichtlichen Ereignissen des abgelaufenen Jahrhunderts in Wechselwirkung und im 
engsten Zusammenhang stehenden Ausbildung des technischen Unterrichts. Wie die anderen Technischen 
Hochschulen, so kann auch unsere Technische Hochschule bei dem Beginn des neuen Jahrhunderts, 
ausgegangen von bescheidenen Anfängen, mit Stolz und Genugthuung auf eine hocherfreuliche, niemals 
unterbrochene Entwicklungsgeschichte zurückblicken, auf eine immer reichere Entfaltung ihrer Wirksam- 
keit zur Verwertung der wissenschaftlichen Erkenntnis für die nationale Grösse, für das Volksleben und 
die Volkswohlfahrt. Dank den hervorragenden Lehrkräften, welche an unserer Hochschule wirken, dank 
auch den äusseren Einrichtungen, durch welche sie den bestausgestatteten Schwesteranstalten sich eben- 
*) Seine Königliche Majestät befanden sich auf einer Reise nach Berlin, 
  
  
  
  
 
	        
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